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19
06
2021

Renndirektor Vladimir Murillo am Ziel vor der Kathedrale in San José, - Foto: Klaus Weidt

Marathon in einem Wunderland: Costa Rica ist nicht nur ein Naturparadies. Auch der Maratón de San José wird in Mittelamerika etwas Besonderes. Klaus Weidt berichtet

By GRR 0

Vladimir Murillo hat seinen Laptop mitgebracht. Der athletische Mann mit den dichten schwarzen Haaren setzt noch seine schwarze Maske auf, begrüßt uns herzlich und projiziert seinen Marathon an die Wand.

Den San-José-Marathon oder richtiger: Maratón de San José. Er ist stolz darauf, dass diese Laufveranstaltung in Costa Rica seit 2017 erfolgreich geworden ist. AIMS-zertifiziert und überhaupt etwas Besonderes in diesem reizvollen Land zwischen Panama und Nicaragua.

Trotz spektakulärer Rennen wie dem Mexiko-City-Marathon mit seinen 25 000 Startern. Da schaut „San José“ mit den 4000 noch etwas bescheiden aus.

Doch dieses Event in im Natur-Wunderland Costa Rica mausert sich von Jahr zu Jahr. Zieht auch schon Touristen an. Das ganze kleine Land scheint an dem neuen großen Laufprojekt mitzuwirken.  Hauptsponsor ist die Stadtverwaltung von San José. Sie lässt dem Marathon-Neuling an nichts fehlen. Da ist aber auch die große Begeisterung der Costa-Ricaner hierfür. Hunderte von Helfern stehen bereit. Alle 2 Kilometer ein Versorgungsstand, alle Kilometer eine Animationsgruppe.

Start beim San-José-Marathon –  Foto: Veranstalter

Kinder übernehmen Patenschaften für behinderte Läufer. Und das sind in jedem Jahr mehr, die sich zu Fuß oder im Rollstuhl an eine der Strecken trauen.

Diese teilen sich auf in Marathon, Halbmarathon, 10 und 5 km. Die „kleinen“ Strecken hatten 2019 (2020 Ausfall wegen Corona) die meisten der 4000 Teilnehmer, am Marathon trauten sich nur 154 heran, die Bestzeit war 2:36. Der Startschuss fiel bereits früh um fünf, die Temperaturen stiegen trotz der Höhe von 1000 Metern bis zu 30 Grad, bei 75 % Luftfeuchtigkeit.

Eine Expo gibt es immer zuvor, und unser Gastgeber Vladimir verweist stolz darauf, dass sie auf Präsentation und Werbung viel Wert legen: „In Berlin haben wir uns beim Marathon auch schon mal vorgestellt.“ Er verweist darauf, dass sich die „Vereinskultur“, wie er das Entstehen von Laufgemeinschaften in Costa Rica nennt, gerade entwickelt. Gefördert vom Sportkomitee des Landes.

Medaille (r.) vom San-José-Marathon – Foto: Klaus Weidt

Ein Land, dass voller Wunder steckt – zwei Ozeane ost- und westwärts, 112 Vulkane, von denen vier ein wenig aktiv sind, Urwälder, die man zum Teil sogar erwandern kann. Wir schaukelten über sechs Hängebrücken und waren fasziniert von der Tier- und Pflanzenwelt. Ein Staat ohne – Armee! „Da stecken wir die Gelder doch lieber in soziale Projekte“, so Vladimir. Der Marathon wird davon wohl auch profitieren.

Und überall gastfreundliche Leute. Bei Monteverde, unweit des Arenal-Vulkangebiets, lernten wir einen besonderen Marathonläufer kennen. Als „Don Gilbert“ ist er hier landauf und -ab bekannt, heißt aber richtig Gilbert Labo Navarro. Ein Mann, der nach schwerer Kindheit ein Haus baute, Land bestellte und eine Familie gründete. Der sich nach harten Arbeitsjahren sagte, dass es noch etwas anderes geben sollte als nur abends Rum zu trinken.

Der einfach mit dem Laufen anfing und solch ein Vergnügen daran fand, das er andere dazu animierte und einen eigenen „Landcross“ ins Leben rief, im Jahre 1984. Bis heute hat der jetzt 63jährige „Don“ den 25-km-Trail organisiert, gleich, ob nur 20 oder 100 mitmachten. Preise gab’s immer, und „die Freude und das Vergnügen kamen nie zu kurz“, wie er feststellen konnte.

Er selbst hat an vielen Läufen teilgenommen, auch am Boston-Marathon immer wieder, da wurde er sogar mal Dritter in seiner Altersklasse. Ein Flur in seinem Haus ist inzwischen zu einem kleinen Museum geworden, in dem ungezählte Medaillen hängen und verschiedene Pokale präsentiert werden. „Natürlich war ich auch beim Marathon in San José“, betont er, schwärmt von diesem und holt eine Siegerplakette hervor. Stolz ist er vor allem darauf, dass seine ganze Familie läuft – Frau, Tochter, Enkel. Dieser lässt sich natürlich auch blicken. Er will auch einmal beim neuen Marathon in San José laufen, verrät er.

 

Marathon-Chef Vladimir Murillo kann also getrost in die laufende Zukunft von Costa Rica blicken. Im „Wunderland“ zwischen Karibik und Pacific. In diesem Jahr hat er den San-José- Marathon auf den 21. November verlegt. An diesem Tag nämlich feiert das mittelamerikanische Land seine 200jährige Unabhängigkeit. 2022 wird dann wieder traditionell der dritte Maisonntag ausgeschrieben.

(rechts): Engagierter Läufer und Organisator. Hier mit der Siegerplakette vom San-José-Marathon: Don Gilbert – Foto: Klaus Weidt

Vielleicht sollte sich der eine oder andere Laufreise-Fan dieses Datum notieren. Es lohnt sich. Costa Rica scheint sich vom Naturparadies auch auf ein Marathon-Paradies ausweiten zu wollen…

Informationen:

http://www.marathoncostarica.com

www.marathoncostarica.com

Klaus Weidt

Arenal – einer von 112 Vulkanen in Costa Rica – Foto: Klaus Weidt

author: GRR