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29
04
2020

Dagmar Freitag - Foto: Deutscher Bundestag

Dagmar Freitag über Schulsport, Sportstättensanierung und eSport

By GRR 0

Es kommt nicht alle Tage vor, dass führende Bundespolitiker außerhalb von Gruß- und Gelei-worten bei Tagungen und Festveranstaltungen bzw. im Rahmen von Schirmherrschaften sich zu aktuellen Fragen des Sports und der Sportwissenschaft schriftlich in herkömmlichen Fachorganen des Sports äußern.

Vermutlich erstmals in der langjährigen Geschichte des Sportausschusses im Deutschen Bundestag seit den 1960er Jahren hat deren amtierende Vorsitzende, Dagmar Freitag (SPD), jetzt ein Interview geführt, das im neuen Heft (1/2020) der sportpädagogischen Zeitschrift „Sport & Spiel. Praxis in Bewegung“ abgedruckt ist.

In diesem Interview nimmt sie auch Bezug auf die Fortschreibung des u.a. vom Deutschen Olympischen Sportbund mit auf den Weg gebrachte „Memorandum Schulsport“ und betont dabei die Rolle der Sportvereine im Ganztag, wo „sie eine Brücke bauen zwischen dem für alle Kinder verpflichtenden Schulsport und dem freiwilligen, aber aus meiner Sicht sehr wichtigen Sport im Verein“.

Gleichfalls bricht sie eine Lanze für den fachlich bzw. qualifiziert erteilten Sportunterricht, weil der „steht und fällt mit gut ausgebildeten und motivierten Sportlehrerinnen und Sportlehrern“, und sieht dafür die Hochschulen mit den Instituten und Fakultäten für Sportwissenschaft in der Pflicht.

Zu den Stichworten „Sportstättenbedarf“ und Sportstättensanierung“ verweist sie auf den Bun-deshaushalt 2020, in dem erneut 200 Mio. Euro zur Restaurierung zur Verfügung gestellt wurden, und bringt einmal mehr die Idee für einen „Goldenen Plan“ in die Diskussion: „Ich werbe zurzeit auf politischer Ebene dafür, erneut ein solches Projekt zu realisieren und damit ab 2021 sowohl dem Schulsport als auch dem Vereinssport Gutes zu tun. Der für unsere Gesellschaft so wichtige Sport benötigt vernünftige Sportstätten, um Menschen zu mehr Bewegung zu motivieren“.

Viel Lob dagegen findet sie für die Sportwissenschaft in Deutschland als immer noch junge Disziplin im Kanon der Fächer an den Universitäten: „Ich glaube, dass die Sportwissenschaft in unserem Land grundsätzlich gut aufgestellt ist. Wir haben sehr gute universitäre Forschungsin-stitutionen und eine gute Ausbildung an vielen Standorten in Deutschland“, ganz abgesehen von den außeruniversitären Einrichtungen wie z.B. das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin.

Beim Thema e-Sport wird noch einmal zurückgeblendet auf den bestehenden Koalitionsvertrag der derzeitigen Regierungsparteien: „Aus meiner Sicht war die Aufnahme der Förderung von eSport eine Festlegung, die ich gerne noch aufgeschoben hätte. Denn die Diskussionen um die Bewertung von eSport, übrigens auch bei uns im Sportausschuss, haben ja erst in den vergangenen zwei Jahren richtig Fahrt aufgenommen.“

Dagmar Freitag ist seit 2009 Vorsitzende des Sportausschusses und gehört seit 1994 dem Bundestag an. Sie hat selbst nach einem Studium der Fächer Anglistik und Sport an der Ruhr-Universität Bochum diese Fächer im Schuldienst unterrichtet. Sie war zudem 16 Jahre lang ehrenamtliche Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und gehörte von 2013 bis 2017 dem Hochschulrat der Deutschen Sporthochschule Köln an.

Das Interview wurde kurz vor Beginn der Corona-Krise geführt. Die Zeitschrift „Sport & Spiel. Praxis in Bewegung“ erscheint im 20. Jahrgang im Friedrich Verlag in Hannover.

Mehr unter www.friedrich-verlag.de.

Prof. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse

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