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Britische Hallen-EM-Quali 2021 in der Corona-Krise: Drei Orte, dünne Felder, aber ein 8-m-Sprung
London, Manchester und Loughborough – an drei verschiedenen Orten fanden am vergangenen Wochenenden Qualifikations-Wettkämpfe des britischen Leichtathletik-Verbandes für die Hallen-Europameisterschaften im polnischen Torun (4. bis 7. März) statt.
Hintergrund für dieses höchst ungewöhnliche Prozedere ist, dass es zum ersten Mal seit 1961 keine britischen Leichtathletik-Meisterschaften in der Halle gibt. Die Titelkämpfe in Glasgow, die für das vergangene Wochenende geplant waren, wurden aufgrund der in Großbritannien vergleichsweise zu Deutschland noch deutlich stärkeren Corona-Pandemie abgeblasen.
Das Risiko sei zu groß, teilte der britische Verband vor rund einem Monat mit. Während in Dortmund am Wochenende die nationalen Titelkämpfe mit einem entsprechenden Hygiene-Konzept erfolgreich umgesetzt wurden, boten die Briten ihren Athleten zumindest einen Wettkampf an, um die gegebenenfalls noch fehlende EM-Norm zu erreichen.
Besonders attraktiv war dieses Format nicht, die Medien nahmen kaum Notiz. Topstars wie Sprinterin Dina Asher-Smith oder der neue 800-m-Überflieger Elliot Giles gingen gar nicht erst an den Start. Sie sind ihre EM-Normzeiten längst anderswo gelaufen. Die Startlisten waren teilweise ausgesprochen dünn. So war im zweitägigen Siebenkampf in Manchester nur ein einziger Athlet gemeldet: Andrew Murphy startete quasi unter Trainingsbedingungen und hatte dann auch noch drei ungültige Versuche im Kugelstoßen. Trotzdem bewies er Moral, setzte seinen Wettkampf fort und kam schließlich auf 4.559 Zähler. Im Stabhochsprung der Männer in Loughborough war am Sonntag ebenfalls nur ein Athlet am Start: Charlie Myers übersprang 5,52 m.
Die besten Leistungen gab es im Weitsprung in London und im Fünfkampf in Manchester. Im Lee-Valley-Komplex der Hauptstadt gelang Jacob Fincham-Dukes mit 8,08 m eine persönliche Bestweite, die er auch draußen noch nicht erreicht hat. Damit gehört der Weitspringer bei der Hallen-EM zu den Medaillenkandidaten. „Das war besser als erwartet und bedeutet mir viel“, sagte Jacob Fincham-Dukes, der in den US studiert, sich dort vor rund einem Monat mit Corona infizierte und dann noch rechtzeitig für den Flug in die Heimat gesundete. Ebenfalls in London standen die 60-m-Sprints auf dem Programm. Hier siegten Andrew Robertson mit 6,61 Sekunden und Alisha Rees in 7,37.
In Abwesenheit der Siebenkampf-Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson, die sich von einer Achillessehnen-Verletzung erholt, zeigte Holly Mills in Manchester einen guten Fünfkampf. Sie gewann mit einer persönlichen Bestleistung von 4.557 Punkten. „Mein Highlight war wohl das Kugelstoßen, wo ich mit 14,03 erstmals über 14 Meter gestoßen habe. Das Ziel waren 4.400 Punkte, so dass ich mehr erreicht habe als erwartet“, sagte Holly Mills. Während Jack Rowe in Manchester die 3.000 m in 7:54,35 Minuten vor dem favorisierten Andrew Butchart (7:56,01) gewann, setzte sich bei den Frauen über diese Distanz Verity Ockenden mit 8:56,27 durch.
Für das hochklassigste Resultat in Loughborough sorgte eine Kugelstoßen: Sophie McKinna steigerte ihre Hallen-Bestmarke auf 18,54 m. Im Hochsprung gewann Morgan Lake mit 1,93 m.
Marc Scott und Eilish McColgan überzeugen in den USA über 10.000 m
Hochkarätigere Leistungen erzielten währenddessen zwei britische Läufer in den USA: Marc Scott gewann ein 10.000-m-Rennen im kalifornischen San Juan mit 27:10,41 Minuten und wurde damit zum drittschnellsten Europäer über diese Distanz aller Zeiten. Hinter den beiden US-Amerikanerinnen Elise Cranny (30:47,42) und Karissa Schweizer (30:47,99) erreichte Eilish McColgan Rang drei im Frauenrennen von San Juan.
Die Tochter der früheren Weltklasseläuferin Liz McColgan (Schottland) steigerte sich auf 30:58,94 Minuten. Nur vier Läuferinnen waren in Europa in den letzten 10 Jahren über 10.000 m schneller.
Jörg Wenig (race-news-service.com)