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25
03
2020

Die SV Turbine Neubrandenburg begeht nicht nur den 70. Geburtstag, sondern läuft auch derzeit virtuell von Lissabon nach Tschaikowski! - Foto: Klaus Weidt

Trotz Corona zum Ural? Eine tolle virtuelle Idee des SV Turbine Neubrandenburg – Klaus Weidt berichtet

By GRR 0

Die SV Turbine Neubrandenburg begeht nicht nur den 70. Geburtstag, sondern läuft auch derzeit virtuell von Lissabon nach Tschaikowski!

Jörg Knospe ist begeistert. Der Chef der größten Sportgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommerns setzt zurzeit eine Idee um, die trotz Corona alle auf dem Laufenden hält. Die SV Turbine dreht sich bei all den derzeitigen Probleme weiter.

Ein Lauf-Virus, das sofort ansteckte: Start in Portugal am westlichsten Punkt Europas, Ziel ein Ort namens Tschaikowski am östlichen Punkt des Kontinents. Nach Google Maps 5.605 Kilometer! Und das funktioniert so: Jeder teilt seine täglichen Trainingskilometer, die er individuell zurücklegt, mit. Diese werden dann zu den anderen addiert. „Nach dem ersten Tag“, so freute sich Knospe, „hatten wir mit 358 Kilometern Portugal schon verlassen.“

Jörg Knospe, Chef der größten Sportgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommerns – Foto Klaus Weidt

Warum denn zum Ural? Der Turbine-Chef klärt auf. Dort, in Tschaikowski, wohnt tatsächlich ein Turbine-Mitglied namens Shenja German. Lange Zeit als Neubrandenburger hat er 334 Wettkämpfe in der Turbine-Geschichte bestritten und sogar einmal den Straßenlaufcup von Mecklenburg-Vorpommern gewonnen.

Und da die mehr als 80.000 Seelen umfassende Ural-Stadt am 7. Mai ihren 180. Geburtstag feiert, wollen die Turbine-Läufer rechtzeitig dort sein. „Direkt wäre das natürlich schöner gewesen, aber so können wir unseren Freund und seinen Heimatort auch ehren“, meint Jörg Knospe. „Vielleicht kommen wir schon eher an…“

Eine tolle Idee! „Wenn auch die Corona-Krise alles durcheinandergewirbelt hat, wir geben nicht auf.“

Eigentlich wollten die Turbine-Leute dieses Jahr besonders feiern. 70 Jahre Turbine Neubrandenburg und 30 Jahre Internationaler Tollenseseelauf! Der Verein wurde 1950 als Betriebssportgemeinschaft gegründet, als BSG Turbine bekannt und am 6. Juni 1990 in SV Turbine Neunbrandenburg e.V. umbenannt. Mit heute knapp 2100 Mitgliedern ist er heute der größte Sportverein der Region. Leichtathletik, Allgemeine Fitness und Gesundheitssport sind die größten von 16 Abteilungen. Von Anfang an dabei waren neben Jörg Knospe auch Ines Hein und Horst Niemann. Uwe Jorzik zeichnet sich seit einem Vierteljahrhundert als Streckenvermesser aus.

30 Jahre Internationaler Tollenseseelauf – Foto: Klaus Weidt

Der Internationale Neubrandenburger Tollensesee-Lauf, 1991 ins Leben gerufen, ist inzwischen ein Markenzeichen der Turbine-Läufer geworden. Nach 10 km, 15 km und Halbmarathon gesellte sich 1997 auch der Marathon dazu und wird als „Der Härteste im Norden“ bezeichnet. Mehr als 2000 nehmen alljährlich am landschaftlich reizvollen Event teil. Allerdings, ob er sein 30. Geburtstag am 20. Juni dieses Jahres feiern kann, steht in den Corona-Sternen. Fällt er aus, ist es wie mit vielen Running-Veranstaltungen. Knospe: „Das kostet nicht nur Nerven, sondern auch viel Geld.“

Auch die Läuferinnen und Läufer von den Partnerstädten aus Polen, Dänemark, Frankreich, Italien und Russland werden das bedauern. Sie zählten zu den immer wieder gern begrüßten Gästen. Viele Freundschaften hatten sich im Laufe der Neubrandenburger Lauf-Zeit entwickelt.

Neubrandenburger Tollensesee-Lauf – Foto: Klaus Weidt

Viele treue Anhänger hat Turbine. 267 Landesmeistertitel wurden von ihnen erobert, Katja Knospe steht da in der akribisch geführten Statistik mit 27 Titeln an der Spitze. Lebenspartner Jörg aber ist auch einer der Wettkampfhärtesten der 209 Mitglieder zählenden Laufgruppe des Vereins. 596 Rennen hat er bisher bestritten, nur Erwin Bilda (655) weist da mehr auf. Jörg Knospe, von Anfang Motor in dieser Turbine, hat viel erreicht. Was vielleicht die wenigsten wissen: Er zeichnete sich auch als internationaler Organisator aus. Mit der Berliner Reisezeit Tourismus GmbH legte er einst die Grundsteine für einen Internationalen Silvesterlauf am St. Catherinen-Kloster auf der Halbinsel Sinai.

Nun ist er mit seinen Frauen und Männern, auf der Landkarte, unterwegs zum Ural. „Man muss eben immer nach Lösungen suchen“, meint er trocken und fügt hinzu: „Und kämpfen!“

Klaus Weidt

https://sv-turbine.de/

Auch die Walkerinnen und Walker gehören dazu – Foto: Klaus Weidt

Und hier Jörg Knospe direkt:

„Der Sport ist in Zeiten von Corona zum Erliegen gekommen, aber die Laufbewegung in MV lebt weiter.

Da wir uns nicht zum gemeinsamen Training treffen können laufen wir halt virtuell. Die Turbine – Laufgruppe ist am Sonntag von Lissabon zu einem Lauf durch Europa gestartet, mit Ziel Tschaikowas , am Ural.

Dort wohnt ja unser Laufgruppenmitglied Shenja German Das sind .5605km und die ersten 1000km sind schon geschafft. Bisher haben sich 60 Laufgruppenmitglieder mit ihren Trainingsläufen daran beteiligt.

Günther Gajek von der LG Schwerin hat die Idee aufgegriffen und die Schweriner starten heute in ihre Partnerstädte (insgesamt 6000km)  und gerade eben hat mich die Nachricht von Matze Weippert erreicht, dass auch Fiko Rostock ein Laufprojekt starten wird.

Sie wollen für Tom Gröschel unter dem Motto „Tokio 2021“ die Strecke nach Tokio laufen.

Die Laufbewegung ist also am Leben! So bleiben wir auch alle im regen Austausch und halten das Vereinsleben wach.

Viel fühlen sich dadurch auch wieder motiviert, nachdem sie eine Laufabsage nach er anderen bekommen haben.

Jörg Knospe

Noch eine Ergänzung von Klaus Weidt:

Die Turbine-Idee rollt – virtuell!

Die SV Turbine Neubrandenburg hat schon Nachahmer! Gerade erst bei German Road Races vorgestellt, kommt eine neue virtuelle Lauf-Lawine ins Rollen.

Die Laufgruppe Schwerin will einen Rundlauf durch alle Schweriner Partnerstädte starten. Und die Läuferinnen und Läufer vom TC FIKO Rostock gehen mit ihren Ideen noch weiter. Sie engagieren sich für Olympia und denken schon im Voraus an die Verschiebung des Termins der Sommerspiele. Ihre Idee: „Tokio 2021“ – ein virtuelles Rennen von Rostock in die japanische Olympiastadt.

In diesem Laufclub ist der Deutsche Marathonmeister und Läufer des Jahres 2019 Tom Gröschel zu Hause.

Jörg Knospe, der Laufgruppechef der Neubrandenburger Turbine, die auf der Landkarte mit ihren Trainingskilometern von Lissabon in den Ural joggen, hat sich übrigens wieder gemeldet. „Wir sind schon ein paar Kilometer vor Bordeaux.

Hier machen wir eine kurze Weinverkostung!“

Wer hat in dieser Corona-Laufzeit noch solche Ideen?

 

author: GRR