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11
08
2020

Start des Santa Claus Marathon - Foto: Klaus Weidt

Ein Weihnachtsmann, der im Sommer Läufe startet – Klaus Weidt über einen besonderen Santa Claus

By GRR 0

Am finnischen Polarkreis läutete er Jahr für Jahr einen Marathon ein, in Berlin musste er allerdings zur Pistole greifen

Einmal musste er sich sehr überwinden. Am Potsdamer Platz nahm er das Angebot an, in den Berlin-Marathon-Tagen den Schülerlauf zu eröffnen. Mit einer Startpistole. „Ein Santa Claus läutet oder winkt, aber schießt nicht“, brummte er.

Und tat es doch. Der Beifall der Mädchen und Jungen war riesig, wann sieht man schon mal einen Weihnachtsmann im September?

Lauf in den „Weihnachtsmann-Tunnel“  – Foto: Klaus Weidt

Die Idee war ja einzigartig. Der finnische Weißbart flog nach Berlin, um auf der Messe des Berlin-Marathons für den Santa-Claus-Marathon in Rovaniemi zu werben. Einzigartig auch die Umstände, wie er in das Messegelände des ICC gelangte. Er reiste in einem Schönefelder Hotel am späten Abend zivilisiert an und gab am nächsten Morgen den Schlüssel an der Rezeption als stattlicher Weihnachtsmann ab.

Santa Claus gibt den Startschuss beim Berlin-Marathon zum Schülerlauf am Potsdamer Platz – Foto: Klaus Weidt

Die junge Frau an der Rezeption erschrak und ließ sich den Reisepass vorlegen. Wir kutschierten ihn dann im Dienstwagen durch Berlin. Schon an der ersten Kreuzung hätte es bald gebumst. Ein Fahrer blickte statt nach vorn zu uns und fragte grinsend, ob denn Weihnachten vorgezogen wäre. Am Messegelände unter dem Funkturm war, wie zu erwarten, kein Parkplatz zu ergattern. Als jedoch der Wächter den bärtigen Hünen erblickte, winkte er uns schnell rein und fand noch einen.

Zwei Stunden lang stand er an unserem Messestand und zog natürlich ununterbrochen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Fotos am laufenden Band. Einen Herzenswunsch erfüllten wir ihm danach noch – Besuch in einem Kinderheim. Die Kleinen im Stadtteil Lichtenberg waren außer sich, als er dort anklopfte. Er ließ sich viel berichten, holte schließlich aus seinem roten Sack Fotos und Postkarten vom Weihnachtsdorf aus Rovaniemi hervor und verteilte sie.

Der nächste Santa-Claus-Marathon am Polarkreis der finnischen Lappland-Hauptstadt war ein Riesenerfolg. Rekordteilnehmerzahlen am Startbanner direkt im weltbekannten Weihnachtsmann-Dorf. Santa nahm allerdings statt Startpistole eine Glocke in die Hand und läutete Marathon, Halbmarathon und 12 Kilometer ein. „Wie es sich für einen Weihnachtsmann auch gehört.“

Die Streckenführung war laufenswert, meist auf den Radwegen durch die nächtliche Weite des nördlichen Landes mit seinen Seen und Wäldern. Sogar ein Weihnachtsmann-Tunnel musste durchquert werden. Ankunft in der Fußgängerpassage gegen Mitternacht bei Sonnenschein und begeisterten Lappländern.

Hier schien das Leben um diese Zeit erst richtig loszugehen…

Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Rennens in der Polarlandschaft, meist im Juli, begann im Jahr 2000. Als „Polarkreis-Marathon“. Daraus wurde drei Jahre später der „Santa’s Artic Circle Marathon“ (SACM) und ab 2006 der „Santa Claus Marathon“. Seit 2016 hat die Stadt die Lauf-Zügel fest in ihre Hände genommen und bietet ihn nunmehr als „Rovaniemi City Marathon“ an. In diesem Jahr fiel er Corona bedingt auch am Polarkreis aus und soll am 4. Juli 2021 wieder ausgetragen werden.

Santa Claus ist übrigens ein finnischer Weihnachtsmann, der von Fernsehstationen auch in London oder New York angefordert wird. In seiner Heimat selbst besucht der Bärtige in Kliniken und Heimen todkranke Kinder. Er will sie, wie er betont, auf ihren letzten Lebenswegen liebevoll und fröhlich begleiten.

Nur einmal hat er sich mächtig geärgert. Als er nach Kopenhagen eingeladen wurde, um an einer internationalen Parade der Weihnachtsmänner teilzunehmen. Von dort reiste er kurzfristig wieder ab. Da torkelten nämlich betrunkene Kollegen durch die Straßen.

„Das kann man doch Kindern nicht antun“, schimpfte er verärgert. Sponsor des Spektakels war eine Bierfirma gewesen…

*

Infos: Nächster Rovaniemi-Marathon am 4.7. 2021. Vom 12.-18.2. 2021 Ultrarennen (auch für Ski) über 60, 150 und 300 km als „Rovaniemi 150“, dem wohl ersten europäischen Winter-Ultra.

Klaus Weidt

RETTET UNSERE LÄUFE – SAVE THE EVENTS – Foto: Victah Sailer

„Rettet unsere Läufe“ – Wir brauchen jede Stimme, um den Laufsport zu retten. Helfen Sie bitte mit und beteiligen Sie sich an der Petition!

Hier geht es zur Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/save-the-events-o-rettet-unsere-laeufe

 DANKE für Ihre HILFE!

https://germanroadraces.de/?p=156448

author: GRR