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21
06
2018

ASC-Eigengewächs und Frauensiegerin Lisa Tertsch/ Startnummer 257). Foto: Tomas Ortiz-Fernandez

41. Darmstädter Stadtlauf: Laufsteg für Jung und Älter – Ludwig Reiser berichtet

By GRR 0

Traditionelles Hochsommerwetter beim Laufklassiker in der Innenstadt – Auch ohne Eliteläufe hat der Stadtlauf nichts von seiner Attraktivität eingebüßt – 1600 LäuferInnen sorgten einmal mehr für große Starterfelder – Lauf der 4- bis 9jährige sprengte den vorgesehen Zeitplan mit dem größten Zuspruch der Gesamtveranstaltung – T-Shirt mit dem Slogan „Bogg uff Renne“ prächtig im Gespräch

Die Erfolgsgeschichte des Darmstädter Stadtlaufes, einst als „Cup da Franco“ in der Laufszene fulminant durchgestartet, kann mit Fug und Recht um ein Kapitel verlängert werden. Über 1600 LäuferInnen sorgten einmal mehr für attraktive und vor allem proppenvolle Starterfelder. Mit 350 Meldungen zeigte sich dabei der Entega-Bambinilauf, der Wettbewerb der 4- bis 9jährigen Kids, als wahrer Magnet, sodass Stadtlauf-Chef Wilfried Raatz kurzerhand diesen Lauf teilen musste, um die Unfallgefahr bei den Kleinsten, nicht zuletzt wegen der Unerfahrenheit in einem derart großen Starterfeld, zu minimieren. Zumal ein in Darmstadt kreierter Softstart die Kids fließend in den Wettbewerb brachten.

Bei hochsommerlichen Temperaturen war dies freilich kein Problem, da sich alle weiteren Läufe um eine Viertelstunde verschoben hatten. „Die Maßnahme war absolut richtig, denn gerade unsere Jüngsten sind mit einem derartigen Feuereifer dabei, dass man hier nur bremsen kann“, rechtfertigte der Stadtlauf-Chef diese Veränderung, zumal auch die beiden weiteren Schülerläufe höchsten Zuspruch genießen durften.

„Das ist die Zukunft des Stadtlaufes! Es ist Wahnsinn, wie viele Zuschauer gerade wegen der Nachwuchsläufe die Strecke bevölkert haben. Das ist unbedingtes Gänsehaut-Feeling! Und macht letztlich auch den Stadtlauf in der aktuellen Prägung aus. Welche große Veranstaltung kann schon in der Bilanz einen Schüleranteil von über 40 Prozent vorweisen!“

Hier sehen die Stadtlauf-Macher im 12köpfigen Organisationsteam allerdings auch Handlungsbedarf. Denn schon am ersten Tag der Startnummern-Ausgabe waren die Kinder-Shirts komplett vergriffen. „Dabei haben wir schon in den Kindergrößen um 150 aufgestockt und es hat wiederum nicht gereicht. Uns blieb natürlich in dieser Situation nichts anderes übrig, als uns zu entschuldigen, da manche Kids auf die nächsten Größen zugreifen mussten und dadurch verständlichen Unmut hervorriefen! Das wird natürlich für das kommende Jahr korrigiert!“

Nicht korrigiert jedenfalls nach der ersten Veranstaltungsbilanz dürfte das veränderte Konzept des Traditionslaufes im Südhessischen werden. Zur 40jährigen Auflage des Stadtlaufes hatte man auf die Elitefelder verzichtet – und dieses auch im Folgejahr nun beibehalten. „Wir haben keine kritischen Stimmen gehört, dass deshalb ein Highlight fehlen würde!“

So ist klammheimlich aus der einstigen bunten Mischung zwischen Internationalität und regionalem Breitensport längst ein Laufevent des Freizeit- und Breitensports mit einem Schuss Leistungssport geworden.

Und die „local heroes“ ließen in keiner Phase des überaus kurzweiligen Programms die spannenden Elemente vermissen. Da lief mit Lisa Tertsch das Eigengewächs des ASC Darmstadt, der zusammen mit dem Lauftreff Darmstadt die Veranstaltung in überaus bewährter Weise über die Bühne brachte, zu einem beindruckenden Sieg bei den Frauen über die 5 km-Distanz.

Die 20jährige, die in Boston studiert und sich derzeit auf Heimaturlaub befindet, ließ in keiner Minute des Laufes der gewiss starken Konkurrenz eine Chance. „Das hat Spaß gemacht. Da es am Anfang etwas langsam war, habe ich mein Ding gemacht!“ gestand Lisa, die bei den Cross-Europameisterschaften im Dezember 2017 in Samorin ihren internationalen Einstand gegeben hatte. Mit 17:25 Minuten erzielte sie in ihrer Heimatstadt eine der schnellsten Zeiten über den Drei-Runden-Kurs, der mit einer Treppenpassage und dem Anstieg zur St. Ludwigskirche seine Tücken hatte, aber gerade deshalb dem Hindernistalent offenbar gefiel. Mit 36 Sekunden Rückstand wurde die Vorjahressiegerin Kerstin Bertsch Zweite vor der einstigen Olympiastarterin Petra Wassiluk, die ebenfalls aus dem Darmstädter Renommierverein stammt. Mit Lucie Kammer (4.), Nele Laing (7.) und Finja Schierl (8.) liefen gleich drei junge Lauftalente aus Darmstadt unter die Top ten.

Triathlet Tobias Zöller im Trikot seines Darmstädter Arbeitgeber und Stadtlauf-Sponsors Entega wiederholte im Wettbewerb „Braustübl Men’s Challenge“ eindrucksvoll seinen Vorjahressieg in starken 15:40 Minuten vor dem italienischen Austauschstudenten Giovanni Fontana Granotto (15:51) und dem Nordbadener Christoph Krech (16:03).

Bei den Mastersläufern (über 40 Jahre) triumphierte mit Jürgen Zehnder ein Urgestein der hiesigen Laufszene. Der Pfungstädter gewann in 16:36 sicher vor Jürgen Reiser (LG Odenwald) und Vorjahressieger Tobias Hegmann, der dennoch für den Stadtlauf-Sponsor Riese & Müller einmal mehr der Schnellste unter seiner 50köpfigen Kollegendelegation war. Beifall und Anerkennung aber auch für die Oldies Herbert Siefert und Manfred Asang, die mit 41 bzw. 35 Starts die Dauerbrenner des Darmstädter Stadtlaufes sind.

Eine großartige Kulisse begleitete die Schüler, die mit über 40 Prozent der Gesamtteilnehmer ausmachten, auf ihrem Laufsteg durch die Fußgängerzone. Dabei zeigten auch junge Leichtathleten des Veranstalters wie Lore Volz (Bambini-Lauf) und Jakob Werner (Schüler-Challenge II/ M12) mit Siegen ebenso ihr Können wie die für die LG Odenwald startenden Tom Nikel (Bambini-Lauf) und Marek Beysel (Schüler-Challenge I/ M14) oder die für Tria Roßdorf startende Jenny Lackinger (Schüler-Challenge I/ W15) und die für den TV Seeheim startende Ida Heidelmeyer (Schüler-Challenge II/ W11).

Ludwig Reiser

 

 

 

author: GRR