Einführung: Sport in Norwegen: Nicht nur zuschauen – mitmachen! Von KLAUS BLUME

Und das seit Generationen. Zum Marathonlauf im romantischen Süden; zum Skilanglauf in die unendlichen Weiten der eisigen Finnmark. Zum Staunen an den weltberühmten Holmenkollen, hoch über dem quirligen Oslo. Oder zum Träumen ins altehrwürdige Bislett-Stadion. Und das zu jeder Jahreszeit. Im Winter und im Sommer.

Aber nicht nur zum Zuschauen, vor allem zum Mitmachen. Deshalb stehen Norwegens sportliche Vorbilder auch immer im Blickpunkt; und das zu jeder Jahreszeit – im Winter wie im Sommer. Nirgendwo scheint die Identifikation mit den Sporthelden eines Landes derart verankert, so selbstverständlich zu sein, wie in Norwegen. Deshalb versucht GERMAN ROAD RACES, Ihnen dieses Phänomen – das seinesgleichen sucht – in einer dreiteiligen Serie näher zu bringen.

Ausgerechnet Rut Brandt, die erste Ehefrau des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt, hatte uns mit ihren Erzählungen über Biathlon aus ihrer Schulzeit in den 1960er Jahren in ihre norwegische Heimatstadt Hamar gelockt. In ein Cafe, auf dessen Kamin sich in den letzten siebzig Jahren alle bedeutenden Eisschnellläufer der Welt mit ihrer Unterschrift verewigt haben, haben auch alle berühmten norwegischen Sportler schon ihren Tee geschlürft: ob Ingrid Kristiansen, 1989 Gewinnerin des New York Marathon, oder Vegard Ulvang, der dreimalige Skilanglauf-Olympiasieger und Erfinder der Tour de Ski aber auch Jarle Pedersen, einst einer der schnellsten Eissprinter der Welt.

Jarle erzählte uns, warum von den fabelhaften norwegischen Eisschnellläufern lediglich sein Sohn Sverre Linde Pedersen und zuvor, 1989, der legendäre Vierkampf-Weltmeister Dag Fornaess zu „Sportlern des Jahres“ gewählt wurden. „Ganz einfach, weil niemand auf Schlittschuhen Grönland durchqueren kann.“ Nur auf Skiern, wie schon 1888 der Polarforscher und spätere Friedensnobelpreisträger Fritjof Nansen.

Denn nur einfach Sport des Sportes wegen betreiben, das wäre aus norwegischer Sicht zu wenig.

Aber auf sportlichem Wege unbekanntes Land überwinden, so Vegard Ulvang, ob auf Skiern oder per pedes, das verkörpere Charakter. Also folgen wir diesem ganz besonderen norwegischen Charakter – wobei der Weg wichtiger zu sein scheint als das Ziel.