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09
10
2019

Fred Lebow - 2006 NYC Half Marathon NYC, NY August 27, 2006 Photo: Victah Sailer@Photo Run

In Memoriam Fred Lebow

By GRR 0

Heute vor 25 Jahren, am 9. Oktober 1994, starb Fred Lebow, der Mitbegründer des New York City Marathon, im Alter von nur 62 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors.

Fred wurde als sechstes von sieben Kindern am 03. Juni 1932 in Rumänien geboren. Als orthodoxer Jude floh er – zunächst vor den Nazis und später dann vor den Kommunisten – durch halb Westeuropa, bis er 1949 in die USA emigrierte und seinen Wohnsitz in New York City nahm.

Beim Konditionstraining im New Yorker Central Park für seine damalige Lieblingssportart Tennis, entdeckte er seine Begeisterung für den Langstreckenlauf. Er trat – wohl gegen Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts – in den New York Road Runners Club ein und wurde 1970 einer der Mitbegründer des New York City Marathons, der damals auf einer Rundstrecke (vier Runden) im Central Park durchgeführt wurde.

Seiner Beharrlichkeit, ja seinem Fanatismus ist es zu verdanken, dass die Verwaltung der Stadt New York 1976 den Widerstand gegen die Durchführung des Marathons durch alle fünf Verwaltungsbezirke – Staten Island, Brooklyn, Queens, The Bronx und Manhattan – aufgab.

Die Teilnehmerzahlen damals: 1.549 Finisher, und 2019: über 60.000 (!!!) Anmeldungen.

Ich lernte Fred Lebow 1983 kennen, als der SCC Berlin seine erste Gruppenreise zum NYC-Marathon organisierte und wir auf der dortigen Messe einen Stand zur Werbung für den Berlin-Marathon 1984 gebucht hatten. Er war, trotz des nicht zu übersehenden Stresses wegen der bevorstehenden Veranstaltung, ruhig und höflich, wirkte aber auch ein wenig introvertiert bzw. unzugänglich.

Der Berlin-Marathon hatte ja seinerzeit in der Marathon-Szene noch nicht die Bedeutung, die er heute hat.

Nähere Bekanntschaft machte ich mit ihm anlässlich des 3. AIMS World Congress  im September 1985 in Berlin und bei den Board-Meetings etc. in den folgenden Jahren. Ich lernte plötzlich die völlig andere Seite des Race-Directors des seinerzeit größten Marathon-Laufs der Welt kennen, freundlich bis fröhlich, humorvoll und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen.

Das Schönste: man konnte sich mit ihm über “Gott und die Welt“ lange unterhalten, ohne dass das Wort „Marathon“ fiel. Ich hatte das Gefühl, dass er seinerzeit auch seine Vorbehalte gegenüber allem Deutschen, die er aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen in der Jugend machte, weitgehend revidiert hat.

Die Nachricht über seine schwere Erkrankung hat mich im Frühsommer 1990 sehr traurig gestimmt. Eine geringe Hoffnung, dass er den Tumor doch noch besiegen könnte, keimte in mir auf, als ich sah, wie er am 01.11.1992 an der Seite von Grete Waitz “seinen“ Marathon – ich glaube zum ersten Mal –lief und nach 5:32:34 Std. beendete.

Fred Lebow und Grete Waitz 1992 beim New York City Marathon – Foto: Victah Sailer

Doch knapp zwei Jahre später am 09. Oktober 1994 endete sein Lebenslauf.

Grete Waitz am Denkmal von Fred Lebow im Central Parc – kurz vor dem Ziel des NYC Marathon – Foto: Victah Sailer

Die gesamte Straßenlaufszene, Läufer und Veranstalter, verdankt diesem Pionier der Stadt-Marathons, sehr viel.

Peter Christ

author: GRR