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08
05
2021

Crossing the "Russki" and "Solotoi" ("Golden") bridges - Photo: Organiser

Über diese Brücken kannst du geh’n… Aber nur einmal im Jahr, wenn es in Wladiwostok den Marathon gibt. Da nehmen am russischen Weltenende Tausende teil. Klaus Weidt war dort

By GRR 0

Wie kommt man nach Wladiwostok?

Am schnellsten mit dem Flugzeug via Moskau. Ich jedoch würde unbedingt diese Kombi-Variante empfehlen: Flug nach Irkutsk, Ausflug zum größten und vielleicht auch schönsten Süßwassersee der Welt, dem Baikal, um dann in die legendäre Transsibirische Eisenbahn einzusteigen.

Dreieinhalb Tage durch die Weiten Sibiriens bis an das Ende des russischen Reichs. Ein Lebens-Erlebnis. Wenn man dann mitten in Wladiwostok aussteigt, kommt man ins Staunen. Jedenfalls hatte ich nicht nach mehr als 11 000 Kilometern von Berlin entfernt solch ein weltstädtisches Flair in dieser Hafenstadt am Pazifik erwartet. Maritimes Flair, beeindruckende Architektur, mächtige weitschwingende Brücken…

Lauf in der historischen Altstadt von Wladiwostok – Foto: Veranstalter

Bis Anfangs der 90er Jahre war diese 600 000-Einwohner zählende Großstadt noch militärisches Sperrgebiet!

Und hier gibt es tatsächlich einen Marathon.

Dieser, der Galaxy Wladiwostok Marathon, ist AIMS-zertifiziert und bietet auch einen „Halben“, eine 10- und 5-Kilometerstrecke sowie einen Familien- und Kinderlauf über 1 km an. Am 25. September 2021 findet er zum fünften Mal statt, nachdem er der Corona-Pandemie im Vorjahr Tribut zollen musste. „Erfinder“ des östlichsten russischen Running Events war der einstige Vizepräsident der sibirischen Primorske-Region, Konstantin Bogdanenko.

Bei einem Europa-Besuch nahm er am Triest-Marathon teil und war begeistert vom Flair und von der Organisation. Zurückgekehrt sagte er: „Das können wir auch!“ Mit engagierten Mitstreiterinnen wir Olga Gaeva und Polina Kupchick entwickelten sie gemeinsam in Wladiwostok die erste internationale Marathon-Veranstaltung und eröffneten diese 2017. 800 Teilnehmer waren es zu Anfang, beim „Vierten“ starteten schon mehr als 4000 aus 25 Ländern, vor allem aus dem asiatischen Raum.

Die Attraktion sind die Brücken.

Lauf über die Brücken „Russki“ und „Solotoi“ („Die Goldene“) – Foto: Veranstalter

Über sie zu laufen oder zu walken ist nur am Tag des Wladiwostok-Marathons möglich, ansonsten sind diese strikt dem motorisierten Verkehr vorbehalten. Das lassen sich natürlich auch viele Einheimische nicht entgehen. Die „Russki“-Brücke, die zur Russki-Insel führt, ist Startort für 42,195 und 21,097 km. Die „Solotoi“, die russische „Golden Bridge“, ist die Brücke Nr. 2, von der die Läuferinnen und Läufer einen einmaligen Blick auf die riesige Hafenstadt haben.

Die Laufbewegung hat sich in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt durch die Marathon-Attraktion, enorm in dem ostsibirischen Bereich entwickelt. Lauftreffs sind inzwischen längst jede Woche gang und gäbe, Tausende haben sich für das Joggen und Walken entschieden. Sogar im Winter wird gerannt. Beim traditionellen Wladiwostoker Eismeer-Marathon nehmen 1000 und mehr teil.

„Wir feiern in diesem September ein kleines Jubiläum“, freuen sich Olga Gaeva und Polina Kupchik, beide im Organisations-Team engagiert. Olga wurde sogar zur Renndirektorin ernannt, Polina kümmert ich um Public Relations und Auslandskontakte

Organisatorin Polina Kupchik (links) und Renndirektorin Olga Gaeva vor der „Goldenen Brücke“  – Foto: Klaus Weidt     

Sie halten es für wichtig, vor und nach dem „Marathon der Brücken“ das regelmäßige Laufen und somit einen gesunden Lebensstil der Sibirier zu fördern. „Auch Familien“, so Polina, „stehen bei uns im Mittelpunkt. Wir haben Familien- und Kinderrennen, 1 Kilometer für ‚kleine Helden‘.“

Der Kinderlauf, die „Helden“ – Foto: Veranstalter

Bei der Marathon-Veranstaltung werden alle 5 km stilles Wasser, Bananen und Datteln angeboten. Wer aufgibt, wird mit einem Sonderwagen abgeholt. Ein spezieller Transfer bringt alle Teilnehmer zum jeweiligen Ausgangspunkt. Umziehen und Aufbewahren der persönlichen Kleidung sind organisiert. Jeder erhält ein besonderes T-Shirt und eine Finisher-Medaille. Es gibt Werbegeschenke und ein „Anfängerpaket“ mit Überraschungen. Am Tag nach dem Marathon, den Samsung Galaxy sponsert, wird bei dem traditionellen sibirischen Tiger-Tag im historischen Zentrum von Wladiwostok gefeiert.

Der Wladiwostok-Marathon, bei uns noch unbekannt, entwickelt sich also zu einer fernöstlichen Attraktion. Ihm soll auch bald eine Tiger-Marathon folgen, sagt der Erfinder des Brücken-Marathons, Konstantin Bogdanenko. Nördlich von Wladiwostok, wo die Taiga beginnt.

Übrigens: Wer sich für einen der noch freien Plätze einer Läuferreise Irkutsk, Baikalsee, Transsibirische Eisenbahn, Wladiwostok-Marathon und Drei-Tage-Taiga-Tour interessiert, kann sich melden bei: Christel Schemel über christel.schemel@gmail.com.

Diese Reise findet vom 17. bis 30. September 2021 statt.

Klaus Weidt

 

author: GRR