Die Gründe für die Entwicklung von Essstörungen sind extrem vielschichtig - Foto: DATASPORT
Was passiert, wenn du über längere Zeit zu wenig isst? Joëlle Flück bei DATASPORT
Eine zu tiefe Energieverfügbarkeit kann verschiedene Körperfunktionen negativ beeinflussen, wobei Frauen wie auch Männer davon betroffen sein können.
Die Gesundheit der Sportler sollte oberste Priorität haben. Aus Sicht der Ernährung gehört dabei die Zufuhr der richtigen Nährstoffe in Abhängigkeit zum Training und zum Energiebedarf dazu. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass Athleten zu wenig Energie zuführen bzw. mehr Energie verbrauchen, als sie zuführen.
Die Ursache dafür kann ganz unterschiedliche Gründe haben, wie beispielsweise die Verfügbarkeit von Lebensmitteln, Appetitverlust oder allenfalls gewollte verminderte Zufuhr für eine Gewichtsreduktion. Auch Essstörungen können eine Ursache dazu sein und kommen im Sport, vor allem in gewichtsbezogenen (z.B. Judo, Rudern) und ästhetischen Sportarten (z.B. Eiskunstlauf, rhythmische Sportgymnastik) wie auch im Ausdauersport oder bei Athletinnen häufig vor.
Die Gründe für die Entwicklung von Essstörungen sind extrem vielschichtig und multifaktoriell und werden in diesem Artikel aus Platzgründen nicht weiter ausgeführt. Vielmehr geht es darum, die gesundheitlichen Auswirkungen einer zu tiefen Energieverfügbarkeit zu beschreiben.
Was ist eine zu tiefe Energieverfügbarkeit?
Die Energieverfügbarkeit wird wie bereits erwähnt aus den Faktoren Energiezufuhr über den ganzen Tag minus dem Energieverbrauch im Training geteilt durch die fettfreie Masse berechnet. Damit hat man einen ungefähren Anhaltspunkt, wie viel Energie der Körper zur Aufrechterhaltung seiner physiologischen Körperfunktionen (u.a. Hormonproduktion, Knochendichte, Herzkreislaufsystem, etc.) zur Verfügung hat.
Ist diese im Verhältnis zur fettfreien Masse sehr gering, so spricht man von einer zu tiefen Energieverfügbarkeit oder im Fachjargon auch von einem RED-S («relative energy deficiency in sport»). Wenn nun also die Energieverfügbarkeit im Körper über längere Zeit zu gering ist (beispielsweise während mehreren Wochen), hat der Körper zu wenig Energie zur Verfügung, um den Körper und dessen Funktionen «gesund» zu halten.
Die Knochendichte kann sich dabei verschlechtern und im schlimmsten Fall in einem Ermüdungsbruch resultieren. Auch hormonelle Störungen können auftreten und nicht zuletzt setzt bei Frauen häufig die Regelblutung aus. Auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Depressionen oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems können auftreten. Für den Athleten oder die Athletin heisst das, dass das Verletzungs- und Infektionsrisiko ansteigt, die Leistungsfähigkeit sowie die Muskelkraft reduziert werden, und die Erholungsfähigkeit vermindert ist.
Dies führt schlussendlich auch zu einer verminderten Trainingsleistung und zu einer gestörten Leistungsentwicklung.
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Zum Schutze der Athleten und deren Gesundheit gilt es, diese langfristigen Folgen einer zu tiefen Energieverfügbarkeit zu verhindern, sprich im Präventionsbereich die Entstehung der Problematik zu bekämpfen. Mithilfe von regelmässig durchgeführten sportmedizinischen Untersuchungen, einem interdisziplinären Netzwerk von Experten wie Sportphysiotherapeuten, Sportpsychologen und Sporternährungsberatern kann die Gesundheit der Athleten nachhaltig gefördert werden. Bei der Anwendung von Sporternährungsprinzipien kann zudem die Energieversorgung vor, während und nach Trainingseinheiten optimal sichergestellt werden. Liegt trotzdem ein relatives Energiedefizit vor, kann dieses interdisziplinäre Netzwerk im Zusammenspiel die Therapie zusammen mit dem Athleten oder der Athletin unterstützen.
Fazit: Energieverfügbarkeit im Sport
Die ganze Thematik der Energieverfügbarkeit im Sport ist eine sehr komplexe Angelegenheit, welche in Zukunft noch mehr Wissen aus Studien verlangt. Bisherige Studien zeigten klar, dass eine zu tiefe Energieverfügbarkeit verschiedene Körperfunktionen negativ beeinflussen kann, wobei Frauen wie auch Männer davon betroffen sein können. Die Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams aus Trainern, Sportmedizinern, Ernährungsberatern, Psychologen wie auch Sportwissenschaftlern ist von absolut zentraler Bedeutung bei der Diagnose wie auch Therapie einer zu tiefen Energieverfügbarkeit.
Joëlle Flück bei DATASPORT
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