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2019

Bei einem Strandspaziergang entdeckt die Gruppe eine überdimensionale Sonnenbrille des Künstlers Marc Moser - Foto.: USE, Union Sozialer Einrichtungen

aktiv sein: „Eine Reise, von der wir lange zehren werden“ – Inklusives Team startet beim Ostsee-Staffel-Marathon 2019 in Dierhagen

By GRR 0

Einmal bei einem Marathon mitzulaufen – das ist für viele Hobbyläufer ein großer Traum. Für Menschen mit Behinderung scheitert dieser Traum oft nicht nur an mangelnder Diziplin, sondern auch am lieben Geld.

Nicht so für die 17 Läuferinnen und Läufer des USE-SOWAs e.V., die beim 13. Ostsee-Staffel-Marathon in Dierhagen starteten.

Menschen mit Handicap sind gerade im organisierten Sport unterrepräsentiert. Das hat viele Gründe, besonders für Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es einige Hindernisse zu überwinden: Vorurteile, Berührungsängste, mangelnde Strukturen und nicht zuletzt fehlende finanzielle Mittel.

Das wollte Dietmar Klocke, passionierter Läufer und USE SOWAS- Mitglied, zumindest für seine Mitläufer ändern. Die Idee entstand bei einem Ostseeurlaub und entwickelte sich zu einer sechstägigen Laufreise mit Trainingseinheiten vor Ort.

Finanzielle und ideelle Unterstützung fand er bei der Unionhilfswerk-Förderstiftung und der Seelen-Bewegt-Stiftung sowie bei dem „Marathonvater“ Horst Milde und Prof. Dr. Andreas Ströhle von der Charité, die die Schirmherrschaft übernahmen.

Auszüge aus dem Reisetagebuch von Barbara Herrmann, einer der Läuferinnen:

Mittwoch, der 25. September 2019

Wie schön, die hektische Großstadt hinter sich zu lassen! Die Zugfahrt ist sehr entspannt, wir lernen uns kennen, unterhalten uns, lesen oder spielen mit dem Smartphone. Nach dem Empfang in der Jugendherberge wartet schon die erste Herausforderung auf uns: das Bettenmachen der Etagenbetten mit den JH-spezifischen Laken, halb Spann-, halb normale Bettlaken.

Donnerstag, der 26. September 2019

Gegen zehn Uhr setzt sich die ganze Gruppe in Bewegung Richtung Strandpromenade, Ecke Seebrücke. Unsere erste Trainingseinheit ist ein 50minütiger Pendellauf, d.h. jeder läuft 25 Minuten so schnell er kann auf dem Seedeich Richtung Pramort und kehrt danach um, so dass alle gleichzeitig wieder am Ausgangsort ankommen. Anschließend nutzen wir einen kleinen Pavillon am Strand zur Gymnastik. Ich fühle mich nach dem Sport sehr wohl und angenehm ausgepowert.

Aber nicht nur Sport steht auf dem Programm, sondern auch Naturerkundungen wie Strandwanderungen oder eine Kranichfahrt zur Insel Kirr, einem Vogelschutzgebiet. Im Herbst ziehen viele tausend Kraniche von ihren Brutgebieten in Skandinavien nach Süden. Wir haben Glück und erleben hautnah, wie die Kraniche direkt über uns hinweg zu ihrer Schlafstätte auf Kirr zur Landung ansetzen und dabei trompetenartige Laute von sich geben.

Freitag, der 27. September 2019

Gegen halb zehn Frühsport: Wir laufen im Trab zur Bushaltestelle am Ortseingang und starten von dort wieder zu einem Pendellauf, diesmal zuerst in Richtung Prerow, dann über den Boddendeich. Es geht durch ein schönes Waldgebiet; es riecht nach Moos, Erde und feuchten Blättern.

Samstag, der 28. September 2019

Das Training heute fällt kürzer aus als sonst, dafür ist es aber anspruchsvoller: es geht ein paar hundert Meter in Joggingschuhen durch den Tiefsand, als Vorbereitung auf die Strecke morgen. Im Anschluss wieder Gymnastik im Pavillon.

Wir nutzen das sonnige Wetter, um noch einmal zum Strand zu gehen, zu baden bzw. den großen Zeh ins Wasser zu tauchen.

Sonntag, der 29. September 2019

Endlich, der große Tag ist da! Heute ist Weißzucker ausdrücklich erlaubt – er gibt Energie zum Rennen. Auf der Hinfahrt sind wir alle schweigsam, lassen die Landschaft an uns vorübergleiten… Pünktlich um 10 Uhr fällt der Startschuss. Nach einem kurzen Stück durch Wald und Wiese geht es an den Strand, wo das Laufen richtig anstrengend ist; besonders als es auch noch bergauf geht. Die Belohnung gibt’s dann beim Laufen durch den Wald auf Torfboden, der angenehm federt. Ich bin zufrieden, als ich die 5 km nach ca. 40 Minuten geschafft habe!

Auch nach  fünf Kilometern sehen die Läufer noch entspannt aus –  Foto.: USE, Union Sozialer Einrichtungen

Zum Schluss bekommen wir noch eine Spezial-Siegerehrung, weil wir extra aus Berlin angereist sind! Für uns alle eine super Erfahrung.“

Oder wie es Walid H., der in seinem Enthusiasmus die 5,2 km-Runde incognito gleich zweimal absolvierte, sagte: „Eine Reise, von der wir lange zehren werden.“

Ursula Laumann
Öffentlichkeitsarbeit

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