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09
07
2021

MINI-MARATHON in Berlin - „Jugend forscht und macht Sportgeschichte“ - Foto: Horst Milde

Der DOSB KOMMENTAR: Ein verbaler Applaus … für „Jugend forscht Sportgeschichte“ – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

„Erzähl doch mal von früher“ – allen Eltern und Großeltern wird diese lieb gemeinte Aufforderung von ihren Kindern und Enkeln geläufig sein. Was war damals, was ist heute und was wird morgen sein? Das sind basale Fragen, um die Welt zu verstehen, in der wir uns bewegen.

Die kindliche Bewegungswelt ist darin ebenso platziert wie die Welt des großen Sports, die uns mal mehr und mal weniger bewegt: „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ lautete der dies-jährige bundesweite Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten in der Regie der Körber-Stiftung in Hamburg.

Es war bereits die 27. Ausschreibung seit 1973, aber der erste, der sich explizit dem Thema Sport widmete: Insgesamt 1.349 (!) Einzel- und Gruppenbeiträge von über 3.400 Schülerinnen und Schülern aus allen 16 Bundesländern sind eingegangen.

Jetzt hat die Körber-Stiftung die „Preisliste“ mit 245 Landessiegern und weiteren 250 Förderpreisen bekanntgegeben (vgl. DOSB-PRESSE Nr. 20 vom 22. Juni); im Herbst sollen alle preisgekrönten Schulen pro Bundesland feierlich ausgezeichnet werden an ganz prominenten Orten wie z.B. im Haus der Geschichte in Bonn für Nordrhein-Westfalen oder im Steigerwald-Stadion in Erfurt für Thüringen.

Doch vorab gilt heute schon allen beteiligten Schülerinnen und Schülern im Verbund mit ihren engagierten (Sport- und Geschichts-)Lehrkräften ein kräftiger verbaler Applaus für „Jugend forscht Sportgeschichte“ und die großartigen Leistungen aller, muss man dazu noch in Rechnung stellen, dass der Wettbewerb in historischer Corona-Zeit die Recherchemöglichkeiten in Archiven, die Befragungen von Zeitzeugen etc. hier und da sicher arg beeinträchtigt hat.

Allein die reichhaltige Palette der thematischen Zugänge zeigt Außenstehenden aber eindrucksvoll, mit welchem Interesse die jungen Forscherinnen und Forscher an die „Bewegten Zeiten“ herangegangen sind und welche Ereignisse und Personen, welche Entwicklungen und Momente sie dabei besonders berührt haben: Chapeau!

Wer sich selbst ein etwas genaueres Bild über all die preisgekrönten Projekte machen will, findet im Internet alle wichtigen Informationen dazu sortiert nach Bundesländern und aufgelistet nach Postleitzahlen der Orte der beteiligten Schulen: „Aerobic in der BRD. Podcast zu dem Thema Frauenemanzipation“ und „Mit dem Freistoß über die Mauer. Das bewegte Leben zweier Hertha-Fans in der geteilten Stadt“ lauten etwa zwei Beiträge aus Berlin. Aus Meißen in Thüringen kommt z.B.: „Das System des Leistungssports in der DDR am Beispiel meiner Mutter an der KJS in Oberhof“, aus Mainz in Rheinland-Pfalz kommt „Ein Firmenverein in sportlicher Mission: Der TSV Schott und seine Geschichte“ und aus Altenholz in Schleswig-Holstein u.a. „Olympia 1972: Terror in München – friedliche Spiele in Kiel?“.

Ein Fazit an dieser Stelle könnte etwa lauten: Noch nie in der Geschichte unseres Landes gab es so viel freiwillig und öffentlich dokumentierte Sportgeschichte auf einmal … und sodann stellen sich weitere wichtige Fragen: Wie können wir diese wertvollen schulischen Arbeiten weiter nachhaltig nutzen? Welche weiteren Impulse und Projekte können den Bundeswettbewerb, der zwar formal abgeschlossen ist, in anderer Hinsicht lokal, regional oder sogar national weiterleben lassen?

Wie kann es zukünftig gelingen, gerade (noch mehr) junge Menschen zu begeistern, „ihre Sportgeschichte“ zu schreiben und für andere museal, digital oder anderswie verfügbar zu machen. Denn: Gerade weil der Sport an sich flüchtig ist und sich nie eins zu eins wiederholt, aber ständig Neuigkeiten produziert, kommt es fortwährend darauf an, seine Spuren zu sichern:

„Erzähl doch mal von früher“ – dieser Stimulus spannt den Bogen auch über den Sport von gestern, heute und morgen.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

author: GRR