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2018

Schweizerische Herzstiftung - 2018 - Bluthochdruck - Foto: Veranstalter

Bluthochdruck – was sie wissen müssen – Schweizerische Herzstiftung

By GRR 0

Hoher Blutdruck ist eine Volkskrankheit: Jede vierte Person in der Schweiz ist davon betroffen, viele brauchen eine Behandlung. PD Dr. Isabella Sudano, Präsidentin der Schweizerischen Hypertoniegesellschaft, beantwortet die häufigsten Fragen.

Wie merke ich, dass ich Bluthochdruck habe?
PD Dr. Isabella Sudano: Zu hohen Blutdruck spürt man nicht. Deshalb nennt man den Bluthochdruck auch den «stillen Killer». Es gibt keine typischen Beschwerden. Um einen Bluthochdruck zu erkennen, muss man den Blutdruck messen. Bei 140/90 mmHg oder höher ist er zu hoch.

Was sind die Ursachen?
Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen kann man eine Ursache feststellen. Erkrankungen der Nebennieren zum Beispiel können zur Überproduktion von Hormonen führen. Dies erhöht den Blutdruck. Die Nierenarterie kann verengt sein, oder es liegt eine Schlafapnoe vor. 90 Prozent der Betroffenen hingegen haben keine erkennbare Ursache.

Und die Folgen?
Das Herz muss aufgrund des hohen Drucks stärker pumpen. Es wird dicker und weniger elastisch, was die Entwicklung einer Herzinsuffizienz begünstigen kann. Zudem werden sämtliche Gefässe geschädigt, mit der Gefahr eines Herzinfarkts oder Hirnschlags.

Ist der Blutdruck immer gleich oder schwankt er?
Auch der normale Blutdruck schwankt. Wenn ich tagsüber oder in der Nacht schlafe, sinkt der Blutdruck. Es gibt also eine normale Spanne, in der sich der Blutdruck bewegt.

Wann misst man den Blutdruck am besten?

Am Morgen, nach dem Toilettengang, vor den Medikamenten und dem ersten Kaffee oder der ersten Zigarette. Zunächst fünf Minuten sitzen, dann die erste Messung durchführen. Dann zwei Minuten warten und die zweite Messung durchführen. Falls die Werte zwischen den beiden Messungen stark auseinanderliegen, eine dritte Messung durchführen. Es gilt dann der Mittelwert der letzten beiden Messungen.

Was muss man noch beachten?
Messen Sie entspannt, sitzend und in Ruhe. Der Arzt misst beim ersten Mal an beiden Armen und ermittelt, bei welchem der Blutdruck etwas höher ist. Dann sollte man auch zu Hause nur am Arm mit dem höheren Blutdruck messen. Ist der Blutdruck an beiden Armen gleich, misst man dort, wo es bequem ist.

Mit Manschette am Arm oder Gerät am Handgelenk?
Dies spielt keine Rolle. Achten Sie bei den Geräten darauf, dass sie kalibriert sind. Bei der Messung am Handgelenk muss man zudem darauf achten, dass die Handgelenkarterie auf Herzhöhe ist. Sonst misst man falsch.

Kann ich selbst dazu beitragen, dass mein Blutdruck tief bleibt?
Auf jeden Fall. Sehr wichtig ist regelmässige körperliche Aktivität. Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie das Gewicht reduzieren. Wichtig ist auch eine ausgewogene Ernährung mit viel Früchten, Gemüse und wenig Salz. Stoppen Sie mit dem Rauchen. Übungen zum Stressabbau sind ebenfalls hilfreich.

Nützt es tatsächlich, das Salz in der Ernährung zu reduzieren?
Mit zunehmenden Alter reagieren die meisten Menschen empfindlich auf das Salz. Das heisst, wenn man die Salzaufnahme reduziert, sinkt der Blutdruck etwas. Wir konsumieren generell zu viel Salz und das ist ungesund. Viel Salz steckt vor allem in Fertigprodukten, in Wurstwaren, Käse und im Brot. Mein Tipp: Kochen Sie selbst mit frischen Produkten und salzen Sie nicht nach.

Könnte man dadurch auf Medikamente ganz verzichten?

Bei den allermeisten Patienten ist dies nicht möglich. Aber durch Lebensstiländerungen kann die medikamentöse Therapie hinausgezögert oder die Dosis oder Anzahl der Medikamente reduziert werden.

Kann ich meine Blutdruckmedikamente wechseln, wenn ich sie nicht vertrage?

Ja. Am Anfang ist es eine Kunst, die richtigen Medikamente zu finden. Deshalb kommt es vor, dass man verschiedene Wirkstoffe ausprobiert. In der Regel kombinieren wir verschiedene Wirkstoffe niedrig dosiert. Dies erhöht die Wirkung und senkt die Nebenwirkungen.

Was passiert, wenn ich meine Medikamente nicht nach Vorschrift einnehme?
Bei Blutdruckmedikamenten ist die dauerhafte, tägliche Einnahme sehr wichtig. Wenn ich die Medikamente nicht mehr nehme, steigt der Blutdruck nach kurzer Zeit wieder. Wenn ich die Tabletten unregelmässig einnehme, verursacht dies Blutdruckschwankungen. Auch das ist schlecht, die Herz-Kreislauf- und Hirnschlag-Risiken steigen.

Gibt es eine Regel für die Einnahme?
Am besten nimmt man die Medikamente am Morgen ein. Es gibt Ausnahmen. Patienten mit hohem Blutdruck in der Nacht zum Beispiel nehmen die Tabletten eher am Abend.

Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden?

Gemäss den neuen Richtlinien sicher unter 140/90. Falls der Patient oder die Patientin es verträgt unter 130/80, aber wenn möglich nicht unter 120/70. Ein zu tief gesenkter Blutdruck kann vor allem bei älteren Personen zu Schwindel und Unfällen führen.

Wann brauchen Patienten mit Bluthochdruck eine ärztliche Kontrolle?

Zunächst ist wichtig, dass vor Therapiebeginn mehrere Kontrollen des Blutdrucks erfolgt sind. Ein bis zwei Monate nach Therapiebeginn sollte der Arzt den Blutdruck nochmals kontrollieren. Verläuft die Therapie stabil, empfehle ich eine jährliche Kontrolle.

Kann der Blutdruck auch zu tief sein und ist dies gefährlich?
Wenn Sie einen tiefen Blutdruck haben und keine Beschwerden verspüren, ist dies kein Problem. Wird es Ihnen aber schwindlig beim Stehen oder Aufstehen, sollten Sie die Therapie anpassen. Sind die Herzkranzgefässe in einem schlechten Zustand, kann ein zu tiefer Blutdruck die Durchblutung des Herzens beeinträchtigen.

Artikel aus unserem Magazin HERZ und HIRNSCHLAG November 2018

author: GRR