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19
02
2020

Amanal Petros - 2015 European Cross Country Championships Hyeres, France December 13, 2015 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun

Begegnungen im Berliner Grunewald – Dieter Nehring berichtet

By GRR 0

Was sind Begegnungen wert? Es treffen sich Menschen, tauschen sich aus, ohne sich unbedingt immer zu kennen, merken aber sehr schnell, dass Sympathie aufsteigt, die von menschlicher Wärme umgeben ist, egal welcher Hautfarbe, Religion, Mann oder Frau.

So erging es mir einmal mehr an einem Sonntag, im Frühjahr letzten Jahres, als ich mich mit meinen Lauffreunden im Grunewald traf. Es war ein ganz normaler Lauftag, wie fast jeden Sonntag wenn wir uns am Momsenstadion treffen. Wie immer liefen wir in unserem gewohnten Tempo (ca. 7 Minuten auf 1km) plauderten, was so alles an Neuigkeiten zu berichten gibt und waren einfach glücklich wie gewohnt im Einklang der Natur uns zu bewegen.

Plötzlich taucht ein junger, dynamischer etwas dunkelhäutiger Läufer auf und fragt uns, ob wir wüssten, wo es eine Laufstrecke gibt, die längenmäßig abgesteckt ist. Da fiel mir nur der Kronprinzessinnen Weg ein (parallel zur AVUS)  der meines Erachtens Streckenmarkierungen hat.

Jetzt wollte der junge Läufer noch wissen, wie er dort am besten hinkommt. Daraufhin lud ich ihn ein, ein Stück mit uns gemeinsam zu laufen. Ich sagte ihm noch, dass wir nicht die Schnellsten sind, aber ein ruhiges Läufchen ihm auch gut tun würde.

Bereitwillig schloss er sich uns an und trabte ganz gemütlich mit uns mit. Und so kamen wir dann ins Gespräch. Die erste Frage von mir war, ob er öfter läuft, die der junge Mann mit einem „Ja“ beantwortete.

Ich frage ihn, ob er  im SCC ist, die verneint wird. Er erzählt uns, dass er im Verein TV Wattenscheid organisiert ist und dort regelmäßig trainiert. Der Verein ist ja keine unbekannte Größe und ich frage weiter, welche Disziplinen er bevorzugt und er erzählt mir dass er Mittelstrecken, fünf und zehntausend Meter Läufe absolviert.

Wie es halt eben so unter Läufern ist, insbesondere unter Männern, frage ich ihn nach seinen besten Leistungen. Der junge Mann erzählt mir, dass er die 5000 Meter unter  14 Minuten läuft. Jetzt muss ich doch erstmal kurz anhalten, Luft holen und mit einer knappen Bemerkung anmerken, dass das schon eine ganz beachtliche Leistung ist.

Im geheimen war mir natürlich sofort klar, dass es sich um ein Weltklasseathlet handeln muss. Ich werde immer neugieriger und frage nach seinem Namen und ich verstehe Petrus. „Petrus“, sage ich und flachse. „Na mit solch einem Namen muss man ja schnell laufen können.“

Im Gespräch fragt er auch mich nach meinen Namen und Alter. Staunt, dass ich mittlerweile mit fast 64 Jahren immer noch so fit bin und jung aussehe. Das schmeichelt natürlich. Ich erzähle von unserer Gruppe, die alle nicht mehr die jüngsten sind und unsere älteste Läuferin mit 70 Jahren noch Marathon gelaufen ist.

Das imponiert ihn und mit großem Respekt uns gegenüber, wünscht er sich, dass er in solch einem Alter ebenfalls noch so fit ist. In der Zwischenzeit  haben wir im Grunewald einen Punkt erreicht, wo in weiter Ferne ein Läufer zu sehen ist, der nicht unweit vom Kronprinzessin Weg entfernt ist. Um den jungen Mann mit unserem laufluschartigem Tempo nicht weiter zu quälen, erklären wir ihm den restlichen Weg und verabschieden uns sehr herzlich und bedanken uns für das nette Gespräch.

Wir traben dann gemächlich weiter, ich schaue dabei zu meinen Lauffreunden und komme nicht aus dem Staunen, was uns der junge Petrus berichtet hat. Dann schaue ich wieder nach vorne und glaube es nicht. Eben war der junge Mann noch zu sehen, jetzt erblicken wir nur noch einen kleinen Punkt am Horizont.

Die Begegnung lässt mir keine Ruhe und zu Hause angekommen recherchiere  ich im Internet wer dieser junge Mann gewesen ist. Ich werde fündig. Es ist nicht Petrus gewesen, sondern Amanal Petros, Deutschlands Eliteläufer, der mit seinen 24 Jahren noch eine große Zukunft vor sich hat und zu den weltbesten Athleten schon jetzt gehört.

Ich freue mich solch tollen Menschen kennengelernt zu haben, der so warmherzig und bodenständig rüberkam. Es war nur eine Momentaufnahme von Begegnungen, aber unvergesslich. Später habe ich meinen Lauffreunden darüber berichtet.

Scherzhaft meinte ich noch, es wäre doch immer gut einen Stift bei sich zu tragen, denn so schnell bekommt man nicht die Möglichkeit ein Autogramm von so einem Weltklasseathleten zu erhalten.

Dieter Nehring

https://germanroadraces.de/?p=146051

author: GRR