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15
08
2020

Seltsame Laufgruppe vor dem Brandenburger Tor - Foto. Dr. Ulrike Freiwald

Corona macht kreativ ODER warum ein Lauftreff die Rettung für Läufer*innen ist! Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Impressionen vom Vier-Mauern-weg-Lauf am 13. August 2020 in Berlin

Gestern vor 59 Jahren (13. August 1961) wurde in Berlin die Mauer gebaut. Gestern Abend um 18.30 Uhr traf sich eine seltsame Gruppe von elf Menschen am Brandenburger Tor, dem Symbol für Trennung und Wiedervereinigung.

Alle erhalten eine liebevoll gestaltete Startnummer – nein – ihren Startnamen. Dazu ist auf der Startnummer folgendes zu lesen: „Vier Mauern weg“ und ein Spickzettel mit vier wichtigen Daten. Spätestens jetzt wird der seltsamen Gruppe klar, dass es sich um einen Geschichtslauf durch Berlin handelt:

  • Erste Stadtmauer: 1247
  • Festungsmauer: 1658
  • Akzisemauer: 1734
  • Berliner Mauer: 1961

Im Berliner Lauftreff Bernd Hübner haben sich Ulrike und Martin zusammengetan, um für uns Hübis ganz besondere Läufe zu organisieren. Das war nun schon der dritte Lauf in den wettkampffreien Coronazeit, ganz klar immer mit Abstand.

Zuerst liefen wir Ende Juni den Flensburg-Marathon am Flensburger Löwen in Berlin, dann im Juli einen Speckgürtel- oder auch Landschaftslauf durch die ehemaligen Rieselfelder am Rande Berlins – heute eine renaturierte Landschaft im Barmin und nun am historischen Datum vier Mauern in Berlin.

Die Laufstrecke von knapp 16 Kilometern war von Ulrike und Martin wirklich beeindruckend gelegt. Ich habe sieben Jahre in Berlin-Mitte gelebt, studiert und gearbeitet und kannte trotzdem nur die Hälfte der Strecke. Unterwegs gab es 20 Stopps mit Erläuterungen zu Berlins Geschichte, diese waren liebevoll und auch humorvoll ausgewählt.

Wir konnten nachvollziehen, wo zwischen Reichstag und Charité die dritte Berliner Mauer, die Akzise- oder Zollmauer, verlief und wie nachts die Spree gegen Schmugglerschiffe verschlossen wurde.

 

Alte Akzisemauer mit Informationstafel – Foto: Dr. Ulricke Freiwald

Im Charitégelände passieren wir dann ein letztes Stück originaler Zollmauer von 1734, weiter laufen wir hinter dem neuen BND-Gebäude entlang, lernen Neues über Berliner Flüsse und wo sie fließen und stehen.

Dann laufen wir weiter nach Frankreich – o.k. – nur in den ehemaligen französischen Sektor, der von der Panke begrenzt wird. Wir passieren eine kleine Holzbrücke und werden von Ulrike, die uns mit ihrem Fahrrad samt Wasserversorgung begleitet, mit einem süßen (und gekühlten!) MERCI begrüßt.

Wir entdecken Karnickel aus Metall auf der Chausseestraße, eingelassen ins Straßenpflaster in Erinnerung an die Abgeschiedenheit des Mauerstreifens, der hier verlief.

Dann geht es vorbei an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße zum Nordbahnhof. Von da aus begeben wir uns durch ein Berliner Partyviertel an der Torstraße und werden von feiernden Party-vor-der-Kneipe-Leuten verwundert angestarrt. Warum rennen hier Leute durch einen so warmen Sommerabend?

Wir laufen in Richtung Museumsinsel und begeben uns damit in die alte Festungsanlage von 1658. Und mit dem Einbruch der Dämmerung laufen wir über den Alex an der Marien- und Nicolaikirche vorbei zum ältesten Stück Berliner Stadtmauer von 1247.

Auf verschlungenen Wegen, bei der wir mehrfach die Berlin-Marathon-Strecke mit lauten Seufzen „Dieses Jahr nicht!“ kreuzen, kommen wir über den Gendarmenmarkt zurück zum Brandenburger Tor.

Älteste Berliner Stadtmauer – Foto: Dr. Ulrike Freiwald

Direkt unter dem Brandenburger Tor erhalten wir von Ulrike und Martin liebevoll gestaltete Medaillen und eine kleine Mappe mit der Laufstrecke und allen 20 Stopps sowie den gehörten Erläuterungen. Wir haben vier Mauern weg gelaufen!
Im Biergarten neben dem Brandenburger Tor dürfen wir trotz vorgerückter Stunde mit Abstand – denn wir sind ungeduscht und es gelten die AHA-Regeln – das Läufergetränk AlkfreiHefe wegzischen.

Fazit: Ein Lauftreff und seine so aktiven Mitläufer*innen setzen wunderbare Glanzlicher im Läufer*innenalltag als Ersatz für die vielen ausgefallenen Wettkämpfe (am Samstag wären viele von uns beim 100Meilen-Mauerweglauf dabei gewesen). Corona macht Läufer*innen einfach auch mal kreativ! Eine Rettung des Läufer*innenlebens der besonderen Art!

Ganz herzlichen Dank an Martin und Ulrike für die viele Arbeit und Zeit, die ihr in diesen wunderbaren Geschichtslauf gesteckt habt! Die Hübis freuen sich auf die nächsten Events dieser Art!

Dr. Erdmute Nieke

https://germanroadraces.de/?p=156366

 

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

 DANKE für Ihre HILFE!

author: GRR