BASICS 12-14 folgt auf BASICS 8-12 : M. Schneider / Pöhlitz / Rigal
BASICS 12-14 – „Anders“ auf das Nachwuchsleistungstraining vorbereiten – Lothar Pöhlitz bei LG Telis Finanz Regensburg
©Lothar Pöhlitz* – BASICS 12-14 folgt auf BASICS 8-12 – S i e sollen nach diesen ersten Jahren nun nicht mehr zum Sport, sondern zum Training gehen wollen. Das wäre, ist „ein“ Weg, eine Chance, zum anderem Grundlagentraining, der erste Schritt zum Weltniveau, zur Vorbereitung auf das Nachwuchsleistungstraining.
Die in den letzten Jahren, zu beobachtende Verjüngung von Läufern und Läuferinnen auf dem Weg ins Hochleistungsalter, lässt auf einen früheren Beginn eines leistungsorientierten Trainings, eines anderen Schul- und Vereinssports, als auch auf eine Steigerung der Effizienz des Jugendtrainings in anderen Ländern schließen.
Wir müssen ihnen folgen, es ist schon spät.
Leistungsentwicklungsraten werden immer weniger von den in der Sportwissenschaft früher herausgearbeiteten altersgebundenen Ausbildungsabschnitten bestimmt, sondern vielmehr von „früherer Bewegung von Kindern und Talenten“ und von „anderer“ Nachwuchs-Praxisarbeit in den Sportarten. Und man muss feststellen, dass die Leichtathletik „Verspätung“ hat.
Prof. Dr. Ingo Froböse äußerte sich in einem Interview vor der ISPO in München Anfang Februar dazu so: „Ich finde es dramatisch, was gerade passiert. Im letzten Jahr waren es schon drei Monate, in denen Sport und Bewegung weitgehend eingeschränkt wurden, jetzt sind es seit dem 2. November schon wieder bald vier Monate und ein Ende ist nicht abzusehen. Wir produzieren die Kranken der Zukunft und provozieren Entwicklungsdefizite bei Kindern. Für Wachstumsprozesse und die Entwicklung bestimmter kognitiver Fähigkeiten braucht es Bewegung. Um zum Beispiel das Knochenwachstum anzuregen, müssen Kinder auch springen und hüpfen.
Aber die Schulen sind geschlossen und selbst, als sie noch geöffnet waren, gab es weitgehend keinen Sportunterricht. Jeder weiß, dass körperliche Aktivitäten gut für das Immunsystem sind. Der Deutsche Olympische Sportbund spielt in der Diskussion keine Rolle, genau wie wir Experten für Sport und Prävention. Das ist ein Skandal! Aber man braucht sich darüber nicht zu wundern, weil unsere Politiker wie Scholz, Altmaier, Lauterbach u.a. haben ja keinen Bezug zum Sport“.
Wenn der Leistungssport aber „im Auftrage seiner Millionen Fans“ wieder international konkurrenzfähig sein soll, müssen es der DOSB, zusammen mit der Bundes-Politik, wie früher, wieder richtig wollen.
„Was die Nachwuchsarbeit betrifft ist für mich jeden Tag Zukunft“, sagte Horst Hrubesch (langjähriger DFB-Trainer) kürzlich, ich glaube, dass man kontinuierlich die Arbeit vorantreiben und sich immer wieder hinterfragen muss.“
Unser künftiger Fortschritt muss, von einem besseren, anderen Training mit Talenten, Trainer-Fachpersonal, einer besseren Balance zwischen mehr Trainingsstunden, mehr Trainingskilometern, mehr Ganzkörper-Kraft und der Präsentation der Bemühungen in Wettkämpfen schon in Vorbereitung auf das Nachwuchsleistungstraining, bestimmt werden. Aufgabe der Zentrale wäre dies alles für demnächst „mit anderem Kindersport“ vorzubereiten und die Führung der Prozesse den Sportarten, dem DLV und den von ihnen favorisierten Bundesleistungszentren, zu übertragen.
„Hard work beats talent when talent doesn´t work hard“ Evan Jager – USA – als 23jähriger (3000 m Hindernis 8:06,81)
„Nachdem das Nachwuchstraining zwischen 8-12 Jahren als Grundlagentraining und zugleich Eignungserkennungstraining gestaltet wurde, und schon deutlich wurde für welchen Disziplinbereich (Mittelstrecke oder Langstrecke) das Talent mehr geeignet ist, müssen Trainer sie in den nächsten 2-3 Jahren, bei Berücksichtigung des individuellen Entwicklungsstandes (Früh- bzw. Spätentwickler), nun zum „Leistungssportler“ erziehen, disziplinieren, weiterentwickeln wollen und dazu fördern und fordern.
Erziehen, entwickeln wollen, erfordert fördern und fordern zugleich. Jeder ist für irgendeine Disziplin oder Sportart talentiert, es ist Aufgabe der Trainer dies möglichst früh zu erkennen, sie der jeweiligen Disziplin / Sportart ohne persönliche Egoismen zuzuführen und entsprechend auszubilden. Genetisch festgelegt ist, ob die Muskulatur eher schnellkräftig oder verstärkt ausdauernd ist“ (Lothar Pöhlitz 1986 / BASICS 8-12)
Qualität und Intensität, Leidenschaft und die Siegermentalität werden über das finale Ergebnis entscheiden. Das gilt für Athleten und Trainer. Das setzt aber voraus, dass Deutschland wieder ein Sportland wird.
„Talent beinhaltet ein außerordentlich komplexes, genetisch determiniertes, kompliziert strukturiertes, instabiles und von Umweltbedingungen abhängiges Potential in dem Körperbaumerkmale, allgemeine und spezifische Leistungsvoraussetzungen, Belastbarkeit, Einsatzbereitschaft, Motivation und die Persönlichkeit dazugehören“ – (DLV-Schubert 1993)
Praxiserfahrung ist, dass die vielfältigen Tagesaufgaben von Schule / Beruf / Privatleben und Training eines Tages zu bewältigen auch Intelligenz erfordern (Gesamteinschätzung Eignung). Insofern wäre es sehr sinnvoll innerhalb der Nachwuchsausbildung eine Gruppe „Außergewöhnlicher“ im Sinne höherer komplexer Ansprüche möglichst oft zusammen zu trainieren und in einer Schule auch lernen zu lassen.
„Nachwuchs-Arbeit“ mit Talenten im Nachwuchsleistungstraining muss anderes Training beinhalten als man es aus den normalen Kinder- und Jugendtraining im Vereinen kennt. Anders heißt öfter, qualitativ besser, täglich, auch mit dem Ziel in mehr Wettkämpfen zeigen zu wollen, dass die Arbeit an den individuellen Stärken und Schwächen zum „schneller“ führt. Das besser als bisher vorzubereiten ist Aufgabe im BASICS-Alter 12-14.
Schüler und Jugendliche, sind sowohl mit langsamen ST- / als auch schnellen FT – Muskelfasern ausgestattet, wenn auch in unterschiedlichen Anteilen. A l l e diese Läufermuskeln müssen „richtig“ d.h. schlank und stark ausgebildet werden.
Auch der Ausbildung eines „Sportherzens“ muss in diesem Alter die notwendige Aufmerksamkeit zukommen, weil die späteren physiologischen Leistungsvoraussetzungen, die durch vielfältige Belastungen ausgebildet werden, von höchster Wichtigkeit für spätere Spitzenleistungen im Mittel- und Langstreckenlauf sind. Dabei ist zu beachten, dass Herzgrößen und Herzfrequenzen individuell sind und nicht mit denen anderer Sportler verglichen werden dürfen.
„Das Sportherz ist ein gesundes, vergrößertes Herz im Ergebnis einer sinnvollen Anpassung an eine vermehrte Dauerbelastung durch regelmäßiges Ausdauertraining“ (www.dr-moosburger.at )
Die ererbte Muskelstruktur und die aerobe Kapazität stellen im Jugendtraining die jungen Läufer und ihre Trainer jetzt schon vor die Entscheidung der Ausbildung besser zum Mittel- oder Langstreckler.
Die individuellen Anteile an den zu unterscheidenden drei Muskelfasertypen (Sprinttyp / Ausdauertyp / Mixedtyp) sind weitestgehend „ererbt“, genetisch vorgegeben, können durch Training verstärkt, aber nicht verändert werden. Durch zielgerichtetes Training können die Stoffwechseleigenschaften der Muskelfasern trainiert werden. Die Anteile schneller und langsamer Muskelfasern sind dazu noch von Muskel zu Muskel individuell unterschiedlich. Diese Voraussetzung sind in diesem Ausbildungsabschnitt zu erkennen und die „Stärken“ systematisch auszuprägen. Nichtbelastete Muskeln verkümmern.
Eine gute möglichst „leicht“ aussehende, nicht bremsende oder noch besser, sich „leicht“ für die Läufer anfühlende Lauftechnik, leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Wirksamkeit des Dauerlauf- und Tempolauftrainings und der Laufökonomie. Die Anforderungen an die Kraft im Doppelschritt sowohl in den Stütz- als auch Schwungphasen erfordert eine komplexe Vorbereitung durch Ganzkörper-Krafttraining, Fußkraft-Training und eine gute Gelenkbeweglichkeit.
Im Nachwuchstraining sollte sowohl der Mittelfußaufsatz für das Dauerlauf-Ausdauertraining als auch das Vorfußlaufen (Ballenlauf) für die Schnelligkeit, Schnelligkeitsausdauer, das spezielle Ausdauertraining und die Bahn-Wettkämpfe erlernt und immer wieder bewusst angewandt und mit „Trainer-Akribie“ verbessert werden.
Die Leistungsstruktur Lauf (nach NEUMANN in Trainingslehre 2008) gibt die Trainingsaufgaben vor
Die Leistungsstruktur innerhalb der Disziplinbereiche ist für die Belastungswirkung von endscheidender Bedeutung. Dabei bereiten die Belastungsintensitäten und Belastungsdauer die Entwicklung der Laktatverträglichkeit in den Bahndisziplinen zwischen 12-24 mmol/l vor.
„Im Gegensatz zur oft dominierenden, irrigen Meinung besteht immer ein “Nebeneinander“ der einzelnen Mechanismen der Energiebereitstellung mit fließenden Übergängen in Abhängigkeit von der Belastungsintensität. Es gibt kein “Nacheinander“ wie vielfach geglaubt wird“. (Dr.Moosburger 2008).
Oft wird in diesem Zusammenhang unterschätzt, dass je höher die VO2max ist, desto höher kann die Intensität / Geschwindigkeit in einer anaeroben Ausdauerbelastung um 10 mmol/ Laktat sein.
Die Entwicklung der Grundlagen-Ausdauer
ist eine unentbehrliche Basis-Aufgabe innerhalb des vielseitigen Grundlagentrainings. Damit entwickeln sich bestimmte Willensqualitäten, ökonomisieren die gelehrte Lauftechnik, helfen Herz, Lunge und den Stoffwechsel auszubilden, ökonomisieren die gelehrte Lauftechnik, helfen den rationellen Krafteinsatz zu schulen und tragen beim Laufen im Freien, in jedem Gelände, bei jedem Wetter, zur immer besseren Sauerstoffverwertung bei.
Haupttrainingsformen zur Entwicklung von Ausdauerfähigkeiten sind der Dauerlauf mit seinen vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten und das Teilstreckentraining mit vor allem leistungsabhängigen Gehpausen. 3 x 5 Minuten schneller als Dauerlauf und immer länger im Wald oder als kleines Fahrtspiel im Gelände. Am besten man intensiviert die Dauerläufe nach Zeitvorgaben von 8, 10 15 Minuten Dauer bis zu ununterbrochenen Läufen von 20 bis 30 Minuten.
Auch Schwimmen, Ausdauerspiele, wie z.B. Basketball, in verschiedenen Gruppenstärken (mit Pausen) oder andere Sportarten, gegeneinander tragen zur Entwicklung des GA-Niveaus bei.
Bildung, Erziehung und gewollte Bewegung müssen unter einen Hut. Das Elternhaus, der/die Trainer, der Schul- und Vereinssport, die sportlichen Freunde, die Freude an Wettkämpfen, die investierte Trainingszeit, Siege und Niederlagen, mentale Beherrschung von Nervosität und Ängsten und der Umgang damit. Wettkampferfahrung, Medieneinflüsse, Ernährung & Schlaf auch für die körperliche Entwicklung und vor allem die Balance zwischen Belastung und Erholung beinhaltet das Gesamt-Paket, wenn man eines Tages vorn dabei sein will.
Im Altersbereich 12-14-16 liegen die Schlüsseljahre. Nachdem Talente für einen Disziplinbereich erkannt sind, entscheidet sich in diesen 3-5 Jugend-Ausbildungsjahren ihre Zukunft. Es hilft „viel Sport“.
Mentalität, Einstellung zum Training und siegen wollen zu entwickeln, sind in dieser Phase genauso wichtig wie z.B. 12 x 200 m
Die Einschränkungen in den „Pandemiemonaten“ machen in Zusammenhang mit den bereits verlorenen Jahren für den Kindersport, um Deutschlands Sportzukunft Sorgen. Wir müssen mehr tun. Vor allem, weil im Altersbereich BASICS 8-14 die Talentarbeit derzeit eher Zufällen unterliegt, wenig zielorientiert gestaltet wird, obwohl es in der DLV-Struktur sogar einen Bundes-Sichtungstrainer gibt.
Kids Coaches und die Eltern sollten ihre Kinder positiv-aktiv auf ihrem Wege begleiten und jetzt bewegen, wenn sie „Beste(r)“ werden sollen.
Ein Blick zu den Trainingsetappen im Turnen
„Die Maßstäbe bezogen auf die zu absolvierenden Trainingsumfänge und die Trainingsintensitäten, müssen sich am Weltspitzenniveau der entsprechenden Altersklassen orientieren“ (NW-Konzeption Turnen).
Auf Talent-Voraussetzungen muss auch eine gute psycho-physische Führung und Ausbildung treffen. Dazu gehört im Rahmen dieser „Lehrzeit“ die Leidenschaft und Mentalität zu fordern und auch den Umgang mit Niederlagen zu lehren. Dies ist die Basis um später einmal als großer Sieger veredelt zu werden.
Es ist die Phase, in der die jungen Läufer und Läuferinnen allmählich mit Leistungstraining konfrontiert werden müssen, aber es bleibt, wie in anderen Berufen „3 Jahre Lehrzeit“. Deshalb legt auch einmal den Arm um Euren „Zweit- oder Viertbesten“, wenn einmal nicht gleich alles perfekt klappt. Es gibt Früh- und Spätentwickler. Bestärkt sie in ihren Fähigkeiten. Lob und Zuspruch beschleunigen den Fortschritt, die Bereitschaft zu noch größeren Anstrengungen innerhalb der drei oder mehr Jahre.
Die konditionellen Fähigkeiten entwickeln sich aus der Kombination der Ausdauer-, Kraft,- und Schnelligkeitsfähigkeiten sowie der Flexibilität. Dabei wirken sie bei sportlichen Leistungen nicht isoliert, sondern im kombinierten Verbund mit anderen Fähigkeiten (Harre, 2003).
Ein richtig und gut dosiertes, abwechslungsreiches, vielseitiges Ausdauer- und Schnelligkeitstraining bereitet als Teil einer komplexen Gesamtausbildung besser auf das Jugendtraining vor und verbessert zusammen mit etwa 1/3 der für die Athletik-ausbildung genutzten Trainingszeit die demnächst gebrauchte spezielle Belastbarkeit. Dafür müssen die beiden letzten Jahre vor Beginn des Nachwuchsleistungstraining besser als bisher genutzt werden. Zur Kategorie vielseitig-anspruchsvoll gehört auch das Hürdentraining, am besten bis zur wettkampfreife, auch zur Vorbereitung späterer Hindernisrennen.
Gut dosiert heißt aber auch in dem Maße geschwindigkeitsorientiert, wie es der jeweilige aktuelle Ausbildungsstand zulässt. Erfolg ist, wenn die Kinder viel Spaß am schnellen Laufen haben und dafür vom Trainer möglichst oft gelobt werden.
BASICS 12-14 – mit schon richtigen – anderen Training
Die Probleme, die derzeit viele unserer Sportarten, auch die Läufer drücken, was unsere internationale sportliche Zukunft betrifft, liegen also an der Basis, im Kindersport in den Vereinen und im Schulsport. Die Spielsportarten wie beispielsweise Fußball, Handball, Basketball oder Volleyball würden ohne Ausländer derzeit schon nicht mehr konkurrenzfähig sein. Und auch die Läufer hoffen inzwischen auf immer mehr leistungswillige „Eingewanderte“.
„Wenn ein Kenianer 16 wird hat er auf seinem breiten Fundament bereits ein Haus gebaut“ (Renato Canova)
Vielseitige Wettkampfteilnahmen – für Schnellkrafttypen, Ausdauertypen, Mix-Typen differenzieren – Stärken verstärken. Keiner sollte zu seinem „Unglück“ gezwungen werden.
Neben dem Schwerpunkt Grundlagenausdauer „UMO“ – Athletik und Kraft, d.h. möglichst allseitig durch geeignete Übungen „Unten, in der Mitte und Oben“, auf die Füße / Fußgelenke, Knie, das „Zentrum“ rund um die Wirbelsäule / Körpermitte und den Oberkörper mit Armen einwirken. Dabei ist wichtig die Läufer in ihrer Ganzkörper-Stärke dort abzuholen, wo sie sich in ihrer Ausbildung gerade befinden.
Jeder Tag / TE, den Du versäumst, wird Dir am Ende fehlen.
In dieser Ausbildungsphase ist es Zeit den jungen Läufern schon den Umgang mit Spannung und Entspannung, von Belastung und Erholung in 200 m Technik-Läufen zu lehren. Nach 50 m schnell, jeweils zu Beginn der 200m, folgen 150 m mittleren „Weiterlaufens“. Dazu kann man 2 – 3 x (3 x 200 m) nutzen, indem man jeweils die ersten 50 m schnell + 150 m des entspannten Weiterlaufens (zuerst im mittlerem DL-Tempo) vorgibt. Immer nach 3 Läufen folgt eine 1-2-3 Minuten Serienpause (Gehen).
Das kann bei Fortgeschrittenen mit 6-8 x 2 Minutenläufen „flott“ mit 1-2 Minuten Trab- bzw. Laufpausen abwechseln.
RPE („ratings of perceived exertion“), Beanspruchungsintensität und Anstrengungsempfinden
Schnelligkeit, Ganzkörperkraft, Ausdauer, Lauftechnik und Schlaf
Voraussetzung wäre, dass Trainer-Wissen, die Summe aus Nachwuchs- und Hoch-leistungssport-Erfahrungen, Wissen für die Arbeit mit Talenten zur Grundlage für Erfolge würde. Dafür brauchte es Hilfen und Vorgaben, zuerst an der Basis für die BASICS, aber auch für das Führungspersonal auf allen Ebenen. Trainieren, früher und „anders als bisher“. Schon in der Vorbereitung auf das Nachwuchsleistungstraining im Bereich BASICS 12-14 muss ein tägliches leistungsorientiertes Ganzkörper-Training gewollt, d.h. organisiert werden.
Natürlich muss dem mit BASICS 8-12 ein vielseitiges Training mit mehr Bewegung als derzeit von den Vereinen und Landes-Verbänden vorausgehen. In diesem Altersbereich kommt es dazu besonders darauf an die jungen Sportler auch schulisch und in der Persönlichkeitsentwicklung zu erziehen und zu betreuen.
Jetzt auch den richtigen Umgang mit der Hantel lehren
Je größer die Querschnittsfläche von schnellen Fasern ist, desto schneller ist der Muskel. Somit brauchen, sollen vor allem 400-/800-m-Läufer die Möglichkeit nutzen, die Eigenschaften ihrer Muskulatur durch technisch richtiges Krafttraining zu optimieren, d.h. sie müssen es. Dabei werden jeweils nur so viele motorische Einheiten eines Muskels beteiligt, wie zur geforderten Kraftbewältigung notwendig ist.
Das gesamte Kraftpotenzial wird nur bei einem optimalen Zusammenwirken aller an der Bewegung beteiligten Muskeln (Agonisten und Antagonisten) optimal genutzt, also müssen Füße, das Zentrum und der Oberkörper bewusst angesteuert, trainiert werden.
Die Füße und ein stabiles „Fahrgestell“ erfordern Ganzkörperkraft
Im Nachwuchstraining der Mittel- und Langstreckler werden am besten ganzjährig, aber auch mehrmals im Jahr akzentuiert, vor allem in den ersten 2 Monaten des Jahrestrainingsaufbaus und im März, etwa 6 – besser 8 – wöchige Phasen Ganzkörper-Kraft- / Beweglichkeitsentwicklung nach dem „UMO-Prinzip“ (Unten die Füße, Fußgelenke und Knie, in der Mitte das „Zentrum“ und die Kniehubmuskulatur und Oben Arme und Oberkörper) mit einem Basis-Zirkel realisiert. Auch die Übungen des Lauf – ABC und auch Hürdentraining stärken die Füße und stabilisieren das „Chassis“.
Eine gute Lauftechnik braucht Kraftbasis – Voraussetzungen
Die Strukturen eines Läuferfußes auszubilden ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Erschließung individueller Möglichkeiten in den Mittel- oder Langstreckendisziplinen. Das Vorfuß- und Mittelfußlaufen für sie zum Optimum für den/die Einzelnen zu führen gehört in diese Ausbildungsphase. Das soll möglichst früh in Wettkämpfen eine optimale stabile Lauftechnik bis ins Ziel ermöglichen. 2 – 3x wöchentlich wird am besten vor dem Ausdauertraining innerhalb von etwa 20 später 40 Minuten schwerpunktmäßig im Wechsel in einem Koordinations- oder Stationstraining eine Kombination von Kraftausdauerübungen und Übungen nach der Schnellkraftmethode durchgeführt.
Mit 1 x in der Woche Schnellkraftsprüngen und 1 x in der Woche etwas Zeit für eine Serie „Ausdauersprünge“ (das beginnt mit leichten Sprungläufen über 30 m – die mit steigender Kraft und besserer Technik bis zu 100 m ausgedehnt werden) werden immer bessere Voraussetzungen für Fortschritte im alaktaziden Schnelligkeitstraining geschaffen.
Das Laktatverhalten von 13-15jährigen Jungen und Mädchen in Wettkämpfen bis zu 3000m, weist Laktatwerte zwischen 12-14 mmol/l aus. Darauf sollten Schüler nicht unvorbereitet, d.h. betont aerob vorbereitet, teilnehmen, weil sie dann eher schaden nehmen könnten oder auch weniger konkurrenzfähig sind.
„Ein Ausdauertraining mit mittlerer Intensität führt nicht nur zu einer Kapazitätserweiterung des aeroben, sondern auch des anaeroben Stoffwechsels, deshalb sollte auch die anaerobe Komponente der Ausdauerleistungsfähigkeit von der aeroben Seite her verbessert werden“ (Gürtler/Buhl/Israel 1979, 70)
„Die volle Entwicklung der Ausdauerleistungsfähigkeit wird nicht erreicht, wenn im Schüleralter (der ersten und zweiten puberalen Phase) die funktionelle Anpassungsfähigkeit nur mangelhaft beansprucht wird. Damit entscheidet das Training in dieser Altersstufe über die spätere Leistungsfähigkeit“ (vgl. Kindermann 1974, Dietrich 1974, Sperling 1975)
„Für eine aerobe Ausdauerschulung gibt es höchstens einen zu späten, aber keinen zu frühen Beginn“ (WEINECK 1986 – S. 105)
Gehirn und Nervensystem für Schnelligkeit und Ausdauer programmieren
In 2 x 4 Wochen, am besten zu Beginn der Vorbereitungsperiode I + II ist, auch die möglichst gute Technik im submaximalen Leistungsbereich, erstes Ziel. Dabei beeinflussen Flexibilität, kurze Bodenkontakte, große Bewegungsamplituden in den Gelenken und eine entsprechende Schnellkraft nicht nur die Muskelkoordination und Nerv-Muskelleistung, sondern auch die Schrittlänge und Schrittfrequenz.
Mit Annäherung an die Maximalgeschwindigkeit kommt der Motivation „schneller“ durch den Trainer, für die 2 – 4malige schnellen Sprints mit dem Ziele der „jungen Trainings-Bestleistung“ über beispielsweise 10 – 20 – 30 – 40 m aus dem Hoch- bzw. Tiefstart eine besondere Bedeutung zu. Hochfrequente Bewegungen von Armen und Beinen erfordern Befehle aus dem Gehirn und dem Nervensystem die vorbereitend, am besten schon im Kindesalter beginnend, zu programmieren Aufgabe ist, bevor das „immer schneller“ abgerufen werden kann.
Im zu oft vernachlässigten Schnelligkeitstraining zum Aufbau von Geschwindigkeitsreserven (60m / 100m Bestleistung) fehlen oft die wenigen kurzen (10-40 m) maximalen „alaktaziden“ Sprints nach Zeit. Deren Wiederholung ist sofort abzubrechen, wenn die Zielzeiten überschritten werden.
Trainingsformen / Trainingsmittel
*Reaktionsschnelligkeit
*Mehrere Athleten starten gemeinsam aus verschiedenen Positionen auf Kommando oder sprinten 20 – 40 m hin und zurück
*aus der Bauchlage vorwärts oder rückwärts zur Startlinie
*aus der Rückenlage
*im Stand mit dem Rücken zur Startlinie
*aus dem Tiefstart
*aus dem Kniestand usw.
Hin- und zurück – Sprinttraining / Sprintfahrtspiel
* Auf Kommando mehrmals (auch gegen Partner) bis zu entfernten Markierungen hin- und zurücksprinten – z.B. 20 – 20 m – 30 – 30 – 50 m- 50 m)
Sprintbeschleunigung
* aus dem Hochstart 20 – 50 m beschleunigen und erhalten
*auch gegen den Widerstand eines leichten Schlittens
*sprinten auch leicht bergan
Bergabsprints oder kurze Sprints mit starkem Rückenwind
* am flachen Berg nach 30-40 m Beschleunigung 20 – 30 m supramaximal – im Übergang zum Flachen die Geschwindigkeit weitere 20-30 m halten (3 – 6 Wiederholungen)
* Maximale Entwicklungen erfordern vorbereitende Intensitäten zwischen 60 bis 85 % vom individuellen Maximum
* Schnellkraft und explosive horizontale und vertikale Sprünge, auch gegen mittlere bis zunehmende Widerstände / Zusatzlasten unterstützen die Schnelligkeitsentwicklung
Auch Trainieren – Essen – Schlafen lehren
Die Wissensvermittlung um die belastungs- und zielunterstützende Ernährung ist Teil „der Lehre“ und muss vor allem deutlich machen, dass von der Trainingsbelastung in Umfang und Intensität, von der angestrebten Verbesserung der alactaziden, aeroben oder anaeroben Energieversorgung Fortschritte bestimmt werden. Dabei sichern Belastung und Erholung, Kalorien und Schlafen das „heute, aber auch Morgen“ gut trainiert werden kann. Am besten ist, wenn der Tank voll und der Motor stark ist, wenn man eine große Reise antreten will. Dabei ist nicht unerheblich, ob im Tank Diesel oder Super oder „Rennbenzin“ ist.
Diese „Insgesamt-Talent-Theorie“ kann nicht besser als durch Magdalena Neuner aus der Biathlon-Weltspitze unterstrichen werden, die von Beginn an ihre jeweiligen Altersklassen dominierte, vier Jahre hintereinander den Schülercup gewann, als 17jährige erstmals Junioren-Weltmeisterin wurde, mit 19 ihren ersten Welt-Cup-Sieg feierte und vielfache Olympiasiegerin war.
Wenn man sich für ein Sport-Gymnasium / Eliteschule des Sports entscheidet
Im Altersbereich BASICS 12-14 ist auch die Zeit sich für das Angebot eines Sport-Gymnasiums oder einer Eliteschule des Sports zu interessieren. Die steigenden Anforderungen des Trainings und der Wettkämpfe werden für das Talent durch die strukturell-organisatorischen Rahmenbedingungen einer Eliteschule des Sports und ihrer Internate, in denen der Bildungsauftrag der Schulen und das notwendige Aufbautraining kombiniert sind, unterstützt. Zielstellungen von Sportschulen sind:
• sportliche Spitzenleistungen der Nachwuchsathleten / von Talenten vorzubereiten
• damit einen individuell optimalen Schulabschluss zu kombinieren und die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Athleten zu entwickeln
• Bewältigung der Doppelbelastung aus schulischen und sportlichen Anforderungen, auch durch eine mögliche Internatsunterbringung, zu ermöglichen
Abgeleitet vom Trainingsaufwand in der Weltspitze im Hochleistungsalter müssen im Nachwuchsbereich die Anforderungen an die Quantität und – Qualität des Trainings steigen. Um diese, ab jetzt steigenden Trainingsbelastungen zu bewältigen, ist eine rechtzeitige Entscheidung sinnvoll. Dazu sollen Gespräche zwischen den Eltern, der/dem Lehrer-Trainer/in und / oder Stützpunktleiter und OSP-Laufbahnberater über Vor- und Nachteile von Entscheidungen dafür, über Chancen und Risiken, geführt werden.
Scouts in den BSP, wie in der Fußball-Liga, würden natürlich „Auswahl-Fehler“ minimieren, die Talente beobachten, bevor sie entscheiden ob und wie in einer Sportschule die scheinbar Begabten weiterentwickelt werden können.
Wichtig wäre den Eltern bei ihrer Entscheidung dafür, „ehrlich“ zu sagen, dass sie natürlich keine Garantie für ein späteres Edelmetall übernehmen können, im Endeffekt alles von den Talent-Voraussetzungen und der beständigen Bereitschaft ihrer Tochter/Sohnes, zur Schule und einem leistungsorientierten Training, auch noch in 3 Jahren, abhängt.
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Die Ausbildung im Altersbereich BASICS 12-14 ist für ein erfolgreiches Nachwuchsleistungstraining von entscheidender Bedeutung.
Persönliche Bestleistungen und Spitzenleistungen resultieren aus der Kombination von einem systematisch-hartem Training, einer möglichst schnellen und tiefen Regeneration, offensiv geführten Wettkämpfen und einer optimalen Leistungssporternährung. Hartes Training – mehr Kalorien, leichte Tage – weniger Kalorien! Intensives Training kohlenhydratorientiert, extensives Training fettproteinorientiert und nach hartem Training KH + Proteine und viel Schlaf. Meine Oma hat aber immer gesagt „der Vormitternachtsschlaf ist der Beste“.
Alles das gehört zum „Lehrprogramm“ für die 12 – 15jährigen.
In diesem Altersbereich ist ein Lob angebracht, wenn Aufgaben besser als erwartet, die Herausforderung positiv bewältigt wurde. Den „Anschiss“ nach unerwarteten Niederlagen oder auch einmal unkonzentrierten Training besser auf später verschieben und das „schon große Kind“, noch vor dem nach Hause Weg, einmal in den Arm nehmen.
Ein Talent im Sinne einer möglichen Ausbildung zum Spitzenathleten muss neben einer entwicklungsfähigen speziellen Begabung, günstigen Körperproportionen, der Begeisterung für die Sportart, der Belastbarkeit, einer überdurchschnittlichen Bereitschaft zum zielgerichteten Training, die notwendigen psychischen Faktoren zur Umsetzung des Trainings entsprechende Wettkampfleistungen (Stressbewältigung und psychische Stabilität) und eine ausreichende Intelligenz zur Organisation aller Anforderungen an die sich entwickelnde „Sportlerpersönlichkeit“ mitbringen.
Der Trainer weiß, wenn Kinder-Training Spaß macht kann es auch anstrengend sein.
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*Lothar Pöhlitz – seit 1957 Dipl.– Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959 – 1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf / Gehen im DVfL/ 1980-1985 Sprinttrainer beim TSV Bayer 04 / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Lauf / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia – Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der DOSB-Trainerakademie und DLV-Trainerschule
seit 2006-2020 Leichtathletik-Coaching Academy