Blog
21
01
2020

"Bogg uff renne" bei der Marathonstaffel in Mörfelden - Foto: Wilfried Raatz

„Bogg uff renne“ – Kult-Marathonlauf zum 43. Mal im Mörfelder Stadtwald – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Von Spiridon- und weiteren starken Vereinsteams bis hin zu der Lauf-Community „We Run Frankfurt“ ist die beliebte Veranstaltung im Rhein-Main-Gebiet Läufermagnet zum Jahresauftakt

Spaßfaktor hoch – das ist selten so ausgeprägt bei einer Laufveranstaltung, noch dazu, wenn es über die Marathondistanz geht. Einmal mehr geschehen bei der Mörfelder Marathonstaffel, die bereits zum 43. Mal im Waldstadion über 4 x 10,5 km ging – und dabei über 400 Läufer am frühen Sonntagmorgen lockte.

Selten werden in einem Staffellauf so wertvolle Sekunden verschenkt wie bei der auffällig ungelenken Transponderübergabe zum Teamkollegen.

Auf dieses jedenfalls wusste Christoph Lux zu verzichten, denn der für die TG Viktoria Augsburg startende bekennende Ultraläufer lief die vier Teilstrecken alleine, noch dazu in bemerkenswerter Gleichmäßigkeit mit Splits von 43:51, 43:29, 43:08 und dem „Ausrutscher“ von 42.48 auf dem finalen 10,5 km-Teilstück. Dass er dabei gerade einmal neun Staffeln den Vortritt ließ, das ist gewiss eine bemerkenswerte (Ausgangs-)Leistung zum Jahresbeginn für den bereits im DLV-Dress gestarteten Kilometerläufer.

Dem 42jährigen Ultraspezialisten mit einer Vorliebe für 100 km- und 24 Stunden-Läufe dürfte die Mörfelder Marathondistanz allerdings eher als Sprintstrecke vorgekommen sein. Nach dem Start beim Taunus Ultratrail über 72 km in der Vorwoche ist dies bereits das zweite Rennen im Rhein-Main-Gebiet in diesem Jahr. Und in Kürze sollte er beim 50er im Rodgau wiederum dabei sein….

Da waren sie wieder, die Spaßvögel der Laufszene, die vielleicht einmal im Jahr ihrer Phantasie und Kreativität bei der Namensfindung freien Lauf geben durften. Da standen auf der roten Kunststoffbahn im Waldstadion „Äintschie und ihr Renntier“ und „Die Schönen und das Biest“ neben „#happinessisrunningwithafriend“, dem seit vier Jahren als loser Verbund am Taunusrand angesiedelten „LückenLäufern“ und dem Ehepaar Schütze oder einfach die, die „Bogg uff renne“ (bekennendes Motto des Darmstädter Stadtlauf-T-Shirts aus dem Jahr 2018) hatten. Oder schlicht und einfach die Vereinsläufer mit einer Durchnummerierung der Teams wie es Spiridon Frankfurt (mit zehn Teams) oder der LC Olympia Wiesbaden und die LG Rüsselsheim praktizierten. Beleg dafür, dass die Region Rhein-Main diese Kultveranstaltung liebt.

Eines jedenfalls fand sich schwarz auf weiß in der Ergebnisliste unter 117 Platzierungen wieder, nämlich die Laufresultate von 2:27:35 bis 4:26:24 Stunden als Ausdruck der sportlichen Auswertung. Absolute Nebensache dabei die seit Urzeiten fixierten Streckenrekorde auf der Wendepunktstrecke, die je nach Witterungslage zwischen staubtrocken bis ultramatschig sein kann. Der TSV Friedberg-Fauerbach und das legendäre Frauenteam des ASC Darmstadt mit Charlotte Teske stehen für die Rekordmarken von 2:17:28 (1998) und 2:38:30 (1991), noch älter ist freilich die M40-Bestmarke, diese steht seit 1984 auf 2:24:17 Stunden.

Längst gehen die Uhren anders. Der Spaßfaktor überwiegt, wenngleich hier und da mächtiger Ehrgeiz auch an den Tag gelegt wird, Fakt jedenfalls (in bestem Hessen-Slang): Sie alle hatten Bogg uff renne!

Einen Start-Ziel-Sieg lieferte dabei Spiridon Frankfurt 2 ab, die mit dem in Frankfurt studierenden Norweger Bjorn Wastvedt, Daniel Kruff, Max Irle und Stephan Audersetz die Marathondistanz in 2:27:35 Stunden zurücklegten. Für die Topzeit sorgte dabei Bjorn, der für die 10,55 km nur 35:47 Minuten benötigte. Zehn Minuten dauerte es, bis mit dem ASC Darmstadt („Bogg uff renne“) und Axel Dietrich, Gerd Weinländer, Timo Steinsberger und Michel Geissler nach 2:37:47 das zweite Team die Zeitmessung auslöste. Drittschnellstes Männerteam stellte mit #WeRun Frankfurt eine Lauf-Community, die sich angelehnt an die Berliner und Hamburger Szene der laufaffinen Schuhmarken Nike und adidas vor drei Jahren auch in Frankfurt gegründet hatte und in ungezwungener Weise ihrem Laufsport frönt. Und gelegentlich auch richtig Gas gibt wie dies Peter Wolfenstädter, Marco Dammann, Nicholas Gröger und Jean-Pacal Varescom mit 2:48:36 demonstrierten.

Im Gesamteinlauf wurde dieses Quartett allerdings nur Sechste, denn dazwischen schob sich als Einlaufdritter die beste Frauenmannschaft, die wiederum als „All-Star-Team“ mit Franziska Rachowski, Anna Plinke, Nadja Heininger und Anna Starostzik unter Team Ellguth Sports Networking firmierte. Die vier schnellen Girls von Patrick Ellguth kamen dabei auf 2:41:22 Stunden. Die Agentur versteht sich als Förderer von Nicht-Kaderathleten und hilft im Management und bei der Betreuung. Um die Plätze vier und fünf im Gesamteinlauf lieferten sich zwei Mixedteams ein spannendes Rennen, bei dem letztlich LaufLeben mit Tobias Kaufhold, Caroline Marx, Carlo Nenast und Clara Bormann nach 2:42:43 knapp die Nasen vorne gegenüber dem LC Olympia Wiesbaden (2:44:29) mit Alexander Schaumburg, Mirjam Pietzka, Kerstin Stephan und Jörg Kaplan hatten.

Bogg uff renne hatten allerdings auch die ASC-Läufer mit Johanna Mankel, Chris Weyand, Elias Jargon und Emma Waßmer, die als drittes Mixedteam mit 2:48:40 Stunden auf Rang sieben liefen. Den Erfolg der mit drei Bogg uff renne-Teams gestarteten Trainingsgruppe von Wilfried Raatz beim ASC Darmstadt rundete als zweitbestes Frauenteam die Mannschaft mit Alexandra Rechel, Sylvie Müller, Nina Howorka und Nele Laing nach 2:55:10 Stunden ab, Frauendritte wurde Spiridon Frankfurt (3:15:14).

Tagesschnellste M40-Masters-Mannschaft stellte ebenso Spiridon Frankfurt, die mit Florian Kaltenbach, Lothar Esser, Hans Dietmar Jäger und Jochen Krauß die Marathonstrecke in 2:52:59 Stunden schafften und dabei zudem die Ü200-Wertung gewannen. Insgesamt wurden 43 Männer-, 23 Masters-, 30 Mixed- und 11 Frauenteams gewertet, zudem waren 9 Sondermannschaften (Einzelläufer, Duos und Trios) im Rennen.

Sie alle durften den besonderen Service des Veranstalters genießen, denn alle per Transponder gemessenen Splits wurden in Zielnähe sogleich auf einem Monitor aufgezeigt, sodass praktisch alle auf der Höhe des Geschehens sein konnten, die es wollten.

Wilfried Raatz

 

author: GRR