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18
06
2020

Symbolbild - Foto: Horst Milde

Zum 75. Geburtstag des Jahrhundert-Sportlers Eddy Merckx: 200 Kilometer – auch bei Schnee und Hagel – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Wenn unsereins jemanden mehr als ein halbes Leben lang begleitet hat, und derjenige nun gesegnete 75 Jahre alt wird, wandern die Erinnerungen Jahrzehnt um Jahrzehnt zurück.

Wie an diesem 17. Juni im Falle des ehemaligen belgischen Rad-Profis Eddy Merckx, des wohl erstaunlichsten Ausdauer-Athleten der Sportgeschichte. 525 Siege auf der Straße; 98 auf der Bahn; fünfmal Gewinner der Tour de France,  auch fünfmal Sieger des ebenfalls dreiwöchigen Giro d‘Italia, dreimal Weltmeister auf der Straße – ist das nicht der pure Wahnsinn, Eddy?
„Nein“,“ sagte er einmal, „es ist eine Religion, und nirgendwo ist das Wissen um sie größer, als bei uns in Flandern.“
Aber auch die Besessenheit, es auf dem Fahrrad zur Vollkommenheit zu bringen. Zumindest, es zu versuchen. Ich erinnere mich an einen Tag irgendwann im Vorfrühling. Wir fuhren von Meisen, Eddy Wohnort, mitten hinein ins flämische Hügelland, wo wir, in irgendeinen ebenso abgelegenen wie idyllischem Nest, Eddys Freund und Kontrahenten Walter Godefroot zu einem ordentlichen belgischen Mittagsmal treffen wollten. Auf der Fahrt dorthin, hielt Eddy immer wieder mal an, zeigte mir schmale Straßen, die mit unbehauenen alten Steinen belegt waren, und erklärte: „Alles Trainingshügel, die außer uns Flamen niemand kennt. Die auch in keinem Renn-Parcours aufgezeichnet sind. Und so soll es auch bleiben.“ 
Dort habt Ihr immer trainiert – zu deiner großen Zeit als Rennfahrer? „Jeden Montag, Mittwoch und Freitag traf sich unser Team vor meinem Haus, das war damals vor den Toren Brüssels. Und weil die Equipe damals fast ausschließlich aus Belgiern bestand, war das auch ganz einfach. Schon im Januar fuhren wir dabei fast immer zweihundert Kilometer an einem Stück. Bei jedem Wetter. Ob Regen, Schneeregen oder Hagel – uns war das egal.“
Die Merckx-Equipe fuhr von Brüssel aus in die flämischen Ardennen und dann wieder zurück. Ihr folgte stets ein Mannschaftsauto, bestückt mit Ersatzrädern, warmer Kleidung, Essen und Getränken. Denn gehalten wurde unterwegs nie. Fiel einer aus der Equipe zurück, weil er das Tempo nicht halten konnte, fuhr das Auto unvermindert schnell weiter – der Nachzügler mußte, per Velo, zusehen, wie er wieder nach Brüssel kam. 
Dort traf man sich dann bei Eddy, duschte, zog sich um, aß dann eine heiße MINESTRONE-SUPPE – und zerstreute sich danach. Nicht, bevor Eddy alle ermahnt hatte, Dienstags und Donnerstags allein aber heftig zu trainieren. „Mehr war da eigentlich nie.“
Weniger aber auch nicht. Hart aber herzlich.

Happy Birthday, Eddy!

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
22085 Hamburg
Tel: +49 (0) 40 229 7048
klausblume@t-online.de

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