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23
07
2020

Photo: TOKYO 2020

Olympia in Tokio – Japans Corona-Chef: Statt Vorfreude Sorge um die Gesundheit – Von KLAUS BLUME

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Eigentlich hätten in Tokio heute die Olympischen Spiele beginnen sollen, doch am 24. März wurden sie – auf internationalen Druck durch die Öffentlichkeit und seitens der Athleten – um ein Jahr verschoben.

Das international wuchernde Corona-Virus hatten es verursacht. Doch wird es in zwölf Monaten anders sein?

Kiyoshi Kurokawa, Arzt und Chef eines neuen japanischen Regierungsgremiums in Sachen Corona, ist sich gar nicht optimistisch, wenn er an „Olympia 2020“ im Tokio des nächsten Jahres denkt. Der britischen Nachrichtenagentur Reuters sagte Kurokowa nämlich: „Ich denke, das Virus mutiert ständig. Es könnte dann ein viel stärkeres Virus sein, das eine zweite Welle auslöst.“

Käme es so, müssten die Spiele erneut verschoben werden, was IOC-Präsident Thomas Bach bislang ablehnt. Oder abgesagt werden?

Die Sorgen in Japan sprechen nicht dagegen. Und Kurokawa ist ein erstklassiger Fachmann. Er leitete bereits eine unabhängige Untersuchung der Atomkatastrophe von Fukushima 2011. Derzeit steht er einem Gremium vor, in dem untersucht wird, wie künstliche Intelligenz zur Bekämpfung des Corona-Virus eingesetzt werden kann. Denn zur Zeit steigen die Corona-Fälle gerade im Großraum Tokio besonders stark an, und ein Ende scheint nicht absehbar.

Das geschähe, so Kurokowa, „weil sich die Menschen nicht an Empfehlungen halten“, um dann zu warnen: „Aber wenn es einige Mutationen des derzeit bekannten Virus gibt, ist das eine ganz andere Geschichte.“ Schon deshalb ließe sich nicht mit Zuversicht voraus sagen, dass 2021 in Tokio Olympische Spiele wirklich stattfinden könnten.

Sorgen macht man sich in der größten Monopolregion der Welt ohnehin derzeit kaum über Olympia, sondern über die nächste Welle von Corona. Dennoch beteuern die Organisatoren der Spiele 2020, diese würden auf alle Fälle in einem Jahr über die Bühne gehen. Wobei Olympia ohne Zuschauer vor Ort keine Option sei. Kurokawa indes verweist darauf, dass die ständig steigenden Infektionszahlen über eine längere Zeit die größte Sorge des Landes bleiben würden. Wohl auch noch in zwölf Monaten.

Von Olympiafieber sei deshalb in ganz Japan nichts zu spüren, nur von der Sorge um die eigene Gesundheit.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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