Verpflegungspunkt - Foto: Horst Milde
Auf dem Weg zu Green Events – Ziel der Veranstalter: Eine CO₂-neutrale Veranstaltung!
Das „weekend for future“ kommt – schrittweise. Hier ist weniger der Kampf gegen die am Wochenende begangenen Alltagssünden als Konsum- und Spaßbürger gemeint, die zumeist eher unbewusst begangen werden, sondern vielmehr die sportlichen Freizeit-Aktivitäten, die Tausende von Gesundheitsbewussten in Bewegung bringen.
Aus unterschiedlichen (Beweg)Gründen heraus verpassen sich mehr und mehr Event-Macher einen grünen und damit umweltverträglichen Anstrich. Mega-Events wie auch der kleine Lauf in dörflicher Idylle sind dabei gleichermaßen gefordert. Aus Einsicht oder vielleicht sogar auf behördliche Anordnung. Was am Ende des (Veranstaltungs)Tages zählt, das ist die Ökobilanz.
Es gibt eine Vielzahl von Treibhausgasemittenten, die letztlich zu einer negativen Ökobilanz führen. Diese sollten zwar durch regionale und überregionale Klimaschutzprojekte kompensiert werden, doch auch hier gilt der Grundsatz: Vermeiden ist besser als kompensieren.
Das Ziel der Veranstalter jedenfalls muss sein: Eine CO₂-neutrale Veranstaltung!
German Road Races (GRR) hat auf der Jahresmitgliederversammlung in Tübingen 2019 Ansätze für eine „grüne Veranstaltung“ aufgezeigt – gewiss ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Alle wissen es, doch nur wenige tun es: Umweltverträgliches Handeln. Auch als gesundheitsbewusste Veranstalter und Läufer können wir mehr für die Umwelt tun. Aber machen wir dies?
Laufen an sich ist eine der umweltschonenden sportlichen Aktivitäten, vielmehr sind es die Begleiterscheinungen, die diesen sicherlich höchst positiven Ansatz ad absurdum führen. Wir fahren mit dem Auto zum Lauftreff und zur Veranstaltung, nutzen high-tech-orientiert die neuesten Entwicklungen im Laufschuh-Sektor oder tragen farbprächtige Funktionsware, türmen Berge von Wegwerfmüll an den Verpflegungsstellen und bei der After-Race-Party an, jetten um den Globus zum touristischen Marathon auf der Chinesischen Mauer oder in Patagonien, essen Fleisch, Obst und Gemüse aus fernen Ländern… Diese Liste lässt sich beliebig verlängern, denn die „Sünden“ sind oftmals unbedacht und äußerst vielschichtig.
Ein Bereich des Nachhaltigkeitsprinzips beinhaltet den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen. Beginnen wir mit unserer Ernährung. Vorrangig vegetarische Ernährung mindert die globale Emission von Treibhausgasen auf dem Nahrungsmittelsektor erheblich, wenn eine Ebene der Nahrungspyramide wegfällt.
Ein Verzicht auf tierische Ernährung fördert letztlich nicht nur das Wohlbefinden und die körperliche Fitness, sondern entlastet die Umwelt und sorgt global für eine eher ausreichende Nahrungsmittelproduktion. Wenn es allerdings Fleisch sein sollte, dann ist unbedingt auf eine artgerechte Haltung, und diese dann möglichst in der Region, zu achten. Obst und Gemüse verlieren durch Lagerung und Transport zudem viele Vitamine und Nährstoffe. Deshalb ist es ratsam, auf saisonale Produkte zurückzugreifen, die in der Region wachsen, als auf mit Schiffen und Flugzeugen herangekarrte Produkte aus der Kühlkette zu setzen.
Die Textilbranche ist ein maßgeblicher Verursacher klimaschädlicher Emissionen. Die Halbwertszeit von Textilien ist erheblich gesunken, bei häufigem Kollektionswechsel so ganz nach dem Wunsch der Textilindustrie geht bei der Produktion von Sport-Ausrüstung ein massiver Verbrauch und zudem eine große Verschmutzung des Wassers einher.
Ein zu häufiges Waschen mindert die Qualität ebenso wie die Umweltbelastungen durch die verwendeten Waschmittel. Perfluorierte Kohlenwasserstoffe finden in wasserabweisender Sportbekleidung Anwendung, diese chemischen Verbindungen können in der Natur nur äußerst schwer abgebaut werden und können sogar gesundheitliche Schäden hervorrufen.
Der Wunsch nach haltbarer und wertiger Bekleidung ist allerdings ein Wunschdenken ebenso wie eine Tauschbörse gebrauchter Utensilien. Langlebige Textilien, möglichst mit Schurwolle als Geruchsbildungshemmer, sind eine Rarität ebenso wie die aus Industrieabfällen recycelten Silbersalze oder Quarzsandbestandteile, die ebenfalls lästige Gerüche mindern.
Inzwischen sind erste Shirts aus Algen in Kombination mit antimikrobiellen Fasern und Elasthan ebenso auf dem Markt wie Tights aus achtzig Prozent Recycelmaterial. Ein Gemisch aus Holzfasern und recycelten Plastikflaschen sind sogar bereits Bestandteile eines in der EU produzierten Shirts. Bei Wijld gibt es ein Shirt, das aus 62 % Hohlfasern (Lyocell) aus nachhaltiger Forstwirtschaft und 38% Polyester aus recycelten Plastikfasern besteht, im Klartext bedeutet dies 211 g Holz und 2 alte Plastikflaschen.
Schon heute ist Bekleidung aus überwiegend Recycling-Polyester möglich, allerdings handelt es sich um Nischenproduktionen. Immer mehr kommt fair und nachhaltig gefertigte Bekleidung in Mode, diese ist an (Zertifizierungs-)Labels wie GOTS (Global Organic Textile), Fair Wear Foundation oder Bluedesign erkennbar.
Wichtige Ansätze zu einem recycelbaren Schuh sind gemacht, auf dem Markt sind bereits Schuhe mit Bestandteilen von Fischernetzen und Mais im Obermaterial und Algen und Naturkautschuk im Sohlenbereich. In naher Zukunft sollen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft erste Schuhe aus komplett recyceltem Material für Obermaterial und Grundaufbau entsprechender Funktionalität und Trageeigenschaften erhältlich sein. Standard jedenfalls ist bis zum heutigen Tag bei den einschlägigen Trendsettern die Verwendung von erdölbasierten Stoffen, die kaum abbaubar sind.
Für den Verpflegungs- und Zielbereich bieten sich für Veranstalter beachtenswerte Ansätze. So wurden zum Beispiel beim BERLIN-MARATHON faltbare „Soft-Cups“ aus Gummi ausgegeben, die die Läufer mitführten, und die an speziellen Auffüllstationen nachgetankt werden konnten. Oder wiederverwendbare Becher, die an Verpflegungsstationen ausgegeben, nach Rückgabe in spezielle Boxen professionell gereinigt wurden. In der Testphase sind auch essbare Wasserblasen auf Wasser-, Alginat und Kalziumbasis. Der Köln-Marathon bietet inzwischen Medaillen aus europäischen Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft an. GRR-Partner Pole Position bietet inzwischen nachhaltige Lösungen bei Starterbags und Wärmefolien an.
Reiseanbieter betiteln ihre Angebote häufig mit buchungsstarken Marathonläufen wie nach New York oder Chicago, vergessen allerdings, dass gerade die Flüge starke CO₂–Produzenten sind. Viel wichtiger wäre es, die heimischen oder europäischen attraktiven Ziele stärker zu bewerben, die mit Bussen oder Bahnen erreichbar sind.
Wer kennt sie nicht, die Blechlawinen vor und nach einem Laufevent oder gar „nur“ einem gemeinsamen Training, das ist Bequemlichkeit in Reinkultur. Alternativen gibt es sicherlich, der Öffentliche Nahverkehr, Überlandbusse und Bahnen führen sicherlich ebenso ans gewünschte Ziel, nur dauert alles etwas länger. Möglicherweise.
Die Prioritäten bei der Mobilität müssen hier anders gesetzt werden, wenn uns eine abgasärmere Umwelt etwas wert ist. Die Schweiz bietet inzwischen bei vielen großen Laufevents einen exzellenten Service an, nämlich die Freifahrt vom Wohn-zum Startort. Ausländische Starter erhalten diese Vergünstigung vom Grenzort bzw. vom Ankunftsflughafen an ebenso.
Sicherlich ist auch im direkten Umfeld eine Anfahrt zum Training, zum Lauf-Event und sicherlich auch zur Arbeitsstelle mit dem Fahrrad möglich. Etwas kritischer ist gewiss die Nutzung eines E-Bikes, denn die Ökobilanz fällt bei den nur bedingt recycelbaren Akkus nicht sonderlich gut aus.
Entnommen dem Lauf- Jahresmagazin „road races 2020“ von German Road Races – Wilfried Raatz
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