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18
09
2019

Überlegene Halbmarathonsiegerin wurde Sandra Morchner (rechts) - Foto: Wilfried Raatz

317 Medaillen für deutsche Masters-Athleten + Mit 119 Gold-, 110 Silber- und 88 Bronzemedaillen nimmt Deutschland im Medaillenspiegel hinter Gastgeber Italien mit 337 Medaillen (127/106/104) Rang zwei unter 35 Nationen ein – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

+ W50-Ass Eva Trost gewinnt 800 m und 1500 m  + Sandra Morchner läuft bei fast verpasstem Start zu Halbmarathon-Gold mit 1:17:13 und verpasst eigenen deutschen Rekord um zwei Sekunden + Gudrun Vogl holt dreimal Gold in der W70 + Kuriose organisatorische Pannen in den Austragungsorten Caorle, Eraclea und Jesolo vor den Toren Venedigs

Vor dem finalen Meisterschaftstag der European Masters Athletics Championships (EMAC) lag das große Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) noch mit Gastgeber Italien in der Nationenwertung gleichauf, ehe am Schlußtag den deutschen Mastersathleten etwas die Luft ausging und Italien mit 127 Gold-, 106 Silber- und 104 Bronzemedaillen die Nationenwertung vor Deutschland mit 119 Gold-, 110 Silber- und 88 Bronzemedaillen und Großbritannien (103/ 70/ 74) und weiteren 32 Nationen gewinnen konnte.

Auch wenn mit Venedig als Austragungsort seitens des EMAC etwas Etikettenschwindel betrieben wurde, denn die Austragungsorte lagen dezentral weit vor den Toren der Lagunenstadt verstreut in den Orten Caorle, Eraclea und Jesolo und bedeuteten für viele der angereisten Athleten eine logistische Kraftanstrengung, um von Ort zu Ort zu hoppen.

Die Organisation ließ vielerorts zu wünschen übrig, die Langatmigkeit des Tagesprogramms erforderte selbst von den willigsten Leichtathletik-Fans ein Höchstmaß an Geduld und Toleranz. Leere Zuschauerränge, nicht einsehbare Absperrungen im Stadionbereich, fehlerhafte Streckenvermessungen, kurzfristig verlegte Laufstrecken und vieles mehr sind nicht unbedingt als Glanzleistungen der Organisatoren des EMAC und der lokalen Organisatoren zu verstehen.

Allerdings ist es auch für die Berichterstatter eine Herkulesarbeit, die Vielzahl der Wettbewerbe und teilweise unsinnigen Wertungen der Altersklassen von 35 bis 90 plus Jahren zu beleuchten. Deshalb sei hier der Versuch gestattet, in einer gebotenen Kürze auf die wesentlichen Resultate der Lauf- und Gehwettbewerbe eingehen zu dürfen.

Beginnen wir unseren Überblick bei den Frauen.

Eva Trost wiederholte dabei in der W50 ihren Doppelsieg von Malaga über 800 m und 1500 m, diesmal blieben die Uhren bei 2:22,30 bzw. 4:54,63 stehen, mit jeweils drei Sekunden Rückstand folgten die erste Konkurrentinnen auf den Plätzen. Katja Knospe (2000 mHi/ 8:07,07) mit Silber und Josefa Matheis (10.000 m/ 40:42,43) und Barbara Primas (5000 m Bahngehen/ 28:34,67) mit Bronze waren hier weitere Medaillengewinner.

Die überragende Halbmarathonläuferin auf dem Zwei-Runden-Kurs von Jesolo war Sandra Morchner, die mit dem fünf Minuten zu früh gestarteten Wettbewerb überrascht wurde, das Feld aufrollte und mit 1:17:13 Stunden in überlegener Manier den W45-Titel gewann. Besonders ärgerlich hingegen: Um zwei Sekunden verpasste sie ihren eigenen deutschen Rekord. „Netto habe ich 1:16:59 gestoppt! Das wäre der nächste Rekord gewesen, aber ist eben nicht! Zum Glück hatte ich mit Sebastian Harz einen exzellenten Tempomacher in meiner Gruppe, der mir sogar noch Getränke gereicht hatte!“

Den Weg zum ersten EM-Titel erschwerten große Blasen an den Füßen, sicherlich auch der hohen Temperaturen um die Mittagszeit geschuldet.

Hinter der Doppelmeisterin (5000 m/ 10.000 m) Elisa Pöltner-Holkovic (18:06,56/ 38:45,80) holten Monika Fischer (18:10,16) und Mareike Ressing (18:16,17) auf der kurzen Distanz Silber und Bronze. Zwei weitere Bronzemedaillen in der W45 gab es zudem durch Gabriele Artmann (2000 mHi/ 8:10,50) und Nicole Hörl (5000 m Bahngehen/ 27:54,14).

Hinter der die W40 überragenden Italienerin Claudia Pinna (Gold über 5000 m in 17:35,59/ Gold über 10 km in 35:39) holte Simone Raatz im 10 km-Straßenlauf die einzige Medaille für die DLV-Starter über diese Distanz. Mit 36:41 lag die W40-Läuferin ebenso sicher auf dem Silberrang vor der Britin Lisa Palmer-Blount (37:43). „Das war das Optimum, das in diesem stark besetzten Feld möglich war“, freute sich die Darmstädterin erneut über Silber, das sie bereits in Malaga bei den WM-Titelkämpfen gewonnen hatte. Gold und Silber gab es für Bianka Schenker im Short Walk (48:00) bzw. 20 km Gehen (1:56:05). Dritte über 800 m wurde zudem in der W40 noch für Olga Köppen (2:14:27).

Die überragende Läuferin der W35-Klasse war die Belgierin Mieke Gorissen mit drei Siegen über 5000 m (16:53,92), 10 km-Straßenlauf (34:43) und im 4 km-Cross (13:29). Bronze gab es über 400 m für Nina Howorka hinter der überragenden Doppelsiegerin über 400 m und 800 m Aneta Lamiesz (Polen, 55,57/ 2:09,89), zudem wurde sie 800 m-Vierte.

Erfolgsträchtig war die W60-Kategorie für die deutschen Starterinnen. Christine Saschs sicherte sich dabei den kompletten Medaillensatz mit Gold im Halbmarathon (1:34:49), Silber über 10.000 m (43:12,01) und Bronze über 5000 m (21:33,91). Zweimal Silber erlief Birgit Reinke-Wiese über 800 m (2:46,39) und 1500 m (5:49,15). Einen deutschen Doppelsieg feierten Elisabeth Henn und Rita Schubert im 2000 m-Hindernislauf in 9:18,19 bzw. 9:26,81 Minuten.

Je höher die Altersklassen, desto stärker die DLV-Medaillenausbeute.

So gewann in der W65 Gerlinde Kolesa die 800 m (2:50,14) und 1500 m (5:53,30) und Margret Göttnauer die 5000 m (22:15,56). Weitere Medaillen gab es hier über 1500 m (2. Margret Göttnauer, 3. Elfriede Ganter), 5000 m (3. Elfriede Ganter) sowie zweimal Bronze durch wiederum Margret Göttnauer im Cross und über Halbmarathon.

Dreimal Gold sicherte sich Gudrun Vogl in der W70-Kategorie.  Über 5000 m lief sie 23:11,52, über Halbmarathon 1:46:24, beim 10.000 m-Lauf wurde sie mit 48:14,95 vor ihrer Teamkollegin Gabriele Rost-Brasholz (52:30,47) gestoppt. Zudem startete Gudrun Vogl auch im 4 km Crosslauf, den sie auf dem Bronzeplatz abschloss.

Den W75-Titel über die Halbmarathondistanz sicherte sich Marie-Luise Kluge (2:08:56), den im 20 km-Gehen Ursula Klink (2:39:32). Silber gewann im 5000 m Bahngehen Gisela Theunissen (39:04,64), im Short Walk belegte Ursula Klink Rang zwei vor Gisela Theunissen, die übrigens auch im 20 km-Gehen Zweite wurde.

Vier EM-Titel holten die W80-Starterinnen Lydia Ritter (800 m/ 3:50,05 und 1500 m/ 7:40,51) und Helga Dräger (Short Walk/ 1:17:44 und 20 km Gehen/ 3:03:09).

Eine ungleich geringere (Medaillen-)Ausbeute gab es bei den Männern für die DLV-Starter, die meisten entfielen auf die Geher. So gewann in der M35 Andreas Janker den 10 km-Wettbewerb in 41:26, im 4 km Crosslauf holte Michael Lang Silber vor Sebastian Harz, der zudem auch über 5000 m in 16:09,93 auf den dritten Rang einkam.

Einzig Daniel Kiefer sorgte in der M40 für eine Medaille: Rang drei über 3000 m-Hindernis in 9:55,89 Minuten. Drei Medaillen sicherte sich Steffen Borsch in der M45: Jeweils hinter dem überragenden Normunds Ivzaus (Litauen) wurde er im Short Walk Zweiter (43:10) wie auch über 20 km (1:45:31), zudem Dritter im 5000 m-Bahngehen (22:42,53).

In der M55-Kategorie belegte Reimund Hobmeier im 4 km Cross Rang zwei, zudem holte im Short Walk und 20 km Gehen Uwe Schröter in 47:03 bzw. 1:49:17 Bronze und Silber.

Hugo Mann trotzte in der M65 den hochsommerlichen Temperaturen mit Rang zwei über die Halbmarathondistanz (1:28:34) und >Rang drei über 10.000 m (39:42,70).

Wie schon bei den Frauen festgestellt, sorgten die deutschen Senioren in den höheren Altersklassen für eine Medaillenflut. In der M75 gewann Peter Schumm den Short Walk in 1:00:45 vor seinem Teamkollegen Wolf-Dieter Giese (1:02:48) und in der gleichen Rangfolge auch das 20 km-Gehen (2:18:32 bzw. 2:25:34), zudem sicherte sich Felix Maier das 5000 m Bahngehen in 32:45,27 Minuten. Peter Lessing belegte über 10.000 m in 48:35,15 den zweiten Platz, über die Halbmarathonstrecke holte er als Dritter (1:50:41) eine weitere Medaille.

Klemens Wittig ist das Ass in der M80. Zuerst gewann er den 4 km-Cross in 18:04, danach zudem noch den Halbmarathon in 1:57:10. Im 20 km Gehen wurde Horst Lenz Dritter (2:50:41).

Seiner imponierenden Medaillensammlung fügte Herbert E. Müller in der M85 zwei weitere Einzelmedaillen hinzu: Gold über 800 m in 4:02,77 und Silber über 1500 m in 8:26,02. Ebenfalls Silber gab es für Armin Zosel über 5000 m in 28:23,56 Minuten.

Wilfried Raatz

author: GRR