Mo Farah Foto: www.photorun.net
Gleich drei Weltrekordversuche in Brüssel
Das bezüglich der Lauf-Wettbewerbe bestbesetzte Leichtathletik-Meeting des Jahres findet am Freitagabend statt: In Brüssel werden dabei gleich drei Weltrekorde angegriffen.
Auf dem Programm stehen unter anderem Stunden-Rennen für Männer und Frauen sowie ein 1.000-m-Lauf der Frauen. Das Lauf-Spektakel im König-Baudouin-Stadion wird dabei vor leeren Rängen stattfinden, denn die Veranstalter hatten sich angesichts der Unsicherheiten aufgrund der Coronavirus-Pandemie Ende Juli entschieden, ohne Zuschauer zu planen.
Mo Farah will am Freitagabend den 13 Jahre alten Weltrekord von Haile Gebrselassie angreifen. Im selten veranstalteten Stundenrennen hatte der äthiopische Superstar 2007 in Ostrava eine Distanz von 21.285 Meter erreicht. Der britische Olympiasieger über 5.000 und 10.000 m, der sich in den letzten Jahren auf den Marathon konzentrierte, jedoch zuletzt wieder die 10.000 m in den Mittelpunkt stellte, ist noch nie ein Stundenrennen gelaufen. „Es wird wichtig sein, ein konstantes Tempo zu laufen. Ich freue mich auf Brüssel, alles ist möglich“, sagt Mo Farah, der im Halbmarathon mit 59:32 Minuten zeitweilig Europarekordler war. Ziemlich genau dieses Tempo ist nötig, um die Zeit von Haile Gebrselassie zu knacken. Für Mo Farah wird es das erste Rennen des Jahres sein.
Zumindest den Europarekord sollte Mo Farah in Brüssel brechen. Der Norweger Sondre Moen war in Kristiansand vor rund einem Monat eine Distanz von 21.132 Metern gelaufen – jedoch wurde dieser Rekord nicht offiziell anerkannt, da Sondre Moen Schuhe trug, die nur auf der Straße und nicht auf der Bahn zugelassen sind. Bei Bahnrennen darf die Sohlendicke 25 Millimeter nicht überschreiten. So ist nach wie vor Jos Hermens (Niederlande), der seit Jahrzehnten als Athleten-Manager tätig ist, der Stundenlauf-Europarekordler. Er war 1976 in Arnheim 20.944 Meter gelaufen.
Während Sondre Moen kurzfristig auf einen Start in Brüssel verzichtete, um sich voll auf das Training für den London-Marathon in einem Monat zu konzentrieren, wird am Freitag unter anderen Bashir Abdi (Belgien) am Start sein. Er ist Trainingspartner von Mo Farah.
Im Stundenrennen der Frauen will die Holländerin Sifan Hassan den Weltrekord brechen. Hier steht die Bestmarke, die die Äthiopierin Dire Tune 2008 in Ostrava aufstellte, bei 18.517 Metern. Allerdings hat die Halbmarathon-Europarekordlerin Hassan, die über diese Distanz 2018 eine Zeit von 65:15 Minuten erreichte, kurzfristig eine sehr starke Konkurrentin bekommen. Denn nachgemeldet hat Brigid Kosgei. Die Kenianerin ist die Marathon-Weltrekordlerin mit 2:14:04. Ihre Halbmarathonzeit ist zudem mit 64:49 noch etwas schneller als die von Hassan. Sollte es in einem engen Rennen zu einer Spurt-Entscheidung kommen, könnte aber die aus Äthiopien stammende Holländerin die besseren Karten haben, denn sie ist über die kürzeren Distanzen schneller als Kosgei.
Generell bleibt aber abzuwarten, in welcher Form die Athleten aufgrund der langen Wettkampfpausen sein werden.
Absolute Topform nachgewiesen hat vor wenigen Wochen Faith Kipyegon. Die kenianische 1.500-m-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin schrammte beim Leichtathletik-Meeting in Monte Carlo über die 1.000-m-Distanz mit einer Zeit von 2:29,15 Minuten nur um 17 Hundertstelsekunden am Weltrekord vorbei. Diese Bestzeit hält die Russin Svetlana Masterkova, die 1996 in Brüssel 2:28,98 erreichte.
Nun wird Faith Kipyegon am Freitag einen neuen Rekordversuch über die ebenfalls sehr selten gelaufene Distanz starten. „Ich gehe mit viel Zuversicht in das Rennen in Brüssel“, sagte die 26-jährige Kenianerin.