Symbolbild -©Athletics Ireland
Axel Vang Christensen: Ein Däne, der an den großen Jim Ryun erinnert – Von KLAUS BLUME
Was ist schon normal in diesen durcheinander geratenen Zeiten? In einer Leichtathletik-Saison, die niemand so richtig wahrnimmt, weil sie eigentlich noch gar nicht ernsthaft begonnen hat. Heißt es doch allenthalben.
So wurden denn auch die irrwitzigen Laufleistungen eines 16-jährigen Dänen, namens Axel Vang Christensen, kaum notiert und erst recht nicht kommentiert; selbst nicht von den großen Kopenhagener Zeitungen „Berlingske Tidende“ oder „Politiken“.
Dabei sind Christensens Leistungen – 14:06: 51 über 5000 und 30:50:02 Minuten über 10 000 Meter – weit mehr als nur ein erheblicher Fingerzeig. Sie zeugen von einem seltenen Lauftalent.
Übertrieben? Keineswegs. Schließlich sprechen jetzt sogar die beiden Heimtrainer in dessen abgelegener Gemeinde Hillerod ernsthaft davon, ihr hochtalentierter Schützling könne nun jene historische Meilen-Bestmarke (über 1609 Meter) für noch nicht 18jährige Läufer ins Visier nehmen, die 1967 der legendäre Amerikaner Jim Ryun aufgestellt hat: 3:51,3 Minuten über 1609 Meter..
Aber auch das nahm man in einem Land nicht zur Geltung, in dem die Leichtathletik nicht jene überragende Rolle spielt, wie im sonstigen Skandinavien. Dabei gibt es mit Joel Ibler Lilleso und Anton Ostberg noch zwei dänische Läufer von bemerkenswerter Klasse, die noch nicht 20 Jahre alt sind. Lilleso, zum Beispiel, absolvierte kürzlich einen Fünf-Kilometer-Straßenlauf in 13:59 Stunden.
Es scheint also an der Zeit, den dänischen Läufer-Nachwuchs im Blick zu behalten.
Also zurück zu Axel Vang Christensen, der vor allem auf den Hindernis-Distanzen von 2000 und 3000 Meter Beachtliches geleistet hat. Auch im Vergleich mit Läufern aus Kenia; wobei die Altersangaben aus Afrika nicht immer ihre Richtigkeit haben müssen. Auch das sollte man bei der Analyse einer internationalen Bestenliste beachten.
Doch wie auch immer, skandinavischen Lauf-Experten gilt Christensen mittlerweile als ähnlich talentiert wie der Norweger Jakob Ingebrigtsen. Zur Erinnerung: 2018 gewann dieser „Wunderläufer“ (Dagbladet, Oslo) im Alter von 18 Jahren in Berlin gleich zwei Goldmedaillen bei den Europameisterschaften, über 1500 und 5000 Meter.
Das amerikanische Lauf-Portal „Letsrun. com.“ wiederum erinnert im Fall Christensen lieber gern an die US-Läufer-Legende Jim Ryun. Der ehemalige Kongress-Abgeordnete durcheilte 1965, als 18-Jähriger, die Meile (1609 Meter) als Erster seiner Altersklasse unter vier Minuten. Als Ryun 1966 den Meilen-Weltrekord auf 3:51,3 Minuten geschraubt hatte, begann 1966 der legendäre Nachrichtensprecher Walter Cronkite beim amerikanischen Fernsehsender CBS die Hauptnachrichten mit dem Satz: „Ein Amerikaner hat den Meilen-Weltrekord zurück geholt.“
Axel Christensens Sturmläufe nimmt derzeit noch kaum jemand wahr. Allenfalls ein paar Experten, die sich allerdings fragen: Was kann dieses Talent aus Dänemark wirklich – vor allem aber, wo kann er mal hinlaufen? Zu welchen Medaillen?
Denn es gibt wenig Anhaltspunkte, um dessen sportliche Zukunft wirklich sorgsam prognostizieren zu können. Es gibt weder 100 -, noch 400-Meter-Bestzeiten. Aber dessen ungeachtet den erstaunlichen Hinweis seiner Trainer, man strebe eine Bestleistung von 1:43 Minuten über 800 Meter an. Auch vom Weltrekord über 2000 Meter wird gern gesprochen. Diesen hat übrigens 1999 beim ISTAF in Berlin mit 4:44,79 Minuten der marokkanische Olympiasieger Hicham El Guerrouj aufgestellt.
Zu hoch gegriffen? Luftschlösser? Wir haben uns im Internet das Lauftalent aus Dänemark angesehen – und waren hellauf begeistert. Als laufe er für ein Lehrbuch, so elegant und leichtfüßig eilt Christensen dahin.
Müssen wir also skeptisch sein, bei jemanden, der mit 16 Jahren die 5000 Meter in 14:06 Minuten zurück legen kann? Wohl eher nicht. Und deshalb werden wir Axel Vang Christensen auch weiterhin beobachten.
So, neugierig, wie einst auch Jim Ryun.