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02
07
2021

Karsten Warholm läuft neuen Weltrekord über 400 m Hürdn - 2020 Rome Diamond League Rome, Italy September 17,2020 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Karsten Warholms großer Weltrekord über 400 Meter Hürden: „Alles, was Aufregung verursacht, müssen wir bejubeln“ – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

„Ich war mir sicher, dass ich gut genug für den Weltrekord war, aber ich wusste auch, dass ich diesen Job jetzt machen musste.“ Das sagte der 25jährige Norweger Karsten Warholm am Donnerstagabend im Osloer Bislett-Stadion, nachdem er im ersten 400-Meter-Hürdenlauf dieses Jahres den Weltrekord auf fantastische 46,70 Sekunden gedrückt hatte.

Am 9. Juli gibt es dann in Monte Carlo ein Duell mit dem Amerikaner Rai Benjamin, dem derzeit Zweitschnellsten auf dieser Distanz, am 3. August das olympische Finale in Tokio.

Aber wer ist dieser 25-jährige Norweger überhaupt, der den fast 20 Jahre alten Rekord des amerikanischen Olympia-Siegers Kevin Young verbessert hat? 2013 machte der damals 17-Jährige erstmals auf sich aufmerksam. Bei den U-18-Weltmeisterschaften im ukrainischen Donetzk gewann Warholm die Goldmedaille im Achtkampf, der im Jugendbereich seinerzeit noch anstelle des Zehnkampfes ausgetragen wurde. Weil er aber nur ein mittelmäßiger Werfer war, verabschiedete er sich bald vom Mehrkampf – und entwickelte sich über die Jahre zum schnellsten Spezialisten über 400 Meter Hürden, denn es je gab.

Wichtig bei alledem: Von allen Laufstrecken, die man sich aussuchen kann, sind die 400 Meter zweifelsohne schon die härteste; härter geht‘s nur noch, wenn man sich dabei auch noch Hürden in den Weg stellt. So hat es einmal der frühere Europarekordler Harald Schmid aus dem hessischen Gelnhausen beschrieben. Und so sieht es auch Leif Olav Alnes, Warholms langjähriger Trainer.

Alnes war als Junior übrigens ein vielversprechender Sprinter mit einer Bestzeit von 10,8 Sekunden über 100 Meter. Ein Verkehrsunfall beim ersten Einsatz führte aber zu einem frühzeitigen Ende und so musste sich Alnes stattdessen mit einer Karriere als Trainer anfreunden.

„Wir reden über alles und das macht es möglich, soviel Zeit miteinander zu verbringen, wie wir es tun. Es wird natürlich viel trainiert, aber ich bin auch sehr neugierig“, erzählt Warholm über die Zusammenarbeit mit Alnes. Und: „Wenn Leif  in Rente geht, mache ich hundertprozentig dasselbe. Denn ich habe oft gesagt: Das ist unser Projekt und ich möchte es nicht ohne ihn machen,“ erklärt der neue Weltrekordler die enge Beziehung zwischen Athlet und Coach. Als Trainer, aber auch als guter Freund, hat Alnes schließlich großen Einfluss. Der Unterschied von fast 40 Jahren spiele dabei keine Rolle. „Im Geiste sind wir gleich alt. Ob das jetzt fünf oder fünfzig ist, sollen andere entscheiden“, sagt der 25-jährige Warholm.

Doch zurück zur Aktualität: „Unser Ansatz ist es, wenige Wettbewerbe durchzuführen, was auch damit zu tun hat, dass sich die Welt immer noch in einer Pandemie befindet. Dann werden die Wettbewerbe zeigen, wieviel Glück wir mit diesem Ansatz hatten. Alles, was die Chance auf ein besseres Ergebnis erhöht,“ ist willkommen“, sagte Leif Olav Alnes dem norwegischen Fernsehen NRK.

Man wird sehen, aber nun ist es da, das große lange erwartete Duell über 400 Meter Hürden. Denn Rai Benjamins 46,83 Sekunden sind die zeitbeste Leistung aller Zeiten. „Das ist cool! Für jemanden, der Sport liebt und es spannend mag, wenn das Ergebnis vornherein noch nicht feststeht“, freut sich sich Alnes.

Und Benjamin?

„Es wird kommen, wie es kommt. Nachdem ich es verdaut habe, bin ich irgendwie froh, dass ich es noch nicht geschafft habe. Wenn ich den Weltrekord gebrochen hätte, was hätte ich in Tokio gemacht? Hätte ich die Form halten können?“ Das sagte Benjamin im Gespräch mit der angesehenen Washington Post.

„Aber ich habe es getan, und zwar zuhause“, sagte hingegen Warholm dem norwegischen Fernsehen NRK. Und: „Ich habe von Anfang an geschafft, was ich tun sollte. Ich konzentrierte mich auf das, was ich tun würde; was das Wichtigste war, ich dachte an keine Zeit. Ich habe nicht über die Erwartungen nachgedacht.“

Und Alnes fügt hinzu: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es beim Sport um Aufregung geht, und alles, was Aufregung erzeugt, müssen wir bejubeln.“

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
22085 Hamburg
Tel: +49 (0) 40 229 7048

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