Alina Reh gewinnt in Berlin mit einer auch international hochklassigen Zeit. - Foto: Helmut Winter
Alina Reh läuft Topzeit über 10 km bei deutschem Straßenlauf-Comeback in Berlin
Der deutsche Straßenlaufsport hat sich zurückgemeldet, und Alina Reh sorgte dabei über 10 km in Berlin für eine auch international hochklassige Leistung: Die 23-jährige Läuferin des SSV Ulm stürmte auf einer flachen Pendelstrecke im Südosten Berlins zu einer Zeit von 31:26 Minuten.
Damit verpasste sie bei regnerischen Bedingungen ihre eigene Bestzeit um nur drei Sekunden. Alina Reh zeigte einmal mehr, dass sie das Potenzial hat, den deutschen Rekord von Irina Mikitenko (30:57) zu brechen. In der aktuellen Jahresweltbestenliste belegt Alina Reh mit ihrer Berliner Zeit nun einen beachtlichen siebenten Platz.
Das Rennen der Männer gewann Johannes Motschmann (SCC Events Pro-Team Berlin) mit 29:11 Minuten.
Nachdem in den ersten Monaten des Jahres einige hochklassige 10-km-Rennen stattgefunden hatten, war der Berliner Lauf mit dem Titel „Berlin 10k Invitational“ das erste Rennen weltweit seit Beginn der Corona-Pandemie, das international relevante Zeiten produzierte. Der einzige andere spitzensportliche Lauf, der in den letzten Monaten stattfand, war ein 5-km-Rennen in Norwegen. In Stavanger war Jakob Ingebrigtsen am 20. Mai über 5 km mit 13:28 Minuten einen Landesrekord gelaufen.
Bei dem Berliner Pilotprojekt „Rückkehr des Straßenlaufes“ wurden die aktuellen Corona-Regeln eingehalten. Um dies sicherzustellen, hatten die Organisatoren im Vorfeld darauf verzichtet, das Rennen bekannt zu machen. Auch die lokalen Medien wussten nichts von den „Berlin 10k Invitational“. So gab es so gut wie keine Zuschauer an der Strecke.
Das Rennen fand im Südosten Berlins auf einer asphaltierten, komplett flachen Waldstraße statt. Insgesamt gingen acht Männer und sieben Frauen an den Start plus Tempomacher. Die Männer starteten dabei zwei Minuten vor den Frauen, und die Startaufstellungen waren jeweils versetzt, so dass es einen entsprechenden Abstand zwischen den Läufern gab.
Das Set-up mit der Pendelstrecke, dem windgeschützten Kurs und insgesamt drei Wenden auf der gesamten Distanz wirkte ein bisschen wie ein Kleinformat der „1:59 Challenge“, bei der Kenias Superstar Eliud Kipchoge im vergangenen Oktober im Wiener Prater als erster Läufer den Marathon unter zwei Stunden gerannt war. Auch die Berliner Strecke wurde im Vorfeld offiziell vermessen, zudem stoppten Kampfrichter des Berliner Leichtathletik-Verbandes die Zeiten.
Auf die Beine gestellt wurden die „Berlin 10k Invitational“ von Mark Milde, dem Race-Director des Berlin-Marathons, Christoph Kopp, der unter anderem für den Frankfurt-Marathon die Elite-Athleten verpflichtet, und Helmut Winter, der für etliche nationale und internationale Rennen die Zeitanzeigen für die Eliteläufer auf der Strecke umsetzt.
Athleten und Trainer waren dankbar, dass nach vielen Absagen – erst am Freitag hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) alle Straßenlauf-Meisterschaften für 2020 abgesagt – in Berlin die Initiative ergriffen wurde und ein Lauf stattfinden konnte.
„Es war eine schöne Erfahrung, wieder ein Rennen laufen zu können. Ich bin zufrieden mit der Zeit, obwohl ich ursprünglich ein Ergebnis im Bereich von 31:00 Minuten erreichen wollte“, sagte Alina Reh. Die Europameisterschafts-Vierte über 10.000 m von 2018 hatte sich unmittelbar nach dem Start von ihren Konkurrentinnen abgesetzt. Geführt von einem Tempomacher erreichte sie die 5-km-Marke nach 15:45. Obwohl sie das Rennen aus dem vollen Training heraus bestritt, konnte Alina Reh in der Schlussphase noch deutlich zulegen. Den letzten Kilometer lief sie sogar in 3:02 Minuten. „Ich hoffe, dass es weitere Rennen geben wird“, sagte Alina Reh.
Hinter Alina Reh zeigte auch Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) eine starke Leistung. Die Marathonläuferin lief in 32:41 auf Rang zwei und verfehlte ihre Bestzeit um lediglich zwei Sekunden. Einen persönlichen Rekord stellte Caterina Granz (LG Nord) Berlin auf, die als Dritte nach 32:47 im Ziel war. Auf den Rängen vier und fünf folgten Deborah und Rabea Schöneborn (beide LG Nord Berlin) in 34:28 beziehungsweise 34:32.
„Das war endlich mal wieder ein Rennen. Jetzt bin ich zwar k.o. und platt aber glücklich über meine Leistung“, sagte Katharina Steinruck, die extra kurzfristig aus Frankfurt nach Berlin gefahren war, um bei dem 10-km-Lauf an den Start gehen zu können. „Es war alles top organisiert, wir waren gut abgeschirmt und einige wartende Autofahrer haben uns sogar angefeuert“, erzählte Katharina Steinruck. „Ich hoffe, dass dieses Rennen jetzt ein Zeichen gesetzt hat und andere motiviert, auch etwas auf die Beine zu stellen. Wir haben heute in Berlin gesehen, dass es machbar ist, einen Straßenlauf zu veranstalten.“
Startaufstellung mit Abständen: Johannes Motschmann (vorne rechts) war der spätere Sieger,
rechts neben ihm läuft Mark Milde, der Berlin-Marathon-Race-Direktor.
Foto: Cecilia Wenig / Race News Service
Vergleichsweise nicht ganz so stark besetzt war das Rennen der Männer. Hier gewann Johannes Motschmann (SCC Events Pro-Team Berlin) mit einem persönlichen Rekord von 29:11 Minuten. Zweiter wurde Nils Voigt (TV Wattenscheid) in 29:24 vor Fabian Clarkson (SCC Events Pro-Team Berlin), der nach 29:36 im Ziel war. „Ich freue mich über eine persönliche Bestzeit, obwohl ich eigentlich unter 29 Minuten bleiben wollte“, sagte der 25-jährige Johannes Motschmann, dessen Spezialdisziplin die 3.000-m-Hindernisstrecke ist. Über diese Distanz will er sich für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr qualifizieren. „Ich war froh, dass ich jetzt wieder einen Wettkampf laufen konnte, denn das ist doch etwas anderes als immer nur zu trainieren. Das Rennen hat gezeigt, dass mit Innovation etwas möglich ist. Ich fand es sehr schade, dass alle Deutschen Meisterschaften im Straßenlauf abgesagt wurden.“
Video: Cecilia Wenig