Das Kreuz mit den Straßen-Weltrekorden: Schnellste aller Zeiten, doch keine Weltrekordlerin – Von KLAUS BLUME

Es ist schon ein Kreuz mit den Weltrekorden im Straßenlauf. Am 3. April legte die britische Triathletin Beth Potter einen 5 Kilometer langen Lauf in Barrowford (Lancashire) in kaum fassbaren 14:41 Minuten zurück.

Schneller als die 29-jährige war – offiziell – zuvor niemand gewesen. Doch als Weltrekord wurde die Leistung nicht anerkannt. Der Veranstalter hatte sich für dieses Rennen – leider – die Lizenz des falschen Verbandes eingeholt.

Jetzt lief die 30-jährige Norwegerin Karoline Grovdal vor der Maarud-Kartoffel-Chip-Fabrik in Soer Odal mit 14:39 Minuten zwar das schnellste 5-Kilometer-Straßenrennen aller Zeiten – doch auch dieses wird wohl nicht als Weltrekord in die Annalen eingehen. Grovdal, von Haus aus eigentlich Hindernisspezialistin, hatte sich freilich schon gefreut: „Ich bin wegen Corona die ganze Zeit daheim in Norwegen geblieben und habe fleißig trainiert, deshalb war ich auch in entsprechender Form.“

Ihr Heimtrainer Knut Jaeger Hansen sagte denn auch im staatlichen norwegischen Fernsehen (NRK): „Ich bin von dieser Leistung nicht überrascht worden. Sie hat ja die ganzen letzten Jahre entsprechend daraufhin gearbeitet.“

Aber wohl vergeblich! Erstens wurde der Kurs in Norwegen nicht vorher ordnungsgemäß vermessen; zweitens gab es während des Rennens keinen entsprechenden Offiziellen, der einen Weltrekord abnehmen und dokumentieren durfte. Soweit der Veranstalter.

Dennoch will man Karoline Grovdal, die schon im Oktober letzten Jahres die fünf Kilometer in beträchtlichen 15:04 Minuten geschafft hatte, nun doch nicht damit abspeisen. Zumindest nicht der norwegische Verband, der bei der internationalen Leichtathletik-Vereinigung nachsuchen will, inwieweit man die 14:39 Minuten vielleicht doch in den Rekordlisten einstufen kann. Man wolle noch einmal alles genauestens nachmessen und dann alle Daten ordentlich zu Papier bringen.

Aber wie auch immer, es ist schon ein Kreuz mit den Straßen-Weltrekorden der Frauen! Der 5-km-Straßenlauf wurde schließlich erst seit Januar 2018 als Weltrekord-Disziplin anerkannt, was die Sache erschwert. Was nämlich zuvor gelaufen wurde, fällt unter die Rubrik „inoffiziell“.

Das gilt auch für jene irren 14:32 Minuten, die Joyciline Jepkosgei 2017 in Prag lief – obendrein innerhalb eines 10-Kilometer-Rennens. Also war das allein schon illegal.

Man darf also gespannt sein, wie der norwegische Rekordlauf endet. . .

Klaus Blume
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