Joshua Cheptegei - 2019 World Outdoor Championships Doha, Qatar Sept27-Oct 06, 2019 Photo: Jiro Mochizuki@PhotoRun Victah1111@aol.com
Aufbruch in eine neue Zeit: Joshua Cheptegei bricht auch den Weltrekord über 10 000 Meter – Von KLAUS BLUME
Es war der Aufbruch in eine neue Zeit. Nur 26:11 Minuten brauchte Joshua Cheptegei am späten Mittwochabend in Valencia für seinen atemberaubenden Weltrekordlauf über 10 000 Meter.
Dann hatte er die 15 Jahre alte legendäre Bestzeit des Äthiopiers Kenenisa Bekele (26:17,53 Minuten) gebrochen. Damit hält der 24Jährige aus Uganda nun neben den klassischen Bahnlauf-Weltrekorden über 5000 und 10 000 Meter auch jene über fünf, zehn und fünfzehn Kilometer auf der Straße.
Er ist zudem Weltmeister im Crosslauf – und das alles gelang ihm innerhalb der letzten 24 Monate.
Elfmal erreichten in der Geschichte des Sports damit die Weltrekordler über 5000 Meter auch die Bestmarke über 10 000 Meter, darunter Größen wie Paavo Nurmi, Emil Zatopek, Haile Gebreselassie und Kenenisa Bekele. Aber niemand von ihnen lief seine Weltrekorde – einem menschlichen Metronom ähnlich – mit einer derartigen Konstanz wie Joshua Chepgetei.
In Valencia absolvierte er die jeweiligen 400-Meter-Runden jetzt zwischen 62,4 und 63,3 Sekunden – geradezu atemberaubend. Die 5000-Meter-Marke passierte er übrigens nach 13:03 Minuten – das wäre 1982 noch Weltrekord auf dieser Strecke gewesen.
Wo will Joshua Cheptei hin?
Der junge Mann, aus einem unbekannten Nest in Ost-Uganda, hat ein klares Ziel: „Ich will nichts anderes, als der beste Läufer aller Zeiten werden.“ Auf diesem Weg hatte er am 14. August in Monte Carlo – eigentlich im Vorbeilaufen – den Weltrekord über 5000 Meter auf unfaßbare 12:35, 36 Minuten geschraubt. Seitdem war die Szene nur noch mit Zahlenspielereien beschäftigt.
Renato Canova, zum Beispiel, der Mann hinter Stundenrekordler Sondre Moens aus Norwegen, rechnete vor, warum Cheptegei die 25 Runden zu jeweils 400 Metern unter 26 Minuten schaffen könnte: „Wenn Sie dessen 5000-Meter-Bestzeit verdoppeln und – gewissermaßen als Erholungspause – 45 Sekunden hinzufügen, kommen sie auf 25:55,72 Minuten.“ Haile Gebreselassie, die äthiopische Läuferlegende, sah es so: „Daß er unter 26 Minuten bleiben kann, ist keine Frage. Doch was geschieht mit all‘ jenen Athleten, die nach ihm kommen?“ Unter 26 Minuten ist Cheptegei nun fürs erste nicht geblieben – doch das scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Der Einzige, der sich übrigens aus allen Fachsimpeleien heraus hielt, war der Niederländer Addy Ruiter. Nachdem er 97 Länder bereist hatte, und nicht so recht wusste, wo er bleiben solle, hatte ihn Jos Hermens‘ Firma Global Sports Communications gefragt, ob er sich – in ihrem Auftrag, versteht sich – nicht für einige Jahre in Uganda niederlassen wolle. Ruiter („Coaching liegt mir im Blut“) sagte zu, und fand im ländlichen Kapchorwa ein Haus vor, in dem es nicht immer Strom aber einige Kartons mit Kerzen gab. Direkt davor das sogenannte Trainingsgelände: Eine holprige wellige Grasbahn, etwa 406 Meter lang, mit einem allmählichen Anstieg von 250 Metern. Die meisten hätten auf der Stelle kehrt gemacht, aber Ruiter nicht, der blieb.
Auch in diesem Corona-Jahr blieb Ruiter in Uganda vor Ort. Das war ein besonderes Glück für seinen Lieblingsschüler Joshua Cheptegei. Eigentlich befände der sich – langfristig gesehen – in der Vorbereitung auf den olympischen Marathon 2024 in Paris, doch unterwegs könne er ja noch den einen oder anderen Weltrekord verbessern.
Oder auch internationalen Titel erkämpfen, wie am 17. Oktober im polnischen Gdynia, wo Cheptegei gleich in seinem ersten Halbmarathon-Rennen Weltmeister werden möchte. Schließlich haben sie in Uganda längst Erfahrungen mit Medaillensammeln.
2012, bei den Olympischen Spielen in London, gewann mit Stephen Kiprotich schließlich ein Athlet aus Uganda den Marathonlauf. Und bei diesem einzigen Sieg soll es nicht bleiben.
Klaus Blume
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