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Skilanglauf: Warum Therese Johaug ihren König ins Grübeln versetzt – Von KLAUS BLUME
König Harald von Norwegen plagen nach seiner Sehnenoperation immer noch Schmerzen im linken Bein. Schmerzen bereiteten dem passionierten Skiläufer aber auch die Vorstellungen seiner sonst von Sieg zu Sieg eilenden Landsfrau Therese Johaug.
Die zehnmalige Weltmeisterin lief nämlich bei ihrer WM-Generalprobe für die Titelkämpfe in drei Wochen in Oberstdorf im schwedischen Falun nur noch hinterher. „Weil sie sich taktisch wie eine Anfängerin verhalten hat, nämlich absolut miserabel“, zeterte die zweimalige Olympiasiegerin Astrid Uhrenholdt Jacobsen im norwegischen Staatsfernsehen (NRK).
Das klingt (fast) nach einer Staatskrise. Denn Skilanglauf ist im ebenso schönen wie wohlhabenden Norwegen nicht nur irgendeine Sportart, sondern eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung. Die Norweger betrachten sich schließlich als Erfinder des Gleitens auf zwei Brettern und – naturgemäß – auch als dessen Beherrscher in internationalen Wettbewerben. Ob bei Olympia oder bei Welttitelkämpfen.
Und nun auf einmal das: „Ausgerechnet die größte Läuferin der Skigeschichte ist schlagbar, endlich! Und das kurz vor den Weltmeisterschaften“, jubelt jetzt ihre Besiegerin Linn Svahn, eine gerade mal 21jährige Schwedin. Aber nicht nur sie, auch die erfahrene amerikanische Olympiasiegerin Jessie Diggins lief die „Maschine aus Dalsbygda“ (Aftonbldet, Oslo) in Falun vor aller Augen in Grund und Boden.
„Weil sie zu keiner Zeit stark genug war, sie abzuschütteln, und weil sie obendrein immer als Windschutz der Konkurrenz vor ihr herlief. Wäre sie, mit ihrer großen Erfahrung, klüger gelaufen – es wäre niemals dazu gekommen,“ analysierte Astrid Uhrenholdt Jacobsen Johaugs verbüffende Niederlagen. Da helfe es auch wenig, wenn diese jetzt behaupte, die Form sei durchaus ansteigend, die Rennen seien nur irgendwie „dumm gegen sie gelaufen“, kritisiert Astrid Uhrenholdt Jacobsen die aktuelle Sachlage.
Woran liegt es also? Sie vermisse ihre enge Freundin Ingvild Flugstad Ostberg, sagte die 32jährige. Die Ausnahmeläuferin muss wegen eines Ermüdungsbruchs ein Jahr lang pausieren, „und gerade jetzt fehlt sie mir: in und vor allem auch außerhalb der Loipe“ gibt die 32jährige Therese Johaug freimütig zu.
Natürlich weiß gerade sie, dass ihre norwegischen Landsleute in erster Linie auf sie blicken, wenn es ab 23. Februar in Oberstdorf um Weltmeistertitel geht. Und sie weiß natürlich auch, dass die Begeisterung für den Skilanglauf daheim von ähnlicher Bedeutung ist, wie in Deutschland für den Fußball – „doch in Oberstdorf wird Linn Svahn auch von mir kaum zu schlagen sein“, sagt sie schon jetzt. Sie sei nun einmal der kommende Star der internationalen Szene, sowohl im Sprint als auch im langen Lauf. Daran werde auch sie wohl nicht rütteln können.
Die 21jährige ist denn auch außerhalb der Loipe kaum zu stoppen, wenn man sie nur anspricht. „Ich finde es lustig, dass mehr Läuferinnen als früher auftreten und Therese Johaug jetzt bezwingen. Das zeigt, die größte Läuferin der Skigeschichte ist wirklich nicht unschlagbar. In Oberstdorf möchte ich als Schlussläuferin der schwedischen Staffel gegen sie antreten und dann wird alle Welt sehen, wer von uns beiden wirklich die Beste der Welt ist, „ sagte Linn Svahn der angesehenen Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter“.
Und König Harald?
Er überlege wohl, hört man aus Oslo, ob es ratsam sei, Kronprinz Haakon ins Allgäu zu schicken, auf das dieser die zu erwartenden norwegischen Erfolge huldvoll betrachte.
Johaugs erstaunliche Niederlagen hätten Majestät ins Grübeln gebracht, wird am Hof erzählt.