Blog
07
06
2021

Mo Farah - Photo: Helmut Winter

Zwei alte Herren und ein Ziel: Mo Farah und Alejandro Valverde – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Tokio, natürlich! Was sollte sonst mein Ziel sein? Mit meiner Erfahrung habe ich dort schließlich eine überaus reelle Chance“. Das sagte der spanische Rad-Profi Alejandro Valverde der Madrider Sportzeitung „Marca“.

Wenn nicht er, wer dann? Valverde war 2018 Weltmeister, gewann viermal den Gesamt-Weltcup und feierte neun Siege in klassischen Eintagsrennen. Er ist jetzt 41 Jahre alt

„Ja, ich glaube schon, in Tokio den olympischen 10 000-Meter-Lauf zu gewinnen. Es braucht Mut und Eier, um dort die Jungs aufzumischen. Aber ich weiß, dass ich das schaffe.“ Das sagte der britische Langstreckenläufer Mo Farah der Londoner Tageszeitung „The Guardian“. Er war 2012 und 2016 Olympiasieger über 5000 und 10 000 Meter; zudem sechsmal Welt- und fünfmal Europameister. Jetzt ist er 38 Jahre alt.

Valverdes fährt noch immer vorn mit. Sein aktueller Erfolg datiert vom 4. Juni 2021, gelungen auf der 6. Etappe des legendären Criterium du Dauphiné in Südfrankreich. Er erinnert sich: „Unser kolumbianischer Superman Miguel Lopez hatte mich gefragt, ob er mich ziehen soll. Ich habe ,okay‘ gesagt. Ihm verdanke ich also diesen Sieg. Er hat einen unglaublichen Job gemacht.“ So laufen nun mal die Geschäfte . . .

Farah hatte am 4. September 2020 in Brüssel zum letzten Mal für öffentliches Aufsehen gesorgt, als er einen neuen Stunden-Weltrekord aufstellte: 21.330 Meter in 60 Minuten. Danach war ihm lange nicht klar, ob und wie es mit der sportlichen Karriere weitergehen sollte: Mit dem olympischen Marathon oder mit der Rückkehr auf die Bahn? Er entschied sich für den Olympiastart 2021 in Japan – über 10 000 Meter.

Doch wie sieht es jetzt  – gute vier Wochen vor Olympia – mit den Plänen der beiden in die Jahre gekommenen Ikonen des Ausdauersports tatsächlich aus? Alles nur Hingespinste oder doch  mehr? „Wenn mich der Nationaltrainer mitnimmt, werde ich mein Bestes geben“, verspricht Valverde in der Madrider Sportzeitung „Marca“, die aber sogleich orakelt, dann könnte Tokio  zum „Schlussakkord“ seiner 18-jährigen Profi-Karriere werden.

Was Mo Farah noch bevor steht. Denn vorerst ist er bekanntlich an der Olympianorm von 27:28,00 Minuten gescheitert. Angesichts seiner persönlichen Bestzeit von 26:45,57 Minuten will er es aber in zwei Wochen wieder versuchen. Doch selbst, wenn er die Marke dann erreichen sollte, droht ihm erneut Ungemach. Denn zwei Briten haben sich bereits für den olympischen 10 000-Meter-Lauf qualifiziert: Sam Atkin und Marc Scott. Mit dem vorzüglichen Halbmarathon-Spezialisten Jake Smith steht obendrein schon ein Ersatzmann parat.

Was nun, Mo Farah?

Aber was treibt Ausdauersportler, von der Extraklasse eines Valverdes oder Farahs an, in einem Alter Höchstleistungen anzustreben, wenn der Körper so etwas nur noch bedingt zulässt? Beide, Valverde ebenso wie Farah, gelten zwar als Ikonen des ganz großen Sports, doch beide sind zugleich mit dem Makel behaftet, sich ihre Erfolge nicht nur mit sauberen Mitteln erarbeitet zu haben.

Es war der 31. Mai 2010, als Valverde vom Internationalem Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne als Nummer 1 der Weltrangliste im Radsport gestrichen wurde – wegen Dopings! Valverde ist bis heute nicht bereit, über dieses dunkle Kapitel seiner Karriere öffentlich zu sprechen. Warum? “Denn da“, erklärt er, „ist ja noch die Qualität – das ist etwas, mit dem man geboren wird – nicht etwas, das man herstellen kann.“ Was er nicht dementiert, ist hingegen ein erwirtschaftetes Vermögen von 4,2 Millionen Euro.

Mo Farah – Privatvermögen rund fünf Millionen Euro – möchte wiederum nicht über die Zeit mit seinem amerikanischen Coach Alberto Salazar sprechen, mit dem er immerhin vier olympische Goldmedaillen erarbeitet hat. Salazar, Begründer es umstrittenen Nike Oregon Project, wurde 2019 für vier Jahre gesperrt. Weil er nicht immer sauber gearbeitet haben soll.

Übrigens, 1981 hatte Salazar den New York Marathon gewonnen, wie er damals prahlte, in neuer Weltrekordzeit – doch die Strecke erwies sich im Nachhinein als 148 Meter zu kurz.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
22085 Hamburg
Tel: +49 (0) 40 229 7048
klausblume@t-online.de

author: GRR