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2018

So zermürbte Simon Boch (vorne) die Konkurrenz bei seinem vierten Sieg beim Bietigheimer Silvesterlauf. Dahinter v.l. Thorben Dietz, Marcel Fehr und Ilyas Osman. - Foto: Wilfried Raatz - wus media

Boch’s Silvesterspiele – 38. Bietigheimer Silvesterlauf 2018: Simon Boch gewinnt zum vierten Mal in Folge den Traditionssilvesterlauf vor den Toren Stuttgarts – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Marcel Fehr und der starke U20-Läufer Ilyas Osman auf den Plätzen – Überraschung durch Hanna Klein – Silvesterlaufsieg vor Laura Hottenrott – 3390 Läufer beim 38. Bietigheimer Silvesterlauf

Nach vier Siegen in Folge lässt sich mit Fug und Recht zu behaupten, dass der Bietigheimer Silvesterlauf spätestens mit der 38. Auflage zu den Boch’s Silvesterlaufspielen mutiert ist.

Der 24jährige Schwarzwälder im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg ließ dabei keinen Zweifel an seinem Sieg aufkommen, denn mit einem furiosen Starttempo hielt er die Konkurrenz mit dem 5000 m-EM-Starter Marcel Fehr und dem starken 19jährigen gebürtigen Somalier Ilyas Osman sowie Thorben Dietz nicht die Spur einer Chance. Mit 33:03 Minuten lief er auf dem 11,1 km langen profilierten Rundkurs durch die Altstadt Bietigheims und den Enzauen mit 33:03 Minuten seine bislang schnellste Endzeit und hatte im Ziel 17 Sekunden Vorsprung vor dem eigentlichen 5000 m-Mann Marcel Fehr, der sich wenig später natürlich auch über den überraschenden Erfolg seiner Freundin Hanna Klein freuen durfte.

Die 5000 m-Meisterin distanzierte bei ihrem letztlich souveränen Sieg in 37:21 Minuten die Vorjahressiegerin Laura Hottenrott um 50 Sekunden, die nach 8,2 km den Kontakt zur 25jährigen Schorndorferin verlor. „Wir haben wunderbare Rennen, tolle Typen erlebt – das macht die Faszination der Leichtathletik aus“, freute sich Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister und DLV-Präsident Jürgen Kessing über die Begeisterung für über 3 390 Silvesterläufer in „seiner“ Stadt, denn trotz Regenwolken reichem Himmel säumten wiederum Tausende von Zuschauern den Kurs rund um das markante Eisenbahn-Viadukt.

„Ich habe es natürlich den Jungs richtig schwer gemacht“, freute sich Simon Boch über seinen unangefochtenen Start-Ziel-Sieg. „… und vor allem, ich hatte Spaß dabei!“

Kein Wunder, dass die Konkurrenz mit der Dreiergruppe Marcel Fehr, Ilyas Osman und Thorben Dietz sowie Konstantin Wedel keine Anstalten machte, dem furiosen Starttempo des 10.000 m-Spezialisten zu folgen. „Ich habe mich einfach nicht getraut, dieses Tempo mitzugehen“, gestand mit Hochachtung in der Stimme Marcel Fehr. „Auf einen Spurt wollte ich es natürlich nicht ankommen lassen, denn sowohl Marcel als auch Ilyas sind von der Unterdistanz her erheblich schneller als ich!“

Und diese Renntaktik erwies sich auf der nach dem nächtlichen Nieselregen als siegbringend, denn am letzten Tag einer langen Lauf-Saison wollte natürlich keiner der Topathleten ein zu hohes Risiko eingehen, auch wenn es auf der langen Zielgeraden zur Sporthalle am Viadukt noch einmal heiß hergehen sollte. Während Simon schon im Ziel feiern durfte, spurtete Marcel 17 Sekunden dahinter den 19jährigen Himmelsstürmer Ilyas und den überraschend stark mithaltenden Thorben knapp nieder.

Konstantin Wedel, der von vielen als einer der Anwärter auf einen Spitzenplatz genannt wurde, fehlte der Mut, das hohe Tempo der ersten Verfolgergruppe mitzugehen, sodass der Neu-Regensburger nach interessantem Zweikampf mit dem 21jährigen Lukas Eisele als Fünfter in 33:42 einkam. Ein unauffälliges, aber beachtliches Ergebnis lieferte der WM-Dreizehnter im 50 km-Gehen Karl Junghannß auf Rang sieben in 34:21 ab.

Gut acht Kilometer liefen Laura Hottenrott und Hanna Klein Seite an Seite, ehe sich das Pendel zugunsten der 5000 m-Läuferin neigte. „Ich habe gegen eine super starke Konkurrentin verloren“, gestand Laura neidlos im Ziel. „Dennoch ist es eine gute Standortbestimmung und ist Motivation genug für die Saisonvorbereitung 2019!“ Und Hannas Trainer Uwe Schneider freute sich über den gelungenen Coup zum Jahresausklang: „Das war schon souverän, sie ist 8 km mitgeschwommen und hat dann Gas gegeben. Ich weiß natürlich, dass sie schon gut drauf ist!“

Und Hanna blickt mit Vorfreude auf die Saison 2019, die durchaus auch in Richtung Doha gehen sollte („alles kann, muss aber nicht sein. Diese Erfahrung möchte ich schon gerne mitnehmen, wenn die Form passt!“). Zuerst stehen allerdings einige Hallenrennen an, bevor es in Köln in die Klausurenphase für die Psychologiestudentin geht. Mit 37:21 Minuten über (zu lange) 11,1 km sind eine glänzende Ausgangsbasis für die weitere Trainingsgestaltung der Universiade-Siegerin 2017 – über 1500 m. Mit 38:11 Minuten lag Laura am Ende deutlich zurück („Ich habe dann einfach auch etwas das Tempo herausgenommen“).

Zunächst noch Seite an Seite: Hanna Klein (links) und Laura Hottenrott (rechts). – Foto: Wilfried Raatz – wus media

Diese beiden EM-Teilnehmer waren der weiteren Konkurrenz frappierend weit enteilt, dahinter entwickelte sich allerdings ein überaus spannendes Rennen um Rang drei.

Bis 100 Meter vor dem Ziel lag die bereits 42jährige Simone Raatz nämlich auf Position drei, ehe sie im harten Sprint gegen die 13 Jahre jüngere Berlinerin Victoria Brand um drei Sekunden in 40:38 unterlag. Damit gab es auf den Plätzen drei und vier die identische Reihenfolge wie im Jahr zuvor.

Wilfried Raatz

 

 

 

author: GRR