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09
11
2020

Es ist wieder Zeit für Sauerstoff-Duschen & viele Läufer-Kilometer - Foto: Lothar Pöhlitz

Es ist wieder Zeit für Sauerstoff-Duschen & viele Läufer-Kilometer – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz

By GRR 0

Jetzt brauchen Läufer wieder Feld-, Wald und Wiesentraining und Kraftgewinn zu Hause auf dem Teppich

Nun ist erst einmal für November wieder Lockdown angesagt, wenn auch Lockdown – light. Natürlich stehen die Gesundheit und Sicherheit, auch der Läufer, ihrer Familien und ihre Trainer, sowie der Öffentlichkeit an erster Stelle.

Für Läufer ist es nicht ganz so schlimm, weil man die aerob-anaerobe-Kraft-Basis auch auf der Straße und im Feld-, Wald- und Wiesentraining erarbeiten kann. Beachten sollten sie dabei das im November / Dezember sehr wichtige Investitions-Mesozyklen für den Sommer liegen.

Die gerade vom DLV veröffentlichte Kaderliste erinnert sie zugleich, dass bis zu den Deutschen Meisterschaften eigentlich nur noch 7 Monate echte Trainingszeit bleiben und vor allem für Läufer schon wichtige Höhentrainingswochen ausgefallen sind. Das erfordert neue Überlegungen zur Trainingsstruktur für 2021 und später nicht nur für Olympiakader, alles auf der Grundlage des bisher realisierten.

Wenn jetzt nicht jede(r) Einzelne das neue höhere Niveau in seinen wenigstens 12 Basiswochen sichert, wird es später schwer mit den notwendigen Qualitäts- / Inten-sitätsbelastungen in den Monaten März bis Mai. Von diesem zwei „Komplexen“ hängen, die neuen persönlichen Bestleistungen, für die Olympiakader die Tokyo-Ergebnisse, ab. 

Zuerst braucht das Immunsystem jetzt Stärkung vor der bevorstehenden Erkältungs-saison, jetzt am besten täglich gegen Krankheitserreger und gegen die Corona-Eindringlinge, Sauerstoff-Duschen mit anschließender Athletik. Schließlich weiß man nicht was uns noch bevorsteht.

Die Bildungsminister der Länder tragen viel Zukunfts-Verantwortung für Deutschlands Zukunft, für Bildung, Erziehung und Bewegung aller Kinder und Jugendlichen

Es gibt viele Möglichkeiten Kinder zu bewegen                   Fotos Kiefner / Schneider

Eins wissen wir aber. Der kindliche Organismus braucht viele Jahre bis sein Immunsystem entwickelt ist. Das bedeutet doch jetzt ihr Immunsystem zu trainieren und nicht nur „zu belüften“. Aktive Immunabwehr bedeutet vor allem das Atmungs-system zu fordern und zu stärken. Wir dürfen nicht zulassen das dieses, fürs ganze Leben wichtige System, durch wieder Home-Office-Wochen, kaum gefordert, in seiner Entwicklung unterfordert stagniert.

Meine Sorge gilt deshalb auch dem Kinder- und Jugendsport, dem Schulsport, den scheinbar keiner der Bildungsminister auf seiner Agenda hat und dem über Wochen geschlossenen Sportstätten für die Kinder-Vereinsarbeit. Vielleicht lässt sich mit gutem Willen, Einfallsreichtum und Überzeugungskraft doch noch etwas verändern, auch wenn es Geld kosten sollte, wie die neu angedachten Belüftungssysteme für Millionen-€ in den Klassenräumen.

Vielleicht kann man wenigstens die Eltern animieren ihre Kinder an der frischen Luft zu bewegen, möglichst oft. Wie lange haben wir früher „draußen“ gespielt und getobt.

Deshalb bitte noch einmal über Schulsport und Kinder- und Jugendsport nachdenken. Sauerstoffduschen im Schulsport könnten das „Lüften“ verstärken oder sogar ersetzen, dafür sollte man den Stundenplan noch einmal überdenken.

Warum sollen Kinder, die morgens in der Schule eng beisammen sind, sich nicht nachmittags zum Sport mit den Sportlehrern oder im Verein treffen dürfen? Fußball darf man doch auch auf engsten Raum spielen. Kinder und Jugendliche leiden ohnehin schon an Bewegungsmangel und Übergewicht, jetzt verschärfen staatliche Verord-nungen dies noch durch das Stilllegen der Vereinsarbeit. Dabei empfehlen die Virologen „Sauerstoff-Duschen“ zur Corona-Abwehr. In den Schulen werden umfang-reiche 3-20 Minuten – Zeit-Empfehlungen für das Fensteröffnen gegeben, aber keiner redet über die Möglichkeiten, die der Schulsport zur Sauerstoff-Versorgung auch des Gehirns bieten könnte. Gerade hat mir eine Berliner Sportlehrerin berichtet das sie mit ihrer Klasse im nahen Park im gemeinsamen Walking 5km geschafft haben. Vorbildlich. Und die Schüler waren begeistert.

Olympia bleibt trotzdem das große Ziel

Gefährdet sind natürlich auch bisher hochbelastete Läufer durch die zunächst erst einmal 4 Wochen „Pause“, nein natürlich nur reduzierten, vielleicht sogar ohne Trainer-Motivation „Trainingsausfälle“, für die, die bei den Olympischen Spielen abliefern sollen. Praxiswissen ist doch, dass bereits nach 10-14 Tagen ohne die gewohnten Anforderungen „die Form leidet“. Ganz abgesehen von möglichen gesundheitlichen Problemen, die auf hochbelastete Organe von Spitzenathleten nach längeren Pausen zukommen können, von Leistungsverlust ganz zu schweigen.

Es gibt viele „auch individuelle Möglichkeiten“ in der Natur  –  Fotos Ayadi

Die Läufer unter den Leichtathleten haben es am leichtesten, nicht nur die die sich für die Olympischen Spiele qualifizieren und dort Medaillen holen sollen. Sie nutzen möglichst lange Straßen, Feld-, Wald-, und Wiesenbedingungen, die ihnen zur Verfügung stehen. Auch Läufer, die neben ihrem Job, um Kraft und Kilometer kämpfen, denen das Training in ihren Sportstätten versagt wird. Sie finden, trotz „zusperren“, dann wieder, wie beim ersten Lockdown, „ihre Lösung“, auch in der Garage oder auf dem Teppich. Nach der ersten Pandemie-Phase waren die Leistungen von vielen recht gut. Erstaunlich gut, obwohl es kaum Empfehlungen aus der Zentrale gab, was am besten wie zu tun ist, oder welche Alternativen Läufer nutzen sollten, wenn ihre Höhenketten ausfallen.

Man kann auch die Höhe mit der Maske simulieren – Foto:  Karsch

Wichtig ist jetzt das Langstreckler und Mittelstreckler im November / Dezember ihr Training differenzieren und die „Nebenkriegsschauplätze“ nicht vernachlässigen. Das bedeutet das 2-3x pro Woche auch neben dem Feld-, Wald- und Wiesentraining „spezialstreckenabhängig“ Intensitäten, Kraft und Sprünge notwendig sind. Dafür gibt es DL-crescendo, Fahrtspiele mit kurzen oder langen Teilstrecken, DL-TW, Bergtraining und natürlich auch Motorikeinheiten (Sprint-Tage, STL, Rasendiagonalen für die mit Zugang zu Sportstätten), Hockstreck-Sprünge oder Sprungläufe lang, kurz oder auch sehr weit.

Und wer keinen Trainerzugang in diesen schwierigen Zeiten hat sollte sich vielleicht an seinen alten Trainingsplänen orientieren.

Obwohl der DOSB zuletzt begrüßte, dass „der Profi- und Spitzensport nicht ausgesetzt wird, auch wenn er ohne Zuschauer stattfinden muss“, das konkrete „wie“, auch von ihren Fach-Personal, bleibt in vielen Kommentaren in der Vergangenheit unbeantwortet. Dabei muß der Profi- und Spitzensport, das Training, jetzt gesichert werden, damit die Medien von Olympia nicht nur Enttäuschungen transportieren müssen.

Wichtig ist aber auch Stillstand im Amateurbereich und im Kindersport nicht einfach stillschweigend hinzunehmen, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit in allen Lebensbereichen ist für viele Jahre nach der Pandemie existentiell.

Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz

author: GRR