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03
2018

Olympiastadion von 1936: Kann Geschichte überschrieben werden?  - Olympiastadion Berlin - Foto : Horst Milde

Bildung und Leistungstraining mit Spitzensport – Ansprüche im Kinder- und Jugendalter – Ein Projekt für Jahre, wenn wir besser sein wollen als andere. Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

© Lothar Pöhlitz* – März 2018 – Wenn Talente oder Hochbegabte im Nachwuchsleistungssport erfolgreich sein sollen, müssen sie nicht nur ein umfangreiches Trainings- und Wettkampfprogramm bewältigen, sondern es muß ihnen auch schon früh eine gute sportliche, schulische oder berufliche Bildung ermöglicht werden.

Für beides brauchen junge Talente bestens organisierte Zeit, sowohl für ihre Bildung für „das Leben nach den Medaillen“ als auch für ihr „Leistungstraining für Medaillen“.

Dafür fehlen im Moment Trainer, Trainingsbedingungen / Infrastruktur, eine gezielte Talentsuche durch Scouts, eine leistungsorientierte Förderung und Ausbildung von Begabten in den Ländern und Vereinen und ein gemeinsames Konzept der 16 Landesverbände für die inhaltliche Vorbereitung auf das Hochleistungstraining.

In Vorbereitung auf die BMI / DOSB – Leistungs- und Spitzensportreform wurden in der Vergangenheit in umfangreichen Diskussionen und Materialien die Probleme benannt und die Wunsch-Aufgaben für GERMANY´s – Olympia – Zukunft formuliert. Dabei wurde gerade von den OS aus Korea transportiert, das sich die deutschen Fans und die Medien vor allem für die „besonderen Leistungen“ begeisterten.

Aus der Sicht der Leistungssport-Praxis hat man bisher den Eindruck, dass die Probleme zwar erkannt sind, unklar aber ist, welche Bedingungen und wieviel Geld Sportler und ihre Trainer für die “Erarbeitung“ von Olympiamedaillen und ein Sommer-Olympiamedaillen-Wunschergebnis in der Nationenwertung brauchen.

Bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea haben sich Trainer und Experten übereinstimmend geäußert, dass Deutschlands künftige Konkurrenzfähigkeit in der Nationenwertung Olympischer Spiele von einer veränderten, leistungsorientierten Kinder- und Jugendarbeit in den Sportarten abhängt. Dies gilt auch für die leichtathletischen Laufdisziplinen, die bei Männern und Frauen insgesamt 36 Medaillen gewinnen könnten!

Vielleicht werden Kinder und die Jugend nun zusätzlich motiviert, weil der Gewinn von Olympiamedaillen und „Olympiasiegen fürs Leben“ aus Korea von Sportlern, Trainern und Fans auch als „richtig geil“ übern Teich transportiert wurden.

          „Der Weltsport schläft nicht“ (Alfons Hörmann 25.2.2018)

Auf einen Vergleich mit der Medaillenbilanz bei den „Winter-Olympics in Südkorea“ sollte man verzichten, weil die Konkurrenzsituation zu den Laufdisziplinen – die gegen die ganze Welt kämpfen müssen – nicht realistisch und unfair wäre. Ein Zitat aus dem KStA vom 14.2.2018 unterstreicht beispielhaft die Problematik: „die deutschen Rodler und ihre Funktionäre werden alles dafür tun damit dieser Sport, bei dem die Deutschen gegen Außenseiter der Rest-Welt fahren, erhalten bleibt“. Natürlich gilt das so extrem nicht für alle Sportarten.

Gedanken und Erfahrungen zur BMI / DOSB Spitzensportreform

Die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestags Dagmar Freitag (SPD) hat in der FAZ zur öffentlichen Debatte über die Probleme des Sports aufgerufen. Die LCA will mit diesem Beitrag dem Ganzen Gedanken und Erfahrungen zu Problemen der zukünftigen Leistungsdarstellung deutscher Läufer in der Welt, Schwerpunkt Nachwuchs-leistungssport, anfügen.

Vielleicht gefällt dafür das Motto: an einer Musikschule für Begabte würde niemand auf den Gedanken kommen, dass ein Klavierlehrer Trompete unterrichten muss.

Hier geht es deshalb nicht um die Leichtathletik im Allgemeinen, sondern um die eigentlich wenigen echten Talente und Hochbegabten die im Sinne der Reform auf das Hochleistungstraining vorbereitet, eines Tages Medaillen erringen sollen. Der DOSB / BMI, der DLV und 16 LA-Landesverbände wollen das. Dafür wurden in der Vergangenheit neben die Vereinsarbeit, Spezialschulen für Sport oder Eliteschulen des Sports gestellt, die aber, so hat man den Eindruck, bisher mehr für Kinder und Jugendliche arbeiten, die nur „ein bisschen Sport für mehr Gesundheit“ treiben wollen.

Zu wenig strukturiert aber für das Training von Begabten sind, die eines Tages auf dem Podium bei internationalen Höhepunkten wieder Deutschlands einstiges Leistungs-potential präsentieren sollen.

Alle wollen Stolz sein auf Deutschlands Leistungsfähigkeit – besser sein als die anderen – wollen Medaillen. Die Fans – die kleinen und großen Sportler und ihre Trainer – die Funktionäre – BMI und DOSB – die den Leistungssport begleitenden Teams und natürlich die Medien. Die Winter-Olympics und die TV-Einschaltquoten haben dies bewiesen. Aber auch diesmal war wieder deutlich, dass es um Gold – Silber oder Bronze ging, – ein „nur“ 4.Platz war schon eine Enttäuschung.

Was ist zu tun für Olympia Bronze – Silber – Gold?

„Die aktuelle Situation des Nachwuchsleistungssports in Deutschland ist durch vielfältige gesellschaftliche Veränderungen gekennzeichnet. Die demographischen Entwicklungen wirken sich auf die Anzahl sporttreibender Kinder und Jugendlicher in den Sportvereinen aus. Auch die hochleistungssportliche Ausrichtung vieler Sportvereine ist verloren gegangen“   (BMI / DOSB – Spitzensportreform)

„Im Rahmen der Neustrukturierung sind die benannten Lücken im System zu schließen. Ziel und Aufgabe des Sports muss es sein, ein Programm zu entwickeln, durch das Talente erkannt, ausgewählt und gezielt auf internationale Erfolge vorbereitet werden können“                                          (BMI / DOSB- Spitzensportreform).

Vergangenheit, Zukunft und Aufgaben der 16 Länder die für die Bildungspolitik zuständig sind

Der Schulsport, die Vereinsarbeit, die Arbeit der LV, der Spezialschulen für Sport, Sport-Gymnasien, Nachwuchs-Leistungszentren der Länder, die DLV-Kaderarbeit, Eliteschulen des Sports und Sponsoren werden in Zukunft zusammen über die Konkurrenzfähigkeit deutscher Athleten bei den großen internationalen Höhepunkten EM, WM oder OS entscheiden.

Die Leichtathletik muß deshalb über die organisatorische- und inhaltliche Weiterentwicklung des Nachwuchsleistungssports für die Zeit nach 2020 jetzt intensiv nachdenken, Sponsoren suchen und auch die Arbeit für und mit den Medien überdenken. Dabei wissen sicher alle Beteiligten das die Bildung, neben den Hochleistungssportansprüchen, eben dieser Spitzensportler für Beruf, Familien und eigene Kinder eines Tages die materiellen Voraussetzungen schaffen muß. Für die Hochbegabten hat deshalb eine gesicherte Zukunft, durch eine duale Karriere gesichert, Priorität.

Die Spitzensportreform fordert u.a. dass sich DLV und alle Landesverbände zu gemeinsamer Arbeit bekennen. In dessen Mittelpunkt muß stehen wie man schon aus einem anspruchsvolleren Kindertraining Talente auswählt und dann besser als bisher die leistungssportliche Ausbildung in den Vereinen, Bundesstützpunkten oder den Spezialschulen für Sport in das schulische Unterrichtsgeschehen einbezieht und organisiert. Mit derzeitigen 3-5 Trainingseinheiten nur am Nachmittag schafft man es nicht in die Weltspitze.

Eine angestrebte Vorbereitung von Kindern, Jugendlichen und Hochbegabten auf das Hochleistungstraining erfordert das „Training“ auf ein den Zielen entsprechendes Niveau anzuheben. Die Spezialschulen für Sport und Eliteschulen des Sports wurden geschaffen damit es dort tägliches Unterrichtsfach wird. Der Name einer Sportschule allein bereitet nicht auf das Hochleistungstraining vor.

„Wir wollen das bestehende System wirkungsvoller strukturieren und weiter optimieren, um am Weltmaßstab orientierte sportliche Spitzen-leistungen der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, ohne dabei jedoch die schulische Ausbildung zu vernachlässigen“      (Dirk Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand Leistungssport 2016)

Vereinsarbeit – LV-Nachwuchsleistungszentren – OSP – DLV-Kaderarbeit – Spezialschulen für Sport – Eliteschulen des Sports

Für eine Vorbereitung auf das Hochleistungstraining für die Leichtathletik müssen Talente, Hochbegabte der 7.-9.Klassen, wenn sie es wollen, z.B. an einer Eliteschule des Sports mindestens 4-5 x wöchentlich im Rahmen ihres Stundenplanes ein leistungsorientiertes Grundlagentraining absolvieren können.

Alle wissen das 8-10jährige im Turnen. Schwimmen oder der Sportgymnastik bereits über beträchtliche Fähigkeiten verfügen. Das gibt es derzeit in der Leichtathletik nicht. Auch in der Leichtathletik wäre es deshalb für begabte Kinder wünschenswert, nein notwendig, in den Vereinen schon früher ein leistungsorientiertes Basis-Training anzubieten.

Sven Hannawald empfahl kürzlich jungen Skispringern schon mit 5-7 Jahren an einem selbstgebauten Schnee-Hügel hinterm Haus, wie er damals selbst, die ersten Versuche, wenn sie eines Tages in die Weltspitze wollen. Solche Initiativen sind umso dringlicher, wenn man z.B. an den Niedergang des Schulsports* in den letzten 10 Jahren denkt.

* In Deutschland ist Bildung bekanntlich Ländersache. Was Kindern und Jugendlichen derzeit in zu vielen Schulen im Sportunterricht, auch in Richtung „Fitness“, vermittelt wird, wird nicht zentral in Berlin, sondern von den Kultusministerien der 16 Bundesländer bestimmt.

Das bedeutet zugleich, dass es in 16 Bundesländern 16 verschiedene Lehrpläne, 16 verschiedene Meinungen zur Bildung, zur Qualität der Sportlehrer, generell zum Unterrichtsfach Sport und den dafür notwendigen Bedingungen, gibt. Die Ergebnisse sind ausreichend dokumentiert, die Ärzte haben vielfach auf die gesundheitlichen Probleme unserer Kinder hingewiesen.

Es scheint Zeit Bildung und den Schulsport endlich nicht nur in eine Hand, sondern auch in die Verantwortung von Fachpersonal zu geben. Zugleich würde man dadurch das Geld sparen was dringend z.B. in die Sportinfrastruktur und die Trainergehälter investiert werden müsste. Hoffnung macht aktuell die Neuverteilung für „Inneres und Bildung“ mit ihren Mitarbeitern, die alle wissen das für Spitzenleistungen, nicht nur im Sport, auch Bedingungen Voraussetzung sind.

Viele stehen schon früh gern auf dem Podium (Foto: Schaffrath)

Wirkungsvoller strukturieren – Umfeldinvestitionen für das Weltniveau

Über die Konkurrenzfähigkeit deutscher Leichtathleten gegen die Profis der Welt bei den großen Höhepunkten EM, WM oder OS entscheiden also in Zukunft nicht nur die mögliche duale Karriere nach dem Abi, sondern vor allem die Verbindung von Bildung und Training mit Spitzensport-Ansprüchen im Kinder- und Jugendtraining, in den Vereinen, den LV-Nachwuchsleistungszentren und den Spezialschulen für Sport in den Ländern. Deshalb sollen hier noch einmal die notwendig organisatorisch-inhaltliche Voraussetzungen für ein Kinder- und Jugendleistungstraining in den Ländern und speziell an den Eliteschulen des Sports thematisiert werden. Deshalb muß das wirkungsvollere strukturieren und optimieren für die am Weltmaßstab ausgerichteten Ziele zuerst auf den Prüfstand. Es bedarf einer neuen Qualität der sportlichen Grundausbildung von „außergewöhnlich talentierten“ durch Fach-Trainer auch in den Vereinen und auch im Rahmen des Stundenplanes am Vormittag in Spezialschulen des Sports.

„Leistung und Leistungseliten spielen im Sport eine große Rolle.                        

An 43 Eliteschulen werden für hochbegabte Sporttalente Bedingungen vorgehalten, um Spitzensport und Bildung erfolgreich zu vereinen“ (DOSB – Eliteschulen des Sports)

„Zentren für Bildung & Leistungstraining“ müssen Bildung, Talentsichtung und Qualitäts-Training ermöglichen

Die Kunde wie der Skiverband und seine Spezial-Schulen mit Internaten in Berchtesgaden, Oberwiesental, Oberhof, Willingen, München und Oberstdorf gemeinsam mit ihren jungen Ski-Talenten (u.a. Andreas Wellinger) seit Jahren die Weltspitze anstreben und schon leistungssportliche Inhalte in die Schule und den Unterricht einbezogen haben, muß die Leichtathletik animieren sich diesem Schwerpunkt offensiver zuzuwenden.

Mehr Training auch als Unterrichtsfach und die Talentsichtung sind für die Leichtathletik überlebensnotwendig. Eine Möglichkeit wäre die Weiterentwicklung der Eliteschulen zu Zentren der Hochleistungsvor-bereitung in der Jugend unter das Motto „Zentren für Bildung & Leistungstraining“ zu stellen, um dem Anspruch der Leichtathletik „Weltspitze in allen Altersklassen“ eines Tages noch besser gerecht werden zu können.

„Eliteschulen des Sports haben ein Internat und sind an Olympiastütz-punkte gebunden. Die aktuelle Zahl dieser Systeme ist nach der Aufnahme der Standorte Karlsruhe und Mannheim im Jahr 2014 auf 43 gestiegen: 22 in westdeutschen Ländern, 18 in ostdeutschen, 3 in Berlin. Auf Sommersportarten fokussieren 29 Eliteschulen, auf Wintersportarten 7, weitere 7 setzen übergreifende Schwerpunkte“ (DOSB).

Leistungssportliches Training an Spezialschulen für Sport, muß als eine besondere Qualität von spezialbildendem Sportunterricht für Begabte verstanden werden.  Man könnte sich das Motto „Eliteschulen sind Zentren für Bildung & Leistungstraining“ vorstellen.

Training, duale Karriere und Spitzenleistung

„Duale Karriere nennt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auch das Ziel, dass Nachwuchstalente an Universitäten und Spezialschulen genügend Zeit für das Training haben, ohne die Bildung zu vernachlässigen“.

Nach dem Abi kann, bei einem ausreichenden Leistungsangebot, die Vorbereitung auf das Hochleistungstraining an einem der begehrten Plätze beim Zoll, bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr, die Vollprofis fürs Trainieren bezahlen, fortgesetzt werden. Für junge Leistungssportler mit außergewöhnlichem Talent ist es deshalb sinnvoll für sich schon früh über eine optimale Verbindung von schulischer und leistungssportlicher Ausbildung nachzudenken. In einen Prozeß in dem Training und Wettkämpfe Teil des schulpädagogischen Gesamtprozesses sind muss also ein leistungsorientiertes Grundlagen-Training ein Unterrichtsfach sein wie Deutsch, Mathe oder Englisch. Und den in den Internaten lebenden Kindern- und Jugendlichen müssen – fern der Heimat – die notwendigen Hilfen durch entsprechendes Fachpersonal zukommen.

Dipl.-Sportlehrer / Lehrertrainer wären wichtige Schlüssel zum Erfolg

Schul- als auch trainingspädagogisch hochspezialisierte Sportlehrer / „Lehrertrainer“, wären wichtige Schlüsselfiguren für das Gelingen des Vorhabens. Dafür sollte den Direktoren solcher Spezialschulen die Verantwortung übertragen werden. Trainingspläne im Sinne der sportlichen Leistungsziele zu gestalten und praktisch umzusetzen setzt spezielle Fachkräfte voraus. Deshalb ist in Zusammenarbeit mit den Spezialtrainern im Verein (Nachmittagstraining) und sportmedizinisch-physiotherapeutischen Abteilungen ein wirksames schlüssiges Gesamtkonzept unter der Priorität „Vorbereitung auf das Hochleistungstraining“ der Sportart, notwendig.

Der Elite auch Elite-Bedingungen zur Verfügung stellen (Foto: Pöhlitz)

Zu den Bedingungen für eine Erhöhung der Leistungsqualität an Sportschulen

Die Qualität der Spezialschulen für Sport ist also abhängig von der Stellung der sportlichen Ausbildung im Gesamtkonzept der Schule, der Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Spezialtrainern im angeschlossenen Verein oder Bundesstützpunkt und den Trainingsbedingungen um die angestrebten Ziele auch erreichen zu können.

Spezialschulen des Sports oder Eliteschulen müssen ihrem Namen gerecht werden und die Aufgaben zur Vorbereitung von Talenten, Eliten, Hochbegabten auf das Hochleistungstraining erfüllen. Elite bedeutet Herausforderung für den gesamten Lehrkörper, mehr Leistungsbereitschaft, Identifikation, emotionale Begeisterung, mentale Stärke, Initiativen, Fleiß, Disziplin und der Wille überdurchschnittliche sportliche Leistungen erzielen zu w o l l e n. Insofern muß dem Sportunterricht eine entsprechende Priorität in modernen Sport-stätten eingeräumt werden.

„Außergewöhnliche“, die eine Eliteschule wählen, müssen für den Wettbewerb um die beste sportliche Leistung bereit sein. Dabei gibt es Sieger, aber auch Verlierer. Wer das nicht will, muss es ja nicht machen. Nicht Herkunft und Geldbeutel der Eltern bestimmen die Perspektive von sportlich Begabten, sondern Anlagen, Willen und Bereitschaft für sportliche Spitzenleistungen gemeinsam mit ihren Ausbildern.

Der Sichtung von Talenten, von „außergewöhnlich begabten“ und einer fachgerechten Ausbildung kommt eine bisher unterschätzte Aufgabe zu.

Allerdings werden die in Zukunft wieder gewünschten „Erfolge für Deutschland als TEAM D“ schon in Tokyo ohne die dringend notwendigen Investitionen, die Fragen zur Zukunft, über die bisher noch nicht gesprochen wurden, ausbleiben. Unsere Konkurrenten in den Laufdisziplinen bereiten sich weltweit professionell vor.

Voraussetzungen zur Vorbereitung junger Talente auf das Hochleistungsalter:

  • Verein – Schule – LV – OSP – Scout – System
  •  Talentauswahl „Begabte für Leichtathletik“ in die 7.Klasse (Auswahlkriterien)
  • Hochwertige Trainingsstätten, leistungsstarke Trainingsgruppe
  • Qualifizierte Sportlehrer bzw. Trainer (A- / Diplom-Sportlehrer, -Trainer)
  • Eine angemessene wissenschaftliche und sportmedizinische Begleitung
  • Ganztagsschule mit Sportinternat und Tagesbetreuung (Vollverpflegung / Erzieher)
  • Tägliche Doppelsportstunde      (7.- 8. Klasse 4 / 9-13. Klasse 5 Doppelstunden)
  • Freistellung für Trainings- u. Wettkampfmaßnahmen
  • Möglichkeit der Ausbildungsstreckung (13 Klassen)
  • Überführung in duale Karriere nach dem Abi
  • Firmen – Patenschaften – Sponsoren* (Leistungssportfreundliche Unternehmer)
  • Eine besondere Problematik ist für diejenigen Hochbegabten zu lösen, die aus privaten, familiären Gründen die Angebote von Spezialschulen nicht wahrnehmen wollen. Da wir aber auf kein Talent verzichten sollten, müssen die Familien, LV, Vereine und Heimtrainer die besondere Rolle von Unterstützern im Zusammenhang mit Schule und Training übernehmen, damit das mögliche Training und die Wettkämpfe über Jahre machbar wären und trotzdem ein erfolgreiches Abitur gelingt. Dafür gibt es in der Tat aus der Vergangenheit nicht wenige positive Beispiele.
  • Talentsuche, Training, die Sportmedizin und Bildung entscheiden über Erfolge

(Foto: Weiss)

Für Trainer, Funktionäre und Athleten sind das die Aufgaben

Bei den nächsten Olympischen Spielen gibt es auf jeder Strecke wieder 3 Medaillen zu gewinnen, für die Mittel- / Langstrecken und den Marathon der Männer und Frauen insgesamt 36

Der Qualitätsanspruch an eine Olympiamedaille wurde allen Lauf-trainern demonstriert, als „Koko Klosterhalfen“ bei der Hallen-WM 2018 gegen die geballte Weltelite über 3000 nur Siebte wurde. Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (ETH) lief über 3000 m, nach einem leichten 2000 m Steigerungslauf, die letzten 1000 m in 2:37 (!!!) Minuten.

*          Eine Spezialisierung „Ausdauersportarten“ für ein gemeinsames Grundlagen-training im Rahmen des Sportunterrichts / Trainings am Vormittag, kombiniert mit dem Spezialtraining am Nachmittag wäre eine hilfreiche und gleichzeitig ökonomisch unterstützende Lösung. Am Beispiel der Leichtathletik würde das bedeuten:

*    An die Schule könnten z.B. Schüler eines oder mehrerer Disziplinbereiche (Lauf / Sprung / Sprint oder Wurf) aufgenommen werden, wenn sie im Verbund mit dem Verein / Leistungszentrum / OSP am Nachmittag auch von qualifizierten Trainern in ihrem Disziplinbereich trainiert werden können (verantwortlich: DLV, DLV-Landesverband, DLV-Koordinator für die Eliteschulen). Mögliche überregionale Aufnahmen / Werbung (z.B. Schwerpunktschule für Mittel- / Langstrecke) könnten die Ausbildungsqualität (Partnertraining) noch deutlich verbessern

*    Durch eine besondere, erforderliche Trainerkonstellation könnte zukünftig auch eine Fortentwicklung in Richtung Disziplinbereichs – „Schwerpunktschulen“ mit dem Ziel leistungsstarker Trainingsgruppen innerhalb der Eliteschulen, unabhängig vom Standort, sinnvoll unterstützt werden. Internate mit Rundumbetreuung, wie das bei den Bundesliga-Fußballclubs üblich ist, müssten dafür selbstverständlich sein.

*    Zu einer Eliteschule des Sports gehören 4 – 5 Doppel-Sportstunden pro Woche. (Entwurf / Möglichkeit siehe Abbildung)

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*       Dafür müssen die Bereiche „Sportlehrer / Trainer“ und die Qualität der Ausbildung leistungsorientiert forciert und auf das entsprechende Voraussetzungsniveau (vielleicht durch die Trainerakademie) gehoben werden. Eine Qualifizierung oder Auswahl der Sportlehrer (Werbung) auf die gegenüber Normalschulen veränderten Anforderungen dieser Spezialschulen wäre eigentlich selbstverständlich und könnte auch Aufgabe der Trainerausbildungskonzepte der Sportverbände / DOSB sein.

*        Das anspruchsvolle Ziel „auf das Hochleistungstraining vorbereiten“ erfordert die Lehrer-Trainerstellen mit leistungssportorientierten, dynamischen Diplom-Sportlehrern oder Diplom-Trainern zu besetzen, die vielleicht auch zu leistungsorientierter, spezieller außerschulischer Arbeit mit ihren Schülern im Verein fähig und bereit wären (Arbeitsvertrag)

*      An einer Musikschule kommt auch niemand auf den Gedanken, dass ein Klavierlehrer Trompete unterrichten muss!

*      Der gezielten Suche nach Talenten im weitläufigen Umfeld der Eliteschulen kommt eine außerordentliche Bedeutung zu. Dafür ist ein Scout-System erforderlich. Aufnahmen sollten, natürlich in Abhängigkeit von der Erfüllung der Aufnahmekriterien und der jeweiligen materiellen Basis (Sponsoren), nicht auf das eigene Bundesland beschränkt sein. Wettbewerb erhöht das Tempo der Leistungsentwicklung. Am Beispiel des Deutschen Fußballbundes, für die Scouts ein selbstverständlicher Teil ihrer Arbeit sind, sollte geprüft werden, ob nicht in jedem DLV-Landesverband eine solche „Sportlehrerstelle mit entsprechender Qualifikation“ vorrangig für diese Aufgabe eingerichtet werden könnte

(Foto: Pöhlitz)

Fazit – Leistungs- und Spitzensportreform – Ziele und Aufgaben

Für eine längerfristig führende Rolle des DLV in der Welt sind nicht nur für den Mittel- und Langstreckenlauf, sondern für 47 Disziplinen außergewöhnlich begabte, leistungsbereite, belastbare, mental starke Talente zu suchen, die von kompetenten „Elite-Ausbildern“ in sehr guten Sportstätten auf das Weltniveau vorbereitet werden. Dafür müssen von der Regierung von den für Bildung geplanten Milliarden einige Millionen zur Verfügung gestellt.

„Um die Rahmenbedingungen für die Athleten optimal zu gestalten, ist die Situation der Trainer besonders in den Blick zunehmen und deutlich zu verbessern“  (BMI / DOSB – Spitzensportreform – S.28)

„Nur wer professionell arbeitet, kann Höchstleistungen vollbringen. Insoweit hat auch die strukturelle Weiterentwicklung der Spitzenverbände Priorität“     (BMI / DOSB – Spitzensportreform S. 32)

In einer dualen Leistungssportkarriere an Spezialschulen des Sports oder einer Eliteschule des Sports muß den Anforderungen der Leistungssport-Ausbildung Priorität eingeräumt werden und nicht umgekehrt. „Wichtig ist, dass die Sportfachverbände ihre Anforderungen an die Eliteschulen des Sports präzise definieren, damit mit den Schulen individuelle Lösungen gefunden werden können“, forderte Loßack schon auf der Bundestrainer-Konferenz am 30.9.2015

Hochbegabte schon möglichst früh zu finden, zu fördern und zu trainieren setzen die dafür notwendigen Bedingungen, eine optimale Verbindung von Schule / Beruf, Training, Scouts und kompetente Trainer voraus. Internationale Medaillen erfordern professionelle Bedingungen, für das Hochleistungstraining im Laufen z.B. 10-12 TE pro Woche plus 3-5 Stunden sportmedizinisch-physiotherapeutische Begleitung. Für eine langfristige Vorbereitung geeigneter Kinder- und Jugendlichen auf solche Belastungen sind talentabhängig 8-12 Jahre einzuplanen.

Die Aufgaben der Olympiastützpunkte wie sie im DOSB-Papier zur Spitzensportreform formuliert wurden, haben für die Durchsetzung des Hochleistungstrainings Priorität: „Aufgabe der Olympiastützpunkte ist die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen sportmedizinischen, leistungs-diagnostischen, sportphysiotherapeutischen, sozialen, psychologischen, ernährungswissenschaftlichen sowie trainings- und bewegungswissenschaftlichen Betreuung der zu betreuenden Athleten auf Basis möglichst standardisierter Routineverfahren. Es ist in Grundbetreuung und Spezialbetreuung unterschieden“                        (BMI / DOSB-Spitzensportreform – S.36)

Langjährige Erfahrungen in der Talentausbildung lassen die Empfehlung zu bei der Talentsuche nie müde zu werden und nach dem Wahlspruch zu handeln „wenn Du ein Talent gefunden hast gehe sofort los um nach einem noch besseren zu suchen“. Hochbegabte mit komplexen Voraussetzungen für internationale Medaillen sind sehr selten. Nicht die gesuchte Anzahl (um Klassen zu füllen) sondern die Qualität (Testbatterie) muß im Vordergrund stehen. Deshalb sollte man sehr sorgfältig auswählen. Die Qualität „Außergewöhnlicher“, nicht die Kaderanzahl führen in die Weltspitze.

Wenn in 16 Ländern nur alle 2 Jahre allein für die 12 Laufdisziplinen der Männer und Frauen nur 3 – 8 wirklich hochbegabte Mädchen und Jungen durch Scouts gefunden und an Nachwuchsleistungszentren ausgebildet werden, würden regelmäßig 60-160 (!) echte Talente in die Nachwuchskader des DLV drängen.

Dreifach-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch erklärte noch in Pyeongchang was besser werden muss.

Mehr Geld für Gold          

Die Spiele der XXXII. Olympiade finden nun bereits in 29 Monaten – vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 – in Japan statt.

Und vergiss eins nicht, wer eine Medaille will muß für GOLD arbeiten

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

——————————————————————————————————–                         *Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 i. R. / Bis 1998 langjährige Lehre an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule


author: GRR

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