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19
08
2020

Startaufstellung - Foto: Ludwig REiser

Bergsprints unter Corona-Beeinträchtigungen am Feldberg – Von Ludwig Reiser

By GRR 0

Das frühere Mittelstreckenass Michael Lederer und ARQUE-Motor traf die berglauf-infizierten Läufer seines Ex-Vereins ASC Darmstadt bei der 16%igen Steigungs-Herausforderung am Feldberg

Was tun, wenn die Bestimmungen der Bundesregierung, der Länder und Kommunen einen geregelten Wettkampfsport in gewohnter Manier nicht zulassen? Nach den ersten Lockerungen gibt es freilich mutige und vor allem kreative Laufveranstalter, die sich unter erschwerten Bedingungen an ein Laufangebot wagen.

Virtuelle Läufe bestimmen zumeist die Szene, die nach echtem Lauferlebnis dürstet. Aber auch Berlin und Dresden (Straße) und Regensburg (Bahn) haben mit viel Herzblut erste Duftmarken gesetzt, andere sind gefolgt, sicherlich in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden und als limitierte Editionen. An der Außenalster oder auch am hessischen Feldberg haben sich Veranstalter spezielle Lösung mit oder auch ohne Chipmessung einfallen lassen, die attraktiv und durchaus fordernd einem realen Wettkampf gleichkommen. Und doch eben anders sind.

Schauen wir uns den CrossFondo TaunusTripleBergsprint an, den die ARQUE e.V., die Arbeitsgemeinschaft für Querschnittsgelähmte mit Spina bifida, der sich seit 1979 motivierte Eltern organisiert haben, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer angeborenen Querschnittslähmung zu helfen.

Einer der treibenden Motoren ist das einstige Mittelstreckenass Michael Lederer, der als Vater eines querschnittsgelähmten Sohnes mit viel Herzblut eine Reihe von Veranstaltungen ins Leben gerufen hat, um Spendengelder zu generieren. Und ist nicht müßig, mit neuen Laufideen die Szene zu befeuern. Nach dem der legendäre Skyrun im Frankfurter Messetower wegen Renovierung gesperrt wurde, kam dem in Kronberg am Taunus lebenden früheren Staffel-Weltrekordler (über 4 x 1500 m) die Idee eines Sprints am nahen Feldberg, seinem einstigen Trainingsareals. Doch nicht einmal hoch und fertig, sondern gleich dreimal, als Einzelstart über 1249 Meter und 170 Höhenmetern.

Michael Lederer – Foto: Ludwig Reiser

Nach einem ermutigenden Auftakt im Vorjahr folgte freilich in diesem Jahr der Stopp – und dennoch gibt es heuer ein coronasicheres Laufangebot für Bergziegen. Individuell und dennoch als Vergleich mit anderen Läufern aller Couleur.  

Nach dem Motto „uffgerappelt…nuffgedappelt“ können Läufer innerhalb von vier Monaten (vom 3. Juli bis zum 31. Oktober) auf der legendären Nordbahn die 16 %ige Steigungs-Herausforderung zum Feldberggipfel in Angriff nehmen.

Für eine angemessene Meldegebühr, von der ein Großteil in den Spendentopf der Arque geht, kann jeder sich registrieren – und so oft laufen, wie es ihm behagt. Die gelaufenen Tages-Ergebnisse Wertungen sind in Bronze (ein Sprint), Silber (zwei Sprints) und Gold (drei Sprints/ Triple) getrennt und werden von jedem registrierten Läufer eingegeben und finden in einer stets aktualisierten Zwischenwertung ihren Niederschlag.

Wem danach ist, der kann diese Herausforderung im Wochentakt annehmen. Derzeit ist Manfred Kaiser bereits fünfzehnmal (gleich 5 Dreikämpfe) zum Feldberg hochgestürmt. Und dies alles für die einmalig zu entrichtende Meldegebühr.

„Es ist schon lustig, wann die Läufer an der Startlinie stehen“, weiß Michael Lederer. „Die ersten sind morgens um 7.00 Uhr bereits auf der Piste, andere habe ich schon am Sonntagabend um 21.00 Uhr noch gesehen!“ Am letzten Wochenende war er mit dem Trainer Wilfried Raatz und sechs Läufern seines früheren Vereins, dem ASC Darmstadt, wieder einmal in „seinem“ Revier. Und beindruckt von der Leistungsstärke der Darmstädter, die allesamt vom Berglauf zugewandten Coach für diese Herausforderung motiviert und als Einzelstarter mit einem 30-Sekunden-Abstand losgeschickt wurden. Und anschließend am Feldberggipfel bei Kaffee und Kuchen genügend Zeit zum Plaudern fanden.

„Der Hammer“, entfuhr es dem früheren 1500 m-Spezialist (Bestzeit 3:36,8/ 1972), als der eigentliche 100- und 200 m-Sprinter Jan Zoller nach 8:01 im Ziel war. „Das ist aktuell die schnellste Einzelzeit“, verriet ihm ein schneller Blick in sein Smartphone. „Zum Glück muss ich nur einmal hoch, das hat mir unser Trainer versprochen!“ verriet Jan mit einem Lächeln im Gesicht. Währenddessen machten sich seine Darmstädter Teamkollegen mit ihren personalisierten Startnummern wieder an den Abstieg, um zwanzig Minuten später erneut mit hohem Laktatspiegel die 16%ige Steigung auf einer durchweg markierten Strecke in Angriff zu nehmen

Die Gleichmäßigkeit in Person war dabei Tim Gebler, der vor drei Wochen beim Stockhorn-Halbmarathon mit 1500 Höhenmetern im Schweizer Emmental schon andere Grenzerfahrung machen konnte. Mit einer Streuung von nur sechs Sekunden mit einer Tagesbestzeit von 8:35 Minuten hatte sich der ASC-Läufer mit der Zeit von 25:56 Minuten eine gute Ausgangsposition für die Gesamtwertung erarbeitet. Derzeit rangiert alleine der Unterfranke Matthias Gall mit 25:22 Minuten vor ihm.

Nur fünfundzwanzig Sekunden hinter Tim kam allerdings mit Simone Raatz die schnellste Läuferin der Darmstädter Delegation ins Ziel, die in der geschlechtsübergreifenden Gesamtwertung mit 26:21 Minuten derzeit sogar Dritte ist. Ihre schnellste Zeit schaffte die 44jährige vielfache deutsche Mastersmeisterin mit 8:35 Minuten. Allerdings musste sie sich sputen, denn schon mit 26:31 saß Simone ihre 15 Jahre jüngere Teamkollegin Sylvie Müller im Nacken, die im Vorjahr als Zweite noch auf eine Gesamtzeit von 27:50 kam.

„Für uns war dies natürlich ein tolles Training. Außerdem ist es Ehrensache, Michael mit seinen Vorzeigeprojekten bei ARQUE zu unterstützen“, kommentierte Wilfried Raatz den Auftritt seiner Läufer – und versprach, im September mit weiteren ambitionierten Läufern mit darunter auch dem Vorjahressieger Michel Geissler und der DM-Berglauf-Sechsten Emma Waßmer zu kommen.

Ludwig Reiser

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

 DANKE für Ihre HILFE!

 

https://germanroadraces.de/?p=157684

 

author: GRR