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12
2018

Lisa Hahner hat ihr Leben umgekrempelt, um im Marathon erfolgreich zu werden. Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com

„Der Fokus liegt jetzt stärker auf dem Sport“ – Marathonläuferin Lisa Hahner im Interview über ihr neues Leben in Berlin und ihre Ziele

By GRR 0

Lisa Hahner lebt und trainiert seit über einem halben Jahr in Berlin. Die 29-jährige Marathonläuferin, die 2015 ihre Bestzeit von 2:28:39 Stunden in Frankfurt aufstellte, jedoch seit Olympia 2016 bei keinem Marathon mehr ins Ziel kam, startet inzwischen für den SCC Berlin und wird betreut von Dieter Hogen.

Der Trainer führte früher Uta Pippig und eine Reihe von kenianischen Läufern in die Marathon-Weltspitze. Seine Athleten gewannen damals die fünf bedeutendsten Marathon-Klassiker: Boston, London, New York, Chicago und Berlin. Nach ihrem Neu-Anfang in Berlin gab Lisa Hahner das folgende Interview.

Lisa, Sie leben seit dem Frühjahr in Berlin. Wie haben Sie sich eingelebt?

Lisa Hahner: „Ich habe mich in Berlin sehr schnell und gut eingelebt und fühle mich hier schon richtig heimisch. Ich erinnere mich noch daran, als ich nach zwei Wochen ,Großstadtleben’ einen Termin in München hatte und als ich zurückkam spürte ich das Gefühl ,nach Hause’ zu kommen. Das Leben in Berlin ist schön aber anders!“

Was hat sich für Sie verändert?

Lisa Hahner: „Es hat sich natürlich vieles verändert. Aufgewachsen bin ich in einem 300-Einwohner-Dorf, welches ländlich in Hessen liegt. Später zog ich circa 400 Kilometer von meiner Heimat und meiner Familie entfernt in ein kleines Städtchen im Schwarzwald. Dort lebte ich, mit meiner Zwillingsschwester Anna, insgesamt sechs Jahre und war die räumliche Distanz zu meiner Familie schon gewohnt. Als ich dann im Frühjahr nach Berlin umzog, war das ein großer Schritt für mich: Das Leben in einer Großstadt und getrennt von meiner Zwillingsschwester. Anna und ich sehen uns jedoch regelmäßig und verbringen nie eine lange Zeit ohne einander. Es ist zwar ungewohnt, jedoch gut – und die Freude des Wiedersehens ist jedes Mal riesig.“

Wie ist es mit Dieter Hogen als neuem Trainer? 

Lisa Hahner: „Dieter ist ein super Trainer. Wir haben uns viel Zeit gelassen, damit wir uns erst einmal richtig kennenlernen. Wir waren gemeinsam im Trainingslager, um zu schauen, ob es von beiden Seiten passt und auch wirklich harmoniert. Wir haben dann schnell gemerkt, dass die Chemie zwischen uns stimmt und die Zusammenarbeit von beiden Seiten funktioniert und uns auch große Freude bereitet. Ich bin sehr dankbar, dass sich diese Möglichkeit ergeben hat.“

Welche Rolle spielt Ihr ehemaliger Trainer und Manager Thomas Dold?

Lisa Hahner: „Beruflich gesehen haben wir keine Überschneidungspunkte mehr. Wir sehen uns natürlich noch, doch dann nur auf privater Ebene.“

Anna ist kurzfristig auch zum SCC Berlin gewechselt. Ist es denkbar, dass sie sich der Gruppe anschließt und auch nach Berlin ziehen wird?

Lisa Hahner: „Anna trainiert bei Dan Lorang im Chiemgau bei München. Sie verbringt jedoch auch sehr viel Zeit in Berlin. Dieter Hogen und Dan Lorang schauen dann gemeinsam, wie wir als Team trainieren können, um voneinander zu profitieren. Wenn es für uns beide gut passt, werden wir auch zusammen ins Trainingslager fahren. Das entscheiden wir aber situativ.“

Wie ist es mit einem neuen Trainingspartner und in der Gruppe zu trainieren?  

Lisa Hahner: „In einer Gruppe zu trainieren hat einige Vorteile. Meine Trainingsgruppe setzt sich aus Philipp Baar, der wie ich zum SCC Berlin gewechselt ist, Fabian Clarkson, der schon seit vielen Jahren für den SCC startet, und unserem Trainer Dieter Hogen zusammen. Mein häufigster Trainingspartner ist tatsächlich Dieter. Er ist bei all den wichtigen Trainingseinheiten dabei und betreut mich meist vom Rad aus. Ab und an trainieren Philipp und ich gemeinsam. Zum Beispiel beim Krafttraining oder bei Dauerläufen. Häufig wärmen wir uns nur gemeinsam auf, trennen uns für die Haupttrainingseinheit damit jeder sein eigenes Tempo verfolgen kann und laufen schließlich gemeinsam wieder aus.“

Welches sind Ihre kurz- und langfristigen Ziele? Was glauben Sie, welche Zeiten könnten möglich sein im Marathon?

Lisa Hahner: „Ich denke immer in Vier-Jahres-Schritten, also in Olympiaden. Wenn ich gesund bleibe, kann ich mir sehr gut vorstellen, auch noch in zehn Jahren bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zu starten. Mein nächstes großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Auf dem Weg dorthin plane ich, im nächsten Jahr zweimal Marathon zu laufen. Was meine Zeiten im Marathon betrifft, möchte ich mir keine Grenzen setzen. Ich bin mir sicher, dass ich meine bisher gelaufene Zeit von 2:28:39 Stunden unterbieten kann und es noch einiges an Potenzial nach oben gibt.“

Nach außen hat man das Gefühl, dass es etwas ruhiger um Sie geworden ist und Sie weniger Termine als früher haben, stimmt das?

Lisa Hahner: „Ja, das ist richtig! Wir haben im letzten Jahr einiges überdacht. Anna und ich hatten eine Menge Freude und eine coole Zeit, in der wir sehr viel gemacht und erlebt haben. Doch wir haben gemeinsam beschlossen, dass der nächste Schritt anders aussehen soll und wir den Fokus stärker auf den Sport legen möchten. Es ist uns wichtig, innere Ruhe zu finden und unsere Termine jetzt nur noch ganz bewusst auszuwählen.“

race-news-service.com / Cecilia Wenig

 

author: GRR