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2021

Während Amanal Petros enttäuscht ins Ziel gelaufen ist, hätte ihn fast noch die schnellste Frau überholt: Ruth Chepngetich jubelt über ihren Weltrekord. - Foto: Helmut Winter

Ruth Chepngetich bricht Halbmarathon-Weltrekord in Istanbul 2021, kein guter Tag für den deutschen Marathon-Rekordhalter Amanal Petros

By GRR 0

Ruth Chepngetich hat beim Istanbul-Halbmarathon am Ostersonntag den Weltrekord pulverisiert.

Die 26-jährige kenianische Marathon-Weltmeisterin gewann das Rennen in 64:02 Minuten und verbesserte die Marke damit um 29 Sekunden. Zum ersten Mal blieben bei einem Halbmarathon gleich drei Frauen unter der 65-Minuten-Marke.

Melat Kejeta (Laufteam Kassel) zeigte einmal mehr eine starke Leistung, konnte aber als Neunte in 67:33 nicht ganz vorne mithalten.

Bei den Männern gewann Weltrekordler Kibiwott Kandie das Duell gegen seinen kenianischen Landsmann Geoffrey Kamworor in 59:35 Minuten mit drei Sekunden Vorsprung. Damit stellte er die Jahresweltbestzeit ein und ebenso einen Streckenrekord auf. Keinen guten Tag erwischte bei teilweise leichtem Regen aber insgesamt guten Wetterbedingungen der deutsche Marathon-Rekordhalter Amanal Petros (TV Wattenscheid), der auf Platz zwölf nach 63:58 ins Ziel kam.

Mit einem entsprechenden Hygiene-Konzept konnten die Veranstalter in Istanbul 4.000 Läufer starten lassen. Damit gehören die Türken ein weiteres Mal zu den Vorreitern bezüglich der Rückkehr von größeren Teilnehmerfeldern während der Corona-Pandemie. Bereits im vergangenen November hatten die Organisatoren in Istanbul einen Marathon mit 3.000 Läufern veranstaltet. Zum ersten Mal verzeichneten die türkischen Veranstalter, deren Rennen in den letzten Jahren deutlich an Qualität gewonnen haben, einen Weltrekord.

Das Rennen der Frauen

Für Ruth Chepngetich war es bereits der dritte Sieg beim Istanbul-Halbmarathon nach 2017 und 2019. Die Kenianerin, die auch zweimal den Marathon in Istanbul gewonnen hatte (2017 und 2018), lief zunächst in der Spitzengruppe, die vom Start weg mit Hilfe eines Tempomachers ein hohes Tempo vorlegte. Nach 15:07 Minuten wurde der 5-km-Punkt passiert. Bis zur 10-km-Marke lichtete sich das Feld aufgrund des Weltrekordtempos. Fünf Läuferinnen waren nach 30:21 noch vorne dabei: Neben Ruth Chepngetich waren dies die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw sowie die Kenianerinnen Brigid Kosgei, Joan Melly und die Debütantin Hellen Obiri.

Auf dem folgenden 5-km-Abschnitt fiel dann neben Joan Melly überraschend auch die Marathon-Weltrekordlerin Brigid Kosgei (2:14:04 Stunden) zurück. Ihr blieb am Ende nur Rang fünf in 66:01. Hellen Obiri, die Crosslauf- und 5.000-m-Weltmeisterin, konnte kurz nach der 15-km-Marke (45:29) nicht mehr folgen. Diese Zwischenzeit der zu diesem Zeitpunkt führenden Yalemzerf Yehualaw ist übrigens die zweitschnellste je gelaufene Zeit über 15 km. Die Äthiopierin konnte dann rund zwei Kilometer vor dem Ziel jedoch ihrerseits nicht mehr mit Ruth Chepngetich mithalten. Die Kenianerin passierte die 20-km-Marke in 60:43 Minuten und stellte damit eine Weltbestzeit über diese Strecke auf. Hier hatte ihre Landsfrau Joyciline Jepkosgei bisher die schnellste Zeit erreicht mit 61:25.

Im Ziel hatte Ruth Chepngetich den gut ein Jahr alten Weltrekord der Äthiopierin Ababel Yeshaneh (64:31 in Ras Al Khaimah/UAE) um deutliche 29 Sekunden unterboten. Die Kenianerin deutete damit einmal mehr an, dass auch sie in den Bereich des Marathon-Weltrekordes laufen kann. Mit einer Weltklassezeit von 64:40 belegte Yalemzerf Yehualaw Platz zwei, als Dritte folgte Helen Obiri in 64:51. Damit lief die Kenianerin das schnellste Debüt aller Zeiten über die genau 21,0975 km lange Strecke.

„Der Weltrekord ist etwas, wovon ich schon einige Zeit geträumt habe. Ich bin überglücklich, dass ich das auf den Straßen von Istanbul geschafft habe“, sagte Ruth Chepngetich.

Aufgrund des relativ kleinen Elitefeldes hatte Melat Kejeta keine andere Wahl als sich der Spitzengruppe anzuschließen. Ansonsten hätte sie wohl die komplette Distanz alleine laufen müssen. Doch das Weltrekordtempo war zu schnell für die deutsche Rekordhalterin (65:18), die im Oktober sensationell die Silbermedaille bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften gewonnen hatte. Sie fiel bald nach der 5-km-Marke zurück, zeigte aber dennoch eine starke Leistung. Als Neunte lief sie mit 67:33 Minuten die zweitschnellste Zeit, die je eine deutsche Läuferin im Halbmarathon erreicht hat. Nur sie selbst war bei ihrem Rekordlauf bei der WM schneller.

Das Rennen der Männer

Im Gegensatz zu den Frauen war das Tempo bei den Männern vom Start weg nicht ganz so spektakulär. Eine 10-km-Zwischenzeit von 28:42 Minuten deutete auf eine Endzeit von rund 60:30 Minuten hin. Deutlich schneller wurde es erst auf den letzten fünf Kilometern. Zuvor hatte sich zwar Benard Ngeno etwas absetzen können, doch als die Favoriten schließlich ernst machten, wurde der Kenianer bald wieder eingefangen.

Es war dann der Weltrekordler Kibiwott Kandie, der sich rund zwei Kilometer vor dem Ziel absetzte. Sein kenianischer Landsmann Geoffrey Kamworor, der sein erstes internationales Rennen lief seit ihn im letzten Sommer in Kenia ein Motorradfahrer angefahren und verletzt hatte, konnte die Lücke fast noch schließen, kam aber nicht mehr ganz heran. So gewann Kandie in 59:35 vor dem früheren Halbmarathon-Weltmeister und -Weltrekordler Kamworor (59:38). Als Dritter folgte mit Roncer Kipkorir ein weiterer Kenianer in 59:46.

Keinen guten Tag erwischte bei teilweise leichtem Regen der deutsche Marathon-Rekordhalter Amanal Petros (TV Wattenscheid), der eigentlich den deutschen Halbmarathon-Rekord  von Berlin brechen wollte (60:34). Das Tempo der ersten Gruppe passte eigentlich perfekt für Amanal Petros, doch nachdem er anfangs in der Spitzengruppe gelaufen war, hatte er schon an der 10-km-Marke (29:04) gut 20 Sekunden Rückstand. In der Folge wurde der Wattenscheider langsamer und fiel deutlich zurück. Auf Platz zwölf kam Amanal Petros schließlich nach 63:58 ins Ziel. Somit heißt der deutsche Halbmarathon-Rekordler auch nach 28 Jahren weiterhin Carsten Eich

Ergebnisse, Männer:

  1. Kibiwott Kandie KEN 59:35
  2. Geoffrey Kamworor KEN 59:38
  3. Roncer Kipkorir KEN 59:46
  4. Amdework Walelegn ETH 59:48
  5. Leonard Barsoton KEN 59:59
  6. Stephen Kissa UGA 60:02
  7. Benard Ngeno KEN 60:28
  8. Vestus Chemjor KEN 62:07
  9. Amanal Petros GER 63:58

Frauen:

  1. Ruth Chepngetich KEN 64:02
  2. Yalemzerf Yehualaw ETH 64:40
  3. Hellen Obiri KEN 64:51
  4. Joan Melly KEN 65:09
  5. Brigid Kosgei KEN 66:01
  6. Hiwot Gebrekidan ETH 66:47
  7. Bekelech Gudeta ETH 66:54
  8. Alia Saeed Mohammed UAE 67:31
  9. Melat Kejeta GER 67:33

Die Weltrekord-Entwicklung bei den Frauen:

64:02   Ruth Chepngetich (KEN)      Istanbul                       4.4.2021

64:31   Ababel Yeshaneh (ETH)        Ras Al Khaimah/UAE 21.2.2020

64:51   Joyciline Jepkosgei (KEN)    Valencia                      22.10.2017

64:52   Joyciline Jepkosgei (KEN)    Prag                            1.4.2017

65:06   Peres Jepchirchir (KEN)        Ras Al Khaimah/UAE 10.2.2017

65:09   Florence Kiplagat (KEN)        Barcelona                   15.2.2015

65:12   Florence Kiplagat (KEN)         Barcelona                   16.2.2014

65:50   Mary Keitany (KEN)               Ras Al Khaimah/UAE 18.2.2011

66:25   Lornah Kiplagat (NED)          Udine /ITA                  14.10.2007

66:44   Elana Meyer (RSA)                  Tokio                           15.1.1999

67:59   Elana Meyer (RSA)                   East London / RSA            18.5.1991

68:31   Ingrid Kristiansen (NOR)       New Bedford /USA            19.3.1989

68:34   Joan Samuelson (USA)           Philadelphia /USA            16.9.1984

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author: GRR