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03
2020

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Warum Thomas Bach auf Zeit spielt: Olympia in Tokio unter Ausschluss der Öffentlichkeit? – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Auch die aktuelle Pressemitteilung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) steht ganz im Zeichen des Corona-Virus:

Mit Ausnahme einiger wesentlicher Funktionen werden alle Mitarbeiter von Lausanne ab Montag, dem 16. März 2020, bis auf weiteres von zu Hause aus arbeiten. Bisher wurden unter den jeweiligen Mitarbeitern des IOC keine Coronavirus-Fälle gemeldet.“

Shinzo Abe, Japans Ministerpräsident und Amerikas umstrittenem Präsidenten Donald Trump in herzlicher  Freundschaft verbunden, verkündete indes am Dienstag frohgemut, ungeachtet des sich weltweit ausbreitenden Virus würden die Olympischen Sommerspiele vom 24. Juli bis 9. August 2020 in Tokio stattfinden.

Mit allem Drum und Dran. Ohne Wenn und Aber. Was nun? Einerseits die – typisch japanische – Durchhalteparole, andererseits das IOC auf Tauchstation – was soll das ergeben?

Also: Trotz Home-Office und beharrlichem Schweigen befindet sich das IOC keinesfalls  auf Tauchstation. Wenn es bislang ausdauernd geschwiegen hat, dann nur scheinbar.

Konkret: In einer Telefonkonferenz mit besonders nachdenklichen und erfahrenen Vertretern der größten internationalen Sportverbände und zugleich der Weltgesundsheitsorganisation WHO wurden und werden auch derzeit alle möglichen Szenarien durchgespielt: Eine Verschiebung in den Herbst ebenso wie eine Verlegung ins nächste Jahr; sogar der Wegfall dieser Spiele wird diskutiert. 

Aber eben auch – durchaus ernsthaft – das Festhalten am aktuellen Termin der Spiele vom 24. Juli bis 9. August 2020 – allerdings unter völligem Ausschluss der Öffentlichkeit. Der japanischen Fans ebenso wie der aus aller Welt. Denn aus Übersee werden etwa eine halbe bis dreiviertel Million Besucher erwartet, die das Virus einschleppen könnten.

Klingt verrückt, in manchen Ohren vielleicht sogar zynisch, doch bei Wettkämpfen in leeren Stadien und stillen Sporthallen würde man einerseits Millionen Fans fernhalten, die sich gegenseitig infizieren könnten, andererseits das Milliarden-Geschäft mit allen Großsponsoren und den internationalen TV-Anstalten aufrecht erhalten.

Doch reicht das? 

Selbst bei Spielen vor leeren Rängen würden immer noch rund 11 000 Athletinnen und Athleten aus aller Welt ins Land strömen, begleitete von ihren Trainern, Ärzten und Funktionären. Könnten unter ihnen nicht auch Träger des Corona-Virus sein?

Irgendwann in den nächsten Tagen, wenn sich der öffentliche Pulverdampf um die Verschiebung der Fußball-EM – mit allen begleitenden negativen Schlagzeilen – gelegt hat, wird sich IOC-Präsident Thomas Bach zu Wort melden.

Denn Bach, so glaubt es zumindest die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, werde von den fähigsten und besten Kommunikationsspezialisten der Welt beraten. „Er weiss genau, was er tut.“

Und dieses Wissen wird wohl zur  Verschiebung um mindestens ein Jahr führen. Denn es heißt in Japan, wo sie die Pandemie einigermaßen unter Kontrolle haben, man wisse nicht, was inzwischen rund um den Globus geschähe.

Und deshalb müsse man sich weiterhin wappnen.

Auch deshalb spielt Thomas Bach auf Zeit.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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Tel: +49 (0) 40 229 7048
klausblume@t-online.de

author: GRR