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13
09
2019

Viele Fragezeichen bei der Spitzensportreform  - DOSB Logo

Der DOSB KOMMENTAR – Der Sport steht zu seiner Verantwortung zum Schutz unserer Umwelt

By GRR 0

Sport und Bewegung sind auf eine gesunde Umgebung und intakte Natur angewiesen. Der Sport kann und will deshalb einen Beitrag dazu leisten, Umweltbelastungen zu reduzieren.

Dazu zählt natürlich auch Mikroplastik, das durch Sportstätten in die Umwelt gelangt. Die Initiativen der EU zur Vermeidung von Mikroplastikeintrag in die Umwelt zielen u.a. auf Sportstätten ab. Die Be-richterstattung hierüber, die in Teilen von Unkenntnis geprägt war, hat zu erheblichen Verunsi-cherungen in Sportvereinen und -verbänden geführt.

Der DOSB hat eine Stellungnahme an die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die den Beratungsprozess für die Europäische Kommission führt, abgegeben. Die ECHA hat vorgeschlagen, die Verwendung von bewusst zugesetzten Mikroplastik-Partikeln – im konkreten Fall bei Füllstoffen für Kunststoffrasenplätze – zu beschränken. Diesem Ansatz kann der DOSB grundsätzlich folgen. Zugleich fordern wir realistische Übergangsregelungen. Denn die Sportvereine sind zwingend auf Sportstätten angewiesen, um ihren Trainings- und Ligabetrieb zu sichern und ihren vielfältigen gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben weiterhin nachkommen zu können.

Sofort nach Bekanntwerden der Vorschläge hat der DOSB eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der Experten*innen aus Sportorganisationen, kommunalen Spitzenverbänden, aus dem Umwelt- und Wissenschaftsbereich sowie Hersteller vertreten sind. Seit Mai sammelt und bewertet sie Infor-mationen. Wir haben den Mitgliedsorganisationen darüber kontinuierlich und umfassend berichtet. Zudem stehen wir im engen fachlichen Austausch mit dem Bundesinstitut für Sportwissen-schaft, mit dem wir ein gemeinsames Faktenpapier zu Füllstoffen in Kunststoffrasensystemen im Sport veröffentlicht haben. Dieses Faktenpapier wurde vielfach zitiert und ist in Diskussionen weit über die Sportorganisationen hinaus aufgegriffen worden.

Wichtig für unsere Vereine ist: Weder die ECHA noch die Europäische Kommission planen ein Verbot von Kunststoffrasenplätzen. Diskutiert wird lediglich, ob Kunststoffgranulate als Füllstoff künftig weiterhin in Verkehr gebracht werden dürfen.

Damit der Sportbetrieb für die Vereine sichergestellt bleibt und sie die betroffenen Sportflächen weiter nutzen können, hat der DOSB in seiner Stellungnahme vom 10. Mai an die ECHA gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund eine Übergangszeit von mindestens sechs Jahren ab Inkrafttreten eines Verbotes gefordert. Damit wird Zeit gewonnen für die Suche nach sozial, ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Lösungen. In den Konsultationen, die noch bis zum 20. September laufen, haben inzwischen weitere Sportorganisationen eigene Stellungnahmen eingereicht, und alle, die dies noch nicht getan haben, sind herzlich eingeladen, sich noch zu beteiligen.

Die Arbeit geht also weiter: Zum einen arbeiten wir derzeit an einem Handlungsleitfaden für Sportvereine und -verbände mit einfach umsetzbaren Maßnahmen, durch die der Austrag von Kunststoff in die Umwelt auch im laufenden Sportbetrieb deutlich reduziert werden kann.

Zum Zweiten laden wir im Rahmen der Internationalen Fachmesse für Freiraum, Sport- und Be-wegungseinrichtungen (FSB) Anfang November in Köln zu einem Runden Tisch mit Sportorgani-sationen, kommunalen Spitzenverbänden, Herstellern, wissenschaftlichen Instituten und Expert-*innen ein.

Mit dieser Veranstaltung will der DOSB eine Plattform für den Austausch über die nachhaltige Nutzung, Betrieb, Planung, Bau, Herstellung, Entsorgung und Forschung etc von Kunststoffrasenplätzen bieten. Dabei sollen ökologische, soziale und ökonomische Perspektiven gleichermaßen in den Blick genommen und gelingende Strategien für den künftigen Umgang diskutiert werden.

Zum Dritten werden wir die Fragen und Antworten, die sich auf unserer Webseite finden, konti-nuierlich fortschreiben und weiterentwickeln. Es lohnt sich also der Blick auf die Webseite, auf der wir weitere Aktivitäten, Dokumente und Arbeitsergebnisse hinterlegt haben.

All das zeigt: Der organisierte Sport will im laufenden Verfahren alle Möglichkeiten zur Beteiligung ausschöpfen, und setzt sich dabei für sportfreundliche Regelungen ein. Gleichzeitig stellt er aber auch klar, dass er sich der kollektiven und individuellen Verantwortung zum Schutz unserer Umwelt bewusst ist. Dieser Interessenausgleich bleibt eine gesellschaftliche Kernaufgabe der nächsten Jahre.

Christian Siegel

Der Autor ist Ressortleiter „Sportstätten und Umwelt“ des DOSB.

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