Mit einem neuen Format will der in Prag ansässige Veranstalter RunCzech im Straßenlauf in Zeiten der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie neue Impulse setzen.
Während der stets hochkarätige Prag Marathon auch in diesem Jahr nicht wie gewohnt über die Bühne gehen konnte und als „virtueller“ Event über den gesamten Monat Mai gestreckt wurde, wird es am kommenden Sonntag auf den Straßen der tschechischen Hauptstadt einen Marathonlauf für Eliteathleten geben, bei dem neben der individuellen Performance vor allem auch der Kampf von mehreren Teams im Fokus des Interesses stehen soll.
Die umfangreichen Regeln für den Wettstreit basieren auf vier Teams mit 8 Athleten, von denen jeweils sechs in einer Punktewertung berücksichtigt werden. Jedes Team besteht aus vier Frauen und Männern, wobei eine Position durch einen Athleten aus Tschechien zu besetzen ist (und vermutlich eine der beiden zu streichenden Positionen in den Teams sein wird). Als Namensgeber der Teams fungieren die Hauptsponsoren Volkswagen, zwei Brausehersteller sowie ein Unternehmen der Energieversorgung. Die Leistungen werden nach einer Punktetabelle von World Athletics bewertet, für eine persönliche Bestleistung gibt es einen 10% Bonus. Das Team mit den meisten Punkten ist dann der Sieger, dazu gibt es dann eine Einzelwertung. Zur Premiere ist es den Veranstaltern gelungen, vor allem aus dem eigenen Athletenpool ein recht attraktives Feld an den Start zu bringen.
Kinde Atanaw ist der Mann mit der besten Vorleistung im Feld der Männer. (c) RunCzech
Der schnellste Läufer im Feld ist Kinde Atanaw (ETH), der den Valencia Marathon im Jahr 2019 mit Kursrekord von 2:03:51 gewann. Ein weiterer Anwärter auf den Sieg dürfte Dickson Chumba (KEN) sein, der seine PB von 2:04:32 in Chicago im Jahr 2014 lief und den Tokyo Marathon 2018 in 2:05:30 gewann. Yitayal Atnafu (ETH) wurde in 2:06:21 Sechster beim Dubai Marathon 2020, Samuel Wanjiku (KEN) Zweiter in Lissabon im Jahr 2019 in 2:06:02 und Benson Kipruto (KEN) belegte Platz 4 beim Toronto Waterfront Marathon 2019.
Zu beachten sind ferner Lencho Anbesa (ETH) mit einer PB von 2:06:18 (Dubai 2020), der Sieger des Seoul Marathon 2019 in 2:06:00 Thomas Kiplagat (KEN) sowie der nachträglich für Filex Kiprotich ins Team Skupina gerutschte Norbert Kigen (KEN), der in 2:05:13 Zweiter beim Amsterdam Marathon 2017 wurde.
Ruti Aga hat im Feld der Frauen die beste Vorleistung. (c) RunCzech
Bei den Frauen ist Ruti Aga (ETH) mit 2:18:34 die Schnellste (Berlin 2018). Sie ist erst diese Woche für den Lauf verpflichtet worden, nachdem ein anderer Topstar der Szene Mare Diababa (ETH) absagen musste. Sie startet im Team Skupina CEZ zusammen mit ihrer Landsfrau Bedatu Hirpa (ETH), die ihre PB von 2:21:32 beim Frankfurt Marathon 2018 erzielte, im Januar 2020 wurde sie in Dubai in 2:21:55 Dritte. Beim Kampf um den Sieg bei den Frauen dürfte Valery Aiyabei (KEN) sicher eine Rolle spielen. Beim letzten Marathon in Franfurt im Oktober 2019 lief sie nach einem sensationellen Rennen 2:19:10, im Jahr 2017 gewann sie bereits in Prag in 2:21:57.
Purity Rionoripo (KEN) lief beim Valencia Marathon 2019 2:20:39, im Jahr 2017 gewann sie den Paris Marathon in 2:20:55. Schneller als sie war Guteni Shone (ETH), die als Zweite beim Dubai Marathon 2020 2:20:11 schaffte. Aussichtsreich dürfte auch Diana Kipyokei (KEN) sein, die im November 2020 den Istanbul Marathon in 2:22:06 gewann und ein Jahr zuvor ihr Debüt in Ljubljana als Dritte in 2:22:07 absolvierte. Das Rennen wird auf der historischen Karlsbrücke bereits um 6:30 Uhr Ortszeit mit 32 Athleten gestartet und führt dann durch die Innenstadt und an dem Ufer der Moldau entlang. Nach einer Einführungsrunde sind 13 Runden auf einem Rundkurs zu absolvieren, der mit dem traditionellen Kurs des Prag Marathon nur wenig gemein hat. Nach Aussagen der Organisatoren soll es während des Laufs häufig aktuelle Zwischenstände auch in der Teamwertung geben.
Nicht mehr ganz aktuelle Liste der vier Teams. Änderungen: Team Volkswagen (Worknesh Mola für Chebitok), Team Birell (Birke Beyene für Barsosio), Team Skupina CEZ (Norbert Kigen für Kiprotich, Ruti Aga für Dibaba, Aberu Mulisa für Chesire). (c) RunCzech
Helmut Winter