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2019

Konstanze Klosterhalfen competes at the German Championships in Berlin where she smashed the national 5000m record Photo: Horst Milde

Wiederholung der Finals: Herausforderung für Berlin – Ein Kommentar von Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0
Im Kampf um TV-Quote scheint es geboten, die Finals zu wiederholen. Bei der Überlegung, ob die Finals als Zusammenkunft der Athleten die Berliner Eventkultur regelmäßig bereichern, ist aber eine wichtige Frage offen.

Mancher hatte befürchtet, dass die Leichtathleten sich übernehmen würden, wenn sie mit ihren deutschen Meisterschaften ins Berliner Olympiastadion zögen.

Nicht nur der Fußballklub Hertha BSC und seine Zuschauer wollen seit Jahren raus aus dem steinernen Oval, das für die Spiele 1936 gebaut wurde und seit der Modernisierung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006, das „Sommermärchen“, 70.000 Sitzplätze hat. Es hat schließlich Gründe, dass seit 33 Jahren, seit der Meisterschaft 1986 mitsamt Marathon, Cross- und Berglauf im Westteil der geteilten Stadt, die Titelkämpfe erstmals wieder in Berlin ausgetragen wurden.

Zwar ist der Berliner Senat entschlossen, die Arena mitsamt Leichtathletik-Einrichtung zu erhalten für Veranstaltungen wie die Weltmeisterschaft 2009, bei der Usain Bolt auf der blauen Bahn zwei Weltrekorde lief, und wie die rauschende Europameisterschaft des vergangenen Jahres, und sei es, um bei der nächsten Olympiabewerbung glaubwürdig zu sein.

Zugleich aber lässt er das Jahn-Stadion in Prenzlauer Berg neu bauen mit dem Ziel, den Leichtathleten eine attraktive Spielstätte für deutsche Meisterschaften zu bereiten, die mit 20.000 Plätzen der Resonanz der Leichtathletik von heute angemessen ist.

Doch vor einem Jahr kam, nachdem es jahrelang um die Abstimmung von Termin- und Zeitplänen verschiedener Sportarten gerungen hatte, das Fernsehen mit seiner Idee von den Finals in Berlin, zehn deutschen Meisterschaften auf einen Schlag in der Stadt, und schickte die Leichtathleten – ins Olympiastadion.

Die Herausforderung war sehr, sehr sportlich.

Die Leichtathleten haben sie mit Bravour bestanden. Gut 26.000 Besucher füllten am Samstag die Arena, deren obere Ränge geschlossen blieben, reichlich 34.000 kamen am Sonntag – die höchste Zuschauerzahl bei deutschen Meisterschaften seit vier Jahrzehnten.

Schon sprechen alle von Wiederholung.

 

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© Youtube

Leichtathletik-Präsident Jürgen Kessing fällt nicht leichtfertig in diesen Chor ein. Er weiß, dass es harte Arbeit eines professionellen Stabs war, mit Leben zu erfüllen, was als Slogan so leicht wirkt: Die Europameisterschafts-Helden kehren zurück.

Die Champions warben in Videoclips für die Veranstaltung, Berlin plakatierte in ganz Deutschland, und Verbände und Vereine warben unermüdlich dafür, dass der Slogan „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ über den Fußball hinaus wirkte.

Ob die Finals als Zusammenkunft Tausender Athleten die Berliner Eventkultur regelmäßig bereichern werden, dürfte eine Frage des Rhythmus sein: alle zwei Jahre oder doch eher im olympischen Zyklus? Das Olympiastadion zu füllen wird so oder so eine Herausforderung bleiben.

Ein Kommentar von Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag dem  6. August 2019

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