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20
10
2018

Siegerehrung in Mexico City - (v.lks.) Jim Ryun, Kipchoge Keino und Bodo Tümmler - Foto: picture alliance/Sportmuseum Berlin

Bodo Tümmler – Vor 50 Jahren gewann er die Bronzemedaille über 1500 m in Mexico City.

By GRR 0

Die Olympischen Sommerspiele 1968 fanden vom 12. bis zum 27. Oktober 1968 in Mexiko-Stadt statt.  Sie markierten einen Höhepunkt der olympischen Leichtathletikwettbewerbe, bei denen 17 Weltrekorde aufgestellt wurden.

Sie bleiben im Gedächtnis vor allem durch Bob Beamons Weitsprung-Weltrekord, der als „Sprung ins nächste Jahrhundert“ bezeichnet wird.  Aufsehen erregte auch die „Black Power“-Geste der beiden US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos, die im Rennen über 200 Meter Gold und Bronze gewannen und danach gleich das Lande verlassen mussten.

In Mexiko-Stadt traten erstmals die beiden deutschen Staaten mit getrennten Mannschaften, aber immer noch ohne ihre Flaggen und verschiedenen Hymnen an.

Länderkampf im Berliner Olympiastadion. Bodo Tümmler vor Michel Jazy – Foto: Sportmuseum Berlin

Am 20.10.1968 fand der Endlauf über 1500 m statt. Zwei deutsche Läufer waren im Endlauf vertreten Harald Norpoth und Bodo Tümmler. Tümmler war amtierender Europameister über 1500 m, er war in der Höhenluft Mexikos schon zu Vorbereitungswettkämpfen im Jahr zuvor und kannte die Schrecken von Mexico City mit der Höhenluft und „Montezumas Rache“, dem z.B. der Marathonläufer Hubert Riesner (SCC Berlin) zum Opfer fiel. Gegner Norpoths und Tümmlers waren der US-Läuferstar  und Weltrekordler Jim Ryun und Kipchoge Keino (Kenia), der schon zuvor die Silbermedaille über 5000 m gewonnen hatte. Keino lief vorne weg und gewann in 3:34:9, Harald Norpoth hielt aber auch dagegen, während Ryun lange zurücklag und erst auf der Zielgeraden sich auf den zweiten Platz vorkämpfte in 3:37:8,  auch Tümmler ging noch an Norpoth vorbei und erkämpfte sich die Bronzemedaille in 3:39:0 vor Harald Norpoth in 3:42,5.

Über 800 m erreichte Walter Adams den vierten Platz in 1:45:8, Dieter Fromm wurde Sechster in 1:45,2 – solche guten Platzierungen und Ergebnisse deutscher Mittelstreckler würde man sich heute wieder wünschen!

BODO TÜMMLER

Bodo Tümmler (* 8. Dezember 1943 in Thorn, Westpreußen) ist ein ehemaliger deutscher Mittelstreckenläufer, der für die Bundesrepublik Deutschland startete.

Bodo Tümmler wuchs nach seiner kriegsbedingten Flucht aus Westpreußen in West-Berlin auf. Er startete zunächst für Z 88 (Verein seines Heimatbezirks), dann für den SC Charlottenburg Berlin und trainierte beim Heimtrainer Wolfgang Meller, der DLV Bundestrainer Paul Schmidt betreute ihn und die damalige erfolgreiche Mittelstrecken- und Langstreckengarde, wie man sich die heute auch wünschen würde.

In seiner aktiven Zeit war er 1,88 m groß und 71 kg schwer.

Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre war er v. a. im 1500-Meter-Lauf erfolgreich. Tümmler wurde Deutscher Meister über 1500 Meter 1965 bis 1969, 1971 und 1972 sowie 1964 und 1965 sowohl im Waldlauf als auch mit der 3-mal-1000-Meter-Staffel des SC Charlottenburg (jeweils mit Gerhard Kopp und Horst Milde). In der Halle errang er 1965 einen weiteren Meistertitel über 1500 Meter. Seinen fünfzehnten und letzten Meistertitel gewann er 1972 mit der 4-mal-800-Meter-Staffel.

Die erfolgreiche 3 x 1000m Staffel: (v.lks.) – Bodo Tümmler, Horst Milde und Gerhard Kopp – Duisburg 1965 – Foto: privat

Auch international gab es für Tümmler große Erfolge. 1965 wurde er Studentenweltmeister über 1500 Meter und gewann über diese Distanz als Außenseiter beim ersten Leichtathletik-Europacup in 3:47,4 min vor dem Franzosen Jean Wadoux und Jürgen May, DDR.

Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1966 in Budapest siegte er in 3:41,9 min über 1500 Meter vor dem französischen Europarekordler Michel Jazy und dem Westfalen Harald Norpoth. Außerdem wurde Tümmler hier Dritter über 800 Meter in1:46,3 min hinter Manfred Matuschewski, DDR und Europarekordler Franz-Josef Kemper.

1967 wurde Tümmler wieder Studentenweltmeister über 1500 Meter und kam beim Europacup in 3:40,5 min drei Zehntelsekunden hinter Manfred Matuschewski auf den zweiten Platz.

Sein größter Erfolg war die Bronzemedaille im 1500-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen 1968 in der Höhenluft von Mexiko-Stadt in 3:39,0 min hinter dem Kenianer Kipchoge Keino und dem Weltrekordler Jim Ryun, USA. Dafür wurde er mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

1969 belegte Tümmler Platz drei beim damals in Stuttgart ausgetragenen Erdteilkampf, musste dann jedoch aufgrund des Boykotts der Europameisterschaften durch die bundesdeutschen Leichtathleten auf eine weitere Medaillen-Chance verzichten. Anschließend hatte er mit Knieproblemen zu kämpfen, konnte längere Zeit nicht trainieren, sodass er die Saison 1970 auslassen musste. 1971 fasste er langsam wieder Fuß in das Wettkampfprogramm, konnte aber eine seine frühere Klasse nicht mehr anknüpfen. Bei den Olympischen Spielen 1972 schied er im 1500-Meter-Zwischenlauf aus. 1973 absolvierte er einen Marathonlauf in 2:34:73 h.

Tümmler stellte zahlreiche Rekorde auf:

2 Deutsche Rekorde über 1500 m – 3:39,5 min / 3:36,5 min
2 Deutsche Rekorde über 1 Meile – 3:54,7 min / 3:53,8 min
Europarekord über 4-mal-1-Meile-Staffel – 16:09,6 min im 25. Juni 1969 in Berlin zusammen mit Walter Adams, Harald Norpoth und Jürgen May
Weltrekord über 4-mal-880-Yards-Staffel – 7:14,6 13 min im Juni 1968 in Fulda in der Besetzung Bodo Tümmler, Walter Adams, Harald Norpoth, Franz-Josef Kemper

 

Weltrekord über 4-mal-880-Yards-Staffel – 7:14,6 13 min im Juni 1968 in Fulda in der Besetzung Bodo Tümmler (ganz r.), Walter Adams (2.v.lks.), Harald Norpoth (Zweiter v.r.), Franz-Josef Kemper (1.v.lks)- Foto: privat

Tümmlers Jahresbestleistungen über 1500 m seit 1963:
Jahr    Zeit [min]
1963    3:48,6
1964    3:42,7
1965    3:39,5
1966    3:39,1
1967    3:40,5
1968    3:36,5
1969    3:39,3
1970    verletzt
1971    3:42,3
1972    3:42,52

Tümmlers Bestzeiten: 400 m 48,7 s – 800 m: 1:46,3 min – 1000 m: 2:16,5 min – 1500 m: 3:36,5 min – 1 Meile: 3:53,8 min – 3000 m: 7:59,4 min – 5000 m: 13:49,6 min

Nach seiner Sportlerkarriere wurde Tümmler Lehrer für Biologie und Sport. Zunächst war er an der Wald-Oberschule in Berlin-Eichkamp tätig und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2008 als Studiendirektor am Schadow-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. Er ist Vater einer Tochter.

Dem Sport blieb er auch nach seinem Karriere-Ende verbunden.

Beim Berlin-Marathon übernahm er die Leitung des Verpflegungspunktes bei km 35 am „Wilden Eber“ – Horst Milde, Organisator/Begründer dieses Marathons und Freund aus gemeinsamen Mittelstreckenzeiten spielte dabei eine wesentliche Rolle.

Tümmler machte dabei mit seinem quer über die Straße gespannten Transparent „Ab hier die Sau rauslassen“ Geschichte in der internationalen Marathonwelt.

Der Verpflegungspunkt am „Wilden Eber“ in Zehlendorf war durch ihn und durch seine Schadow-Schule ein ganz wichtiger Stimmungshöhepunkt mit Musik und vielen Zuschauern, die den Läuferinnen und Läufer frenetisch zujubelten.

Gesundheitlich ging es ihm in den letzten Jahren überhaupt nicht gut. Er trainiert aber z.Zt. wieder  weibliche Jugendliche in seinem alten Verein Z 88.

Bodo war ein begnadetes Sporttalent. Bei der Leichtathletik war er einsetzbar von der 4 x 100m Staffel bis zum Marathon. Sein hintergründiger Humor und seine charmante und liebenwürdige Art machte ihn weithin sympathisch – und das bis heute.

Horst Milde – zusammen mit Informationen von Wikipedia

Der Olympische 1500 m Endlauf in Mexico City auf YouTube


						

author: GRR