Blog
11
08
2019

EA - TEAM Championships - Logo

Team-EM 2019: DLV-Mannschaft erkämpft mit starkem Endspurt Silber bei der TEAM EM in Bydgoszcz/POL

By GRR 0

Das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat mit einer starken Aufholjagd bei den Team-Europameisterschaften in Bydgoszcz (Polen) in der Mannschaftswertung mit 317,50 Punkten den zweiten Platz erobert.

Nach den ersten beiden Tagen war die DLV-Mannschaft noch auf dem fünften Rang gelegen. Mit insgesamt sechs Einzel-Siegen gelang noch der Sprung aufs Podest. Den Titel holten die Gastgeber aus Polen.

Team-EM 2019 Bydgoszcz Live

Gregor Traber mit ordentlich PS unter der Haube

Wenngleich die Zeit bei Gegenwind (-1,8 m/sec) in seiner Karriere nicht die allerschnellste war, schlug sich Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) in der ersten Entscheidung des langen Nachmittags über die 110 Meter Hürden stark. Der EM-Fünfte blieb auf der äußeren Bahn acht laufend an keiner Hürde hängen und musste in 13,54 Sekunden nur den beiden Favoriten den Vortritt lassen. Der für Spanien startende Kubaner Orlando Ortega, Olympia-Zweiter 2016, siegte in 13,38 Sekunden vor dem französischen Europameister Pascal Martinot-Lagarde (13,46 sec). Zehn Punkte für das deutsche Team!

„Das war erst mein dritter Wettkampf, ich brauche noch mehr Wettkämpfe und Routine. Ich habe ordentlich PS unter der Haube, die es jetzt noch gilt zwischen die Hürden zu bringen, da komme ich mit der Technik bei dieser Geschwindigkeit noch nicht ganz klar“, sagte Gregor Traber, der den Hürden-Sport lebt. „Wir Hürdenläufer wollten heute nochmal alles für das Team geben.“

Cindy Roleder sprintet Saisonbestzeit

Anschließend legte Cindy Roleder (SV Halle) nach, die bei den Frauen über die 100 Meter Hürden in einem spannenden Finish auf Rang zwei rannte. Mit 12,87 Sekunden (-1,2 m/sec) konnte die EM-Dritte noch den Zweikampf mit der Polin Karolina Koleczek (12,88 sec) gewinnen. Dafür gab es elf Punkte für das Team und die erste ersehnte Zeit in dieser Saison unter 12,90 Sekunden. Den Sieg holte sich zeitgleich vor der Deutschen Meisterin knapp die Italienerin Luminosa Bogliolo (12,87 sec).

„Bis zur siebten Hürde lag ich glaube ich etwas vorne, dann habe ich mit meinem Nachziehbein einen kleinen Fehler gemacht, aber ich bin Saisonbestleistung gelaufen, das ist vollkommen in Ordnung. Es geht voran, die Zeiten kommen langsam. Mein Coach und ich sind auf dem richtigen Weg. Bis Doha ist es noch weit“, sagte Cindy Roleder. „Wir haben gestern ein paar Punkte liegen lassen, aber wir sind ein starkes Team und pushen uns gegenseitig und hoffen noch auf einen Podiumsplatz.“

Auf den 200 Metern konnte Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) ihre Position als drittschnellste Sprinterin aus dem Vorlauf im Finale bestätigen. Die 22-Jährige rannte in 23,15 Sekunden hinter der Saisonbestzeit laufenden Mujinga Kambundji (Schweiz; 22,72 sec) und der Britin Jodie Williams (22,89 sec) als Dritte ins Ziel. „Es ist schön, wenn man für die Mannschaft zehn Punkte holt“, lautete das Fazit der DLV-Sprinterin. Bei den Männern hatte Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach; 20,76 sec) im Foto-Finish gegen zwei andere Athleten kein Glück und wurde Sechster. Richard Kilty (Großbritannien) gewann das Rennen in 20,66 Sekunden.

Caterina Granz jubelt über Rang zwei

Auf den 800 Metern zeigte sich Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) von Anfang an vorne. Die erste Runde lief der EM-Teilnehmer hinter dem favorisierten Polen Adam Kszczot auf Position zwei, in der zweiten Runde zogen die spurtstarken Athleten an ihm vorbei, doch der Deutsche Meister hatte noch Reserven und erkämpfte sich auf der Zielgeraden in 1:47,61 Minuten Rang vier. Die zwölf Punkte strich für das Gastgeberland der dreimalige Europameister Kszczot (1:46,97 min) ein.

„Es war für mich taktisch ein sehr gutes Rennen, ich war immer vorne dabei und habe mich nicht versteckt“, berichtete der DLV-Läufer, den die WM-Norm und der DM-Titel in den letzten Wochen mental Kraft gekostet haben. Sonst wäre seiner Meinung nach auf den letzten 100 Metern noch mehr gegangen. „Bis Doha ist noch Zeit, so dass die Form sicher noch steigen wird. Ich mache vorher noch einen Wettkampf, um die B-Norm abzuhaken.“

Über die 1.500 Meter der Frauen präsentierte sich Caterina Granz (LG Nord Berlin) nach ihrem Solo-Lauf bei der DM in Berlin erneut stark. Als die Glocke zur letzten Runde ertönte lag sie an Position drei, im abschließenden Fight auf der Zielgeraden konnte die 25-Jährige in 4:08,52 Minuten noch den zweiten Platz erkämpfen. Schneller war nur die polnische Vize-Europameisterin Sofia Ennaoui (4:08,37 min). „Ich bin super happy im Nationaltrikot so eine Leistung zeigen zu können, dass ich Zweite werde war nicht zu erwarten“, meinte die Berlinerin, die sich eine Überraschung zugetraut hat.

Hanna Klein läuft zum Sieg über 5.000 Meter

Im Laufe des Rennens über 5.000 Meter setzte sich eine Vierer-Gruppe von den übrigen Läuferinnen ab. Mit dabei DLV-Starterin Hanna Klein (SG Schorndorf 1846) und die vorne Tempo machende Französin Liv Westphal. Zu Beginn der letzten Runde löste sich die Deutsche Meisterin von 2018 über diese Strecke von ihren Konkurrentinnen und zog mit einem langen Endspurt unaufhaltsam als Erste dem Ziel entgegen. Nach 15:39,00 Minuten war der erste deutsche Sieg des Tages perfekt. Rund fünf Sekunden später folgte erste die Spanierin Maitane Melero.

„Ich wusste, dass die letzten 300 Meter meine Stärke sind, wenn das Tempo nicht zu hoch ist und ich habe gemerkt, dass meine Beine darauf gewartet haben, mal wieder so eine 1.500 Meter-Pace auszupacken“, erzählte Hanna Klein. „Ich wusste vorher nicht, was die Mädels machen und wollte so lange wie möglich mitschwimmen und so wenig Kraft wie möglich verpulvern.“

Richard Ringer erreicht Rang fünf

Den Lauf über 3.000 Meter ging Richard Ringer (LC Rehlingen) verhalten an, vom hinteren Drittel des Pulks arbeitete sich der Langstreckler Schritt für Schritt nach vorne. Bis zur letzten Runde war er dann Teil der vorderen Fünfer-Gruppe, konnte aber dem Endspurt um Sieger Adel Mechaal (Spanien; 8:02,51 min), 5.000 Meter-Europameister von 2016, nicht ganz folgen. Nach 8:04,74 Minuten punktete der Deutsche 5.000 Meter-Meister auf Rang fünf.

Womöglich etwas zu forsch ist Martin Grau (LAC Erfurt) das Rennen über die 3.000 Meter Hindernis angegangen. Die ersten Runden machte er an der Spitze vor dem Feld laufend das Tempo. Vier Runden vor Schluss schlossen seine ersten Verfolger zu ihm auf. Während der Spanier Fernando Carro (8:27,26 min) und der Pole Krystian Zalewski (8:29,12 min) um den Sieg rungen, musste der Deutsche abreißen lassen und kam nach 8:37,36 Minuten als Sechster ins Ziel. Zwischen den siegenden Spanier und den Polen schob sich noch der Finne Topi Raitanen (8:27,26 min).

„Ich wollte mutig laufen, die WM-Norm war das Ziel. Die Hälfte der Jungs im Feld kann das und einige meinten vorher auch, dass sie auf ein schnelles Rennen hoffen. Leider ist die ersten zwei Runden keiner mitgekommen, dann war ich alleine auf weiter Flur. Auf den letzten 600 Metern haben mich die Kräfte etwas verlassen, da fehlt mir die Wettkampfhärte“, erzählte Martin Grau, der wegen einer Verletzung später in die Saison eingestiegen war.

Malaika Mihambo fliegt mit Wind auf 7,11 Meter

Ein Wettkampf ohne Sieben-Meter-Sprung, nicht mit Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Die Europameisterin im Weitsprung hatte nach drei Versuchen mit 6,88 Meter die Pole Position inne und brachte im letzten Versuch nochmal alles zusammen. Die mit 7,16 Metern Weltjahresbeste landete mit etwas zu viel Rückenwind (+2,2 m/sec) bei sehr starken 7,11 Meter. Der klare Sieg! Auf die Plätze zwei und drei sprangen die Britin Abigail Irozuru (6,75 m) und die französische Hallen-Weltmeisterin von 2014 Eloyse Lesueur-Aymonin (6,72 m).

„Es ist toll, mit so einem großen Vorsprung zu gewinnen. Man muss natürlich auch sagen, dass die anderen Mädels ihr Bestes gegeben haben und Saisonbestleistungen gesprungen sind. Aber es waren auch nicht die stärksten Springerinnen der anderen Teams am Start“, sagte Malaika Mihambo. „Für mich ist die Team-EM etwas Besonderes, sonst treten wir immer für uns selbst an, hier für das Team.“

Imke Onnen happy mit 1,90 Meter

Im Hochsprung überquerte Imke Onnen (Hannover 96) ihre ersten vier Höhen bis einschließlich 1,90 Meter alle im ersten Versuch. Das brachte der 24-Jährigen Rang vier ein, die 1,94 Meter sollten an diesem Tag zu hoch sein. „Mit den 1,90 Metern bin ich happy. Es waren schwere Bedingungen. Jetzt geht es nochmal zehn Tage zum Training in den Sand nach Juist“, sagte Imke Onnen. Zwölf Punkte kassierte die Ukraine durch den Sieg von Yuliya Levchenko. Die Vize-Weltmeisterin überflog als einzige Athletin die 1,97 Meter.

Im Dreisprung war Felix Wenzel (SC Potsdam) kurzfristig als Ersatz für den Deutschen Hallenrekordler Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) ins Team gekommen. Mit 16,23 Metern aus dem ersten Versuch belegte der Deutsche Vize-Meister Platz sieben. Zu einem Sprung über die 17 Meter-Marke pushte sich an der Spitze der Brite Ben Williams (17,14 m).

Christina Schwanitz holt als Team-Kapitänin die volle Punktzahl

Dreimal eine ähnliche Weite erzielte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) in den ersten drei Runden im Kugelstoßen: 18,89 Meter, 18,79 Meter und schließlich 18,93 Meter. Jede dieser Weiten hätte zum Sieg gereicht. So strich die DLV-Team-Kapitänin die wichtigen zwölf Punkte für die Mannschaft ein.  Weit zurück lag die Konkurrenz, erst im vierten Durchgang kam die Schwedin Fanny Roos mit 18,54 Metern noch auf und wurde Zweite vor der Britin Sophie McKinna (17,94 m). Lediglich Platz vier ging an Polens Europameisterin Paulina Guba.

„Schön, dass es geklappt hat. Technisch bin ich noch nicht so weit, wie ich gerne wäre, aber bis zur WM in Doha haben wir ja noch sieben Wochen Zeit“, sagte Christina Schwanitz. „Mir gefällt das Format: Einer für alle. Alle für einen. Vor vier Jahren waren wir vor dem Schlusstag auch zurückgelegen, es ist eben spannend bis zum Schluss.“

Martin Wierig erobert mit Fans im Rücken elf Punkte

Die ganz großen Weiten waren im Diskuswurf der Männer nicht drin. Vor dem letzten Durchgang lag ein Trio mit 61 Meter-Würfen in Front, an Position drei, der Deutsche Meister Martin Wierig (SC Magdeburg). Mit Unterstützung des deutschen Teams steigerte sich der WM-Teilnehmer für Doha im vierten Durchgang auf 61,84 Meter und übernahm kurzzeitig die Führung. Doch der erfahrene Piotr Malachowski (Polen) konterte bei Heim-Vorteil mit 63,02 Metern. Das bescherte ihm den Sieg vor dem DLV-Werfer und dem schwedischen 70 Meter-Werfer Daniel Stahl (61,38 m).

„Das war ein schlechter Wettkampf, der viele Punkte gebracht hat. Es haben sich heute alle schwer getan. Ich habe versucht das Beste daraus zu machen“, kommentierte Martin Wierig. „Zur Vorbereitung auf Doha werde ich noch zehn Tage nach Kienbaum gehen und drei Wettkämpfe bestreiten, darunter das ISTAF in Berlin.“

Als Fünfte behauptete sich Charlene Woitha (SCC Berlin) im Hammerwurf. Die Deutsche Meisterin schleuderte ihren Hammer im besten Versuch auf 66,55 Meter. „Hochklassig war es heute nicht, der fünfte Platz ist okay, auch wenn ich gerne noch an der Italienerin vorbeigekommen wäre. Für die Mannschaft ist es eine schöne Punktzahl“, freute sich die Olympia-Teilnehmerin. Das Duell um die volle Punktzahl gewann die französische Vize-Europameisterin Alexandra Tavernier mit 72,81 Metern gegen die EM-Dritte aus Polen Joanna Fiodorow (72,13 m).

Dramatischer Staffel-Abschluss und Platz zwei für das DLV-Team

Wie schon am Vortag machten die Staffeln den Abschluss. Das deutsche 4×400 Meter-Quartett der Frauen mit Luna Bulmahn (VfL Eintracht Hannover), Nelly Schmidt (LT DSHS Köln), Nadine Gonska (MTG Mannheim) und Karolina Pahlitzsch (SV Preußen Berlin) erlief sich in 3:31,18 Minuten den fünften Platz. Unter Jubelstürmen kam Polens Schlussläuferin Justyna Swiety-Ersetic als Erste mit dem Staffelstab und in europäischer Jahresbestleistung (3:24,81 min) ins Ziel.

Bei den Männern erreichten Tobias Lange (TSV Bayer 04 Leverkusen), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), Johannes Trefz (TSV Gräfelfing) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) als Letzte nach 3:16,59 Minuten abgeschlagen das Ziel, da Trefz während des Rennens gesundheitliche Probleme bekam. Vorneweg stürmte Italien mit europäischer Jahresbestzeit (3:02,04 min) knapp vor Frankreich (3:02,08 min) und Polen (3:02,56 min) ins Ziel.

Aufgrund der Tatsache, dass Großbritannien keine männliche 4×400 Meter-Staffel an den Start schickte, holte das DLV-Quartett als Elfter sogar zwei Punkte. So konnte die deutsche Mannschaft mit 317,50 Punkten den mit einem starken Endspurt erkämpften zweiten Platz in der Gesamtwertung gerade noch halten – mit einem Punkt Vorsprung vor Frankreich (316,50 Pkt) und eineinhalb Punkten vor Italien (316 Pkt).

Der Titel des Team-Europameisters ging mit 345 Punkten letztlich deutlich an die Gastgeber aus Polen. 

Die kompletten Resultate finden Sie in der Ergebnisrubrik…

Team-EM 2019 Bydgoszcz Live

DLV – Pamela Lechner / Peter Schmitt

author: GRR