Symbolphoto - Fujijama/JAP Foto: Klaus Weidt
Und im Ziel: Nudelsuppe mit Stäbchen – Klaus Weidt gab ein Buch mit 68 ungewöhnlichen Laufgeschichten heraus.
Eine davon handelt vom Lauf am heiligen Fuji, der in diesem Jahr in Japan am 29. November stattfindet
So hatten wir uns den Fuji vorgestellt. Er strahlte in seiner schönsten Pracht. Am Tag vor dem Marathon ragten zu Füßen des heiligen Berges dessen 3 776 Meter in einen filmreifen azurblauen Himmel. Es war sozusagen eine zusätzliche Offerte, rund um den Kawaguchi Lake, einem der beliebtesten und bekanntesten japanischen Seen, zu rennen.
Der offiziell als „Mt. Fuji International Marathon“, intern auch als „Kawaguchi-Marathon“, ausgewiesene Lauf ist Japans bedeutendster Volkslauf. Wir spürten das bereits einen Tag zuvor. Hunderte einheimische Laufenthusiasten campierten trotz der nächtlichen Frostgrade in Caravan, Zelt oder PKW am Seeufer. Das waren für uns nicht die einzigen Überraschungen im Lande Nippons.
Bevor der Starter aufrief, konnten wir uns bequem umziehen – in der oberen Etage eines Kaufhauses. Dann wurden wir, die 64köpfige deutsche Laufreisegruppe, an die vorderste Stelle beordert. Das war uns zwar nicht gerade geheuer, wurde aber mit der Exklusivität begründet. Herzlicher Beifall – und ab ging’s mit der 10.068-köpfigen Teilnehmerschar. Dann nach einigen Kilometern plötzlicher Stopp.
An dieser Stelle nämlich begrüßte uns mit einmalig herrlicher Silhouette der Fuji. Die Japaner holten ihre Handys aus der Running-Bekleidung und fotografierten sich. Die kommenden Verpflegungsstellen konnten sich sehen lassen, an der ersten Verpflegungsstelle gab es sogar Schokolade, an der zweiten Bananen. Überhaupt viel Obst und ausreichend Getränke.
Der majestätische Anblick des „Heiligen Berges“ mit seiner Schneekuppe begleitete uns auf allen Streckenlängen. Mit einem herbstlich gefärbten Panorama präsentierte sich an diesem Dezembertag dieser Landschaftslauf, den ich, wie viele andere auch, als einen der schönsten weltweit beurteilte.
Besteigen darf man das Heiligtum nur im Sommer, was dann bis zu täglich 3000 Touristen zur Folge hat. Wir gelangten mit unserem Agentur-Fahrzeug immerhin tags drauf bis zur genehmigten „fünften Station“ auf 2 300 Metern. Auch ein Erlebnis.
Die letzte, aber unvergessliche Überraschung erlebten wir dann beim Zieleinlauf. Jedem wurde zur Finisher-Medaille eine Schüssel Nudelsuppe in die Hand gedrückt. Dazu jeweils zwei Stäbchen. Fragen über Fragen an die Helfer im Zielbereich, wie das zu bewältigen wäre. .
Die lächelten mitleidig, einige führten uns das vor: erst die Suppe austrinken, dann die Nudeln verschlingen. Mit den Stäbchen natürlich.
Als nach 5:15 Stunden das Marathonlimit abgelaufen war, packten die Ausrichter unerbittlich ihre Siebensachen ein. Und als wäre der Fuji-Berg damit einverstanden, hüllte er sich sofort in Wolken und entschwand allen Läuferblicken. Die ebenfalls verschwindende Sonne ließ dann auch die Temperaturen von stattlichen 20 schnell unter 10 Grad sinken. Da war die japanische Nudelsuppe noch einmal sehr gefragt.
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Mt. Fuji Marathon International am Kawaguchi Lake, seit 1975, AIMS-Lauf; Marathon, 12 km; 11 000 Teilnehmer-Limit Marathon (Zeitlimit inzwischen auf 6 h erhöht), 3000 über 12 km (Limit 2 h). In diesem Jahr am 29.11., Start in Fuji-Kawaguchiko.
Das Buch „Weltweit laufend unterwegs. 68 ungewöhnliche Geschichten aus 48 Ländern“ wurde herausgegeben von Klaus Weidt. Bestellung auf Nachfrage.
Klaus Weidt
PS: Der „Mt. Fuji International Marathon“ ist im übrigen seit 1990 Kooperations-Partner des BERLIN-MARATHON mit jährlichem Austausch von Läufern/innen und verdienten Mitarbeitern.