DOSB-Präsident Alfons Hörmann. - Foto: ©DOSB
Athlet geht auf Distanz: Hörmann will klare Antworten geben – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Athletenvertreter Koch distanziert sich von der Positionierung des Präsidiums zugunsten von Hörmann. Der DOSB-Präsident will sich der Ethikkommission stellen, sein Amt aber nicht ruhen lassen.
Am Mittwoch wollen sich Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und die Führung des DOSB der Ethikkommission ihrer Organisation stellen. Diese hatten sie am Samstag angerufen, zwei drei Tage nachdem eine anonyme Mail öffentlich geworden war, deren Inhalt im Betreff so zusammengefasst ist:
„Warum wir eine/n neue/n Präsident*in brauchen: Offener Brief aus der Mitarbeiterschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes“. Der Ethikkommission sitzt der ehemalige Innenminister Thomas de Maizière vor.
Sein Ziel sei es, alle Punkte klar, offen und transparent zu beantworten, sagte Hörmann am Montag laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Münchner Presseclub. Er sehe „keinerlei Grund, in irgendeiner Form“ sein Amt bis zur Aufklärung der Vorwürfe ruhen zu lassen. Der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, Stefan Klett, hat am Freitag den Rücktritt Hörmanns gefordert.
Hörmann sagte in München, von den Anschuldigungen seien er persönlich gleichermaßen wie das gesamte Präsidium und der Vorstand getroffen. Genannt ist in der anonymen Mail auch die Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker. Im Lauf der nächsten Wochen wolle man zu einem Ergebnis kommen und im DOSB ein anderes Klima schaffen. Die Verfahrensordnung der Ethikkommission schreibt vor, dass nach Empfehlung der Kommission über Sanktionen für Vorstandsmitglieder das Präsidium entscheidet, über Sanktionen für Mitglieder des Präsidiums dessen Kolleginnen und Kollegen.
Jonathan Koch: „Als Athletenvertreter bringe ich regelmäßig auch kontroverse Anliegen und Kritik im Präsidium ein.
Von der am Freitag veröffentlichten Ehrenerklärung, in dem sich das Präsidium verwundert von den Vorwürfen gibt und Hörmann uneingeschränktes Vertrauen und vollumfängliche Unterstützung ausspricht, distanzierte sich in der Nacht auf Montag Athletenvertreter Jonathan Koch. Er habe sich bei der Abstimmung zur Positionierung des Präsidiums enthalten, schrieb er auf Twitter. Er sei mit einem Teil des „Wordings“ nicht einverstanden gewesen. Trotzdem wurde er namentlich als Unterzeichner genannt. „Dies möchte ich hiermit richtigstellen.“
Koch fordert eine gründliche, unabhängige und ergebnisoffene Untersuchung der Vorwürfe. Den Prozess der Aufklärung und Bewertung durch die Ethikkommission des DOSB unterstütze er. „Mir ist es an dieser Stelle wichtig auszudrücken, dass die Zusammenarbeit mit dem Präsidenten, Alfons Hörmann, dem Präsidium und dem Vorstand stets konstruktiv, vertrauensvoll und respektvoll war und ist“, schreibt Koch: „Als Athletenvertreter bringe ich regelmäßig auch kontroverse Anliegen und Kritik im Präsidium ein, die gehört und ernst genommen werden.“
Am Tag nach der Mitteilung von Koch verschwanden nicht nur sein Name unter dem „Statement des DOSB-Präsidiums zum Offenen Brief“ auf der Website des DOSB, sondern mit diesem auch die Namen der weiteren sechs Unterzeichner.
Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe beantwortete der DOSB nicht Fragen nach dem Grund für die Nennung von Koch , für das Verschwinden aller Namen und danach, ob weitere Mitglieder des Präsidiums ihre Unterschrift zurückgezogen oder der Erklärung a priori nicht zugestimmt hätten.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 11. Mai 2021