Gesa Krause gewann 2015 bei der WM bereits die Bronzemedaille. In Doha könnte sie erneut in den Medaillenkampf eingreifen. Krause-Jepkemoi-Ghribi - Foto: Victah Sailer
WM-Vorschau (2) – Bahn-Langstrecken der Frauen: Hellen Obiri und Sifan Hassan favorisiert, Konstanze Klosterhalfen und Gesa Krause mit Medaillen-Hoffnungen
Dass zwei deutsche Bahn-Langstreckenläuferinnen bei einer globalen Meisterschaft mit Medaillenchancen ins Rennen gehen, hat Seltenheitswert.
1987 gab es tatsächlich zwei Medaillen für deutsche Läuferinnen, die damals im Trikot der DDR starteten: Bei den Weltmeisterschaften in Rom wurde Ulrike Bruns Dritte über 3.000 m und Kathrin Ullrich erreichte diesen Rang im 10.000-m-Finale.
Wenn in Doha vom 27. September bis zum 6. Oktober die WM stattfindet, gibt es zwei wenn auch kleine Chancen für deutsche Langstreckenläuferinnen: Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) zählt über 5.000 m inzwischen zur Weltelite, Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) hat über 3.000 m Hindernis vor vier Jahren bereits eine Bronzemedaille gewonnen.
In Teil 2 dieser vierteiligen WM-Vorschau geht es um die 5.000 m, 10.000 m und den 3.000-m-Hindernislauf der Frauen.
5.000 m
Start, Finale: 5. Oktober, 20.25 Uhr
Weltmeisterin 2017: Hellen Obiri (KEN)
Olympiasiegerin 2016: Vivian Cheruiyot (KEN)
Jahresweltbestzeit: 14:20,36 Hellen Obiri (KEN)
Deutsche auf der Startliste: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), Hanna Klein (SG Schorndorf 1846), Alina Reh (SSV Ulm)
Im Kampf um den WM-Titel spricht vieles für einen Zweikampf zwischen Titelverteidigerin Hellen Obiri (Kenia) und der aus Äthiopien stammenden Europarekordlerin Sifan Hassan (Niederlande). Obiri gewann in diesem Jahr schon den Cross-WM-Titel, und sie hält die Jahresweltbestzeit mit 14:20,36 Minuten. Dass sie im kühlen Brüssel vor kurzem beim Diamond League-Finale nicht über Rang vier über 5.000 m hinauskam, darf nicht überbewertet werden. Im heißen Doha wird Hellen Obiri sicher wieder in Bestform sein. Hassan, die bei der WM auch auf der Startliste über 1.500 und 10.000 m steht, könnte in Doha ihren ersten globalen Freiluft-Titel gewinnen.
Hellen Obiri könnte in Doha zweimal im Rennen um eine Goldmedaille sein. Foto. Victah Sailer
Sehr gute Form zeigte zuletzt die Äthiopierin Letesenbet Gidey, die im möglichen Kampf um eine Medaille eigentlich etwas stärker einzuschätzen ist als Konstanze Klosterhalfen. Allerdings dürfte die Äthiopierin vorher auch schon über 10.000 m gelaufen sein, so dass ihr eventuell etwas Frische fehlt. Letztlich entscheiden wohl die Tagesform und der Rennverlauf.
Konstanze Klosterhalfen hat sich in diesem Jahr in der Weltelite etabliert und hat eine kleine Chance, einen Podestplatz zu erreichen. Sie steht auch über 1.500 m auf der Startliste. Ein Doppelstart ist allerdings aufgrund des Zeitplans nicht praktikabel. Über die längere Strecke dürfte Konstanze Klosterhalfen die besseren Chancen auf eine Top-Platzierung haben.
Für Hanna Klein, die auch über 1.500 m gemeldet ist und vielleicht eher über die kürzere Strecke starten wird, wäre es schwierig bis fast unmöglich, sich im 5.000-m-Vorlauf (2. Oktober, ab 17.25 Uhr) für das Finale zu qualifizieren. Bei Alina Reh (SSV Ulm) dürfte der Schwerpunkt auf den 10.000 m liegen. Wohl erst nach diesem Finale wird sie entscheiden, ob sie auch über 5.000 m antritt.
10.000 m
Start, Finale: 28. September, 20.10 Uhr
Weltmeisterin 2017: Almaz Ayana (ETH)
Olympiasiegerin 2016: Almaz Ayana (ETH)
Jahresweltbestzeit: 30:37,89 Letesenbet Gidey (ETH)
Deutsche auf der Startliste: Alina Reh (SSV Ulm)
Letesenbet Gidey scheint die derzeit stärkste Äthiopierin zu sein. Sie gewann das WM-Qualifikationsrennen ihres Verbandes, das im Sommer in Hengelo stattfand. Die Läuferinnen aus Ostafrika führen zurzeit die Jahresweltbestenliste an und gelten als Favoritinnen.
Doch es gibt drei Athletinnen, deren Form über 10.000 m schwer einzuschätzen ist – die aber das Potenzial haben, in Doha den Titel zu gewinnen: Hellen Obiri (Kenia) lief erst in diesem Jahr ihr erstes 10.000-m-Rennen und qualifizierte sich für die WM. Bei ihrem Cross-WM-Sieg hat sie gezeigt, dass sie sehr gute Ausdauer hat. Sifan Hassan (Niederlande) absolvierte ebenfalls erst in diesem Jahr ihr Debüt über die 25-Runden-Distanz. Und auch sie hat gezeigt, dass sie über längere Distanzen sehr erfolgreich sein kann. Die Holländerin hält den Halbmarathon-Europarekord.
Überhaupt nicht einzuschätzen ist die Form von Almaz Ayana. Die Äthiopierin lief 2016 sensationell mit einem Weltrekord zum 10.000-m-Olympiasieg. Erst in London bei der WM 2017 lief sie nach Verletzungsproblemen wieder über die 25-Runden-Distanz – und gewann erneut souverän. Doch nachdem sie sich einer Operation an beiden Knien unterziehen musste, ist sie in diesem Jahr erst einmal gestartet und war dabei noch weit weg von ihrer Bestform. Als Titelverteidigerin kann Almaz Ayana mit einer Wild Card bei der WM starten – diese Chance will sie nutzen.
Alina Reh (SSV Ulm 1846), die auch über 5.000 m auf der Startliste steht, hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass ihre Stärken sicherlich auf den längeren Distanzen liegen. Auf Anhieb wurde sie bei der EM in Berlin Vierte über 10.000 m.
Nun hat sie die Möglichkeit, sich erstmals in einem globalen 10.000-m-Rennen zu beweisen. Wenn sie sich auch in Doha unter den besten Europäerinnen platzieren könnte, wäre dies ein Erfolg.
3.000 m Hindernis
Start, Finale: 30. September, 21.15 Uhr
Weltmeisterin 2017: Emma Coburn (USA)
Olympiasiegerin 2016: Ruth Jebet (BRN)
Jahresweltbestzeit: 8:55,58 Beatrice Chepkoech (KEN)
Deutsche auf der Startliste: Gesa Krause (Silvesterlauf Trier)
Die Favoritin kommt aus Kenia: Die Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech ist die zurzeit dominierende Hindernisläuferin. Und ihre Landsfrau Hyvin Kiyeng hat sich als Nummer zwei etabliert. Bei einem normalen Verlauf belegen diese beiden Athletinnen die ersten zwei Plätze in Doha – doch im Hindernisrennen läuft längst nicht immer alles normal.
So triumphierte vor zwei Jahren im WM-Finale sensationell Emma Coburn (USA). Dagegen musste sich Gesa Krause 2017 nach einem Sturz mit Rang neun abfinden – nachdem sie zwei Jahre zuvor völlig überraschend WM-Bronze gewonnen hatte. Die Frankfurterin zeigte im Spätsommer einen deutlichen Aufwärtstrend und könnte in Doha wieder in den Medaillenkampf eingreifen. Beim Diamond League-Finale in Zürich belegte sie Rang fünf mit einem deutschen Rekord von 9:07,51 Minuten, dann stellte sie über die selten gelaufene 2.000-m-Hindernis-Distanz in Berlin beim ISTAF sogar eine Weltbestzeit auf (5:52,80).
Platz drei scheint in Reichweite für Gesa Krause, wenn sie in den letzten Wochen vor der WM ihre Form zumindest konservieren konnte.
race-news-service.com
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