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04
08
2019

Malaika Mihambo - Foto: DLV/Dirk Gantenberg

Leichtathletik-DM 2019 – Tag 2 vor 34.350 Zuschauern im Olympiastadion von Berlin

By GRR 0

Malaika Mihambo springt 7,16 Meter, Andreas Hofmann gewinnt Speerwurf-Gipfel

Am zweiten Tag der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin im Rahmen der Finals 2019 hat Malaika Mihambo für die stärkste Leistung gesorgt. Die Weitsprung-Europameisterin steigerte ihre Weltjahresbestleistung auf 7,16 Meter.

Tatjana Pinto holte sich nach ihrem 100 Meter-Sieg auch den Titel über die 200 Meter. Einen spannenden Speerwurf-Gipfel gewann Titelverteidiger Andreas Hofmann.

Am Sonntag waren beeindruckende 34.350 Zuschauer im Olympiastadion.

Zusammen mit den 26.200 DM-Gästen des Vortages verfolgten insgesamt 60.550 Zuschauer die Wettkämpfe der Leichtathleten – die höchsten DM-Zuschauerzahlen in den letzten 40 Jahren.

Eigentlich lief das Finale im Weitsprung für Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) gar nicht nach Plan. Nach zwei ungültigen Versuchen, brauchte die Weltjahresbeste erstmal eine gültige Weite, um im Endkampf weitere drei Versuche zur Verfügung zu haben.

Es folgten nervenstark 6,76 Meter. Nach mäßigen Resultaten in den Runden fünf und sechs traf die Europameisterin im letzten Durchgang den stärksten Sprung ihrer Karriere und flog bis auf 7,16 Meter.

Den Meisterschaftsrekord von Weitsprung-Legende Heike Drechsler aus dem Jahr 1992 verpasste sie nur um fünf Zentimeter. „Ich bin nicht sehr gut in den Wettkampf gekommen, aber ich habe gewusst, es geht noch mehr“, sagte die Siegerin. „Es ist ein cooles Gefühl, zu wissen, dass man die Nummer eins der Welt ist. Ich weiß, dass ich gute Chancen für die Weltmeisterschaften habe und freue mich darauf.“

Tatjana Pinto (LC Paderborn), die sich in persönlicher Bestleistung von 22,65 Sekunden den Titel über 200 Meter holte, machte das Sprint-Double nach ihrem 100 Meter-Sieg vom Samstag am Meisterschaftswochenende perfekt. Dahinter stürmte Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF) vor heimischer Kulisse auf Platz zwei. Wie schon am Vortag über die 100 Meter erfüllte die Berlinerin auch über diese Strecke die WM-Norm für Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober). Sie blieb mit 22,88 Sekunden deutlich unter dem geforderten Richtwert.

Europameisterin Gesa Felicitas Krause mit starkem Solo

Ihre nationale Überlegenheit demonstrierte Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) mit einem Solo-Lauf von vorne im Finale über 3.000 Meter Hindernis. Nach 9:28,45 Minuten war der fünfte DM-Titel in Serie perfekt. „Es war grandios wie immer im Olympiastadion, ich liebe es hierher zu kommen, das Publikum hat mich beflügelt“, bedankte sich die 27-Jährige für die Standing Ovations auf den letzten Runden.

An das Stadion hat sie beste Erinnerungen: Vor zwei Jahren lief sie hier beim ISTAF deutschen Rekord, letztes Jahr verteidigte sie ihren EM-Titel. „Mit der Stimmung bin tausendprozentig zufrieden, mit der Zeit nicht ganz“, meinte Gesa Krause, die nach ihrem mehrwöchigen Trainingslager in St. Moritz (Schweiz) gerne noch etwas schneller gelaufen.

Von den angekündigten Top-Speerwerfern konnte einer nicht antreten. Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) verletzte sich beim Aufwärmen und musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. So war es überraschend der Mainzer Julian Weber, der mit 83,96 Meter aus dem ersten Versuch bis zum letzten Durchgang in Führung lag. Erst seinen letzten Wurf konnte Vize-Europameister Andreas Hofmann (MTG Mannheim) dazu nutzen, seinen Titel zu verteidigen. Sein Speer flog auf 87,07 Meter, die erhoffte Weltklasse-Weite des Tages. „Der Wettkampf war für mich eine schwere Geburt“, sagte der alte und neue Meister aus Mannheim. Die Steigerung seines Konkurrenten nahm Weber ebenfalls als Ansporn, sich zu verbessern und legte 86,60 Meter nach. Damit untermauerte der 24-Jährige seinen Silberplatz.

Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena), für den der Fokus vor allem auf den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan) liegt, wurde mit 82,70 Metern Dritter.

Constantin Preis verpasst WM-Norm hauchdünn

Mit einem starken Endspurt nach der letzten Hürde holte sich der Deutsche U23-Meister Constantin Preis (VfL Sindelfingen) auch den DM-Titel bei den Erwachsenen über 400 Meter Hürden. Die Siegerzeit wird er mit gemischten Gefühlen betrachtet haben: 49,32 Sekunden – persönliche Bestzeit und deutsche Jahresbestzeit, aber um zwei Hundertstel an der WM-Norm für Doha vorbei. Wie der Sieger hatte schon Luke Campbell ausgesehen, dem nach einem rasanten Start am Ende jedoch die Kraft ausging. Silber für den Titelverteidiger mit 49,56 Sekunden. Bronze holte sein Trainings- und Vereinskollege Joshua Abuaku (49,75 sec). Mit dem Berliner Emil Agyekum (49,99 sec) blieb ein vierter Athlet erneut unter 50 Sekunden.

Eins stand schon vor dem Finale über 400 Meter flach fest. Der Sieger wird nicht wie in den vergangenen drei Jahren Johannes Trefz (TSV Gräfelfing) heißen. Der Triple-Sieger sagte seinen DM-Start am Freitag verletzungsbedingt ab. Der Weg war frei für einen neuen Deutschen Meister. Und diese Gelegenheit nutzte U23-Staffel-Europameister Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), der auf der Zielgeraden den Turbo zündete und sich den Sieg nicht mehr nehmen ließ. Erstmals blieb er unter der magischen 46-Sekunden-Marke und holte sich in 45,86 Sekunden den Titel. „Ich wusste, dass es schnell werden kann. Aber mit einer Medaille habe ich nicht geliebäugelt“, sagte Manuel Sanders. Auf den weiteren Plätzen folgten Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,12 sec) und Tobias Lange (TSV Bayer 04 Leverkusen; 46,27 sec).

Steven Müller beendet Wattenscheider Siegesserie

Im Halbfinale über 200 Meter hatte Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach) die WM-Norm für Doha mit Bestzeit von 20,42 Sekunden nur um zwei Hundertstel verfehlt, im Finale wurde es nicht ganz so schnell. Aber schnell genug für den Titel. Er holte in 20,63 Sekunden den Sieg, der seit 2011 erstmals nicht an den TV Wattenscheid in Form von Julian Reus oder Robin Erewa ging, die beide verletzt nicht angetreten waren. Silber gewann Patrick Domogala (MTG Mannheim; 20,77 sec) in Saisonbestzeit. Zu Bronze rannte der U20-Vize-Europameister Elias Goer (Sprintteam Wetzlar) mit neuer Bestmarke von 20,88 Sekunden.

„Es fühlt sich super, dass ich meine Qualität hier bestätigen konnte und den Titel geholt habe, nachdem es letztes Jahr bei der EM überhaupt nicht lief“, sagte Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) nach dem Finale über 800 Meter. Die letzten Jahre hatte sich der 23-Jährige als Mitfavorit im Freien bei dem ein oder anderen Rennen um den Titel verpokert. Diesmal sollte es für den Jahresschnellsten, der auch als Einziger die WM-Norm erfüllt hat, für den Sieg reichen. Von der Spitze bestimmte er den Lauf und fuhr nach 1:47,22 Minuten seinen ersten DM-Titel im Sommer ein. Es folgte auf Rang zwei Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 1:47,48 min). Der Meister von 2016 bis 2018, Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg; 1:48,01 min) musste sich mit Bronze begnügen.

Erster DM-Titel für Amos Bartelsmeyer

Pech hatte im Rennen über die 1.500 Meter Titelverteidiger Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald), der auf der letzten Runde in einen Sturz verwickelt war. Dadurch musste sich der Sieger der letzten drei Jahre wieder rankämpfen, der Zwischenfall hatte zu viel Kraft gekostet. Mit dem Trainingsrückstand, den der 27-Jährige nach Verletzungsproblemen noch dazu hatte, blieb ihm in einem langsamen Lauf im Schlussspurt gegen starke Konkurrenz nur der vierte Rang.

Das Rennen machte der Jahresschnellste Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt; 3:56,34 min). Der Hallen-EM-Sechste über 3.000 Meter mit deutsch-amerikanischen Wurzeln holte seinen ersten DM-Titel vor dem Deutschen U23-Meister Marc Tortell (TV Rendel3:56,76 min) und U23-Crossmeister Jens Mergenthaler (SV Winnenden; 3:56,81 min). „Es ist ein unglaubliches Gefühl, den Titel gewonnen zu haben, ich bin sehr glücklich. Schade, dass ein Sturz dabei war, so will man nicht unbedingt gewinnen“, sagte der Sieger vor 34.350 Zuschauern.

Das Finale über 5.000 Meter gingen die Läufer mit typischem Meisterschaftstempo an, das Tempo machte von Anfang bis fast zum Ende Amanal Petros (TV Wattenscheid 01). Richtig schnell wurde es erst als die Glocke zur letzten Runde ertönte. Dann beschleunigte der Wattenscheider. Im Schlepptau Richard Ringer (LC Rehlingen) und Deutsch-Amerikaner Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt), die beide die WM-Norm in der Tasche haben. Das Trio setzte sich immer weiter von seiner Verfolgern ab. Auf der Zielgeraden setzte Richard Ringer (14:01,69 min) dann zum Überholmanöver an und zog an Petros (14:09,99 min) vorbei zu seinem fünften DM-Titel über diese Distanz. Auch Parsons (14:02,38 min) schob sich noch vorbei und gewann Silber.

Leipziger Staffel hält Sprintteam Wetzlar in Schach

Im vierten Zeitendlauf über 4×100 Meter waren die schnellsten Staffeln am Start. Dicht zusammen lagen die Teams vom SC DHfK Leipzig und vom Sprintteam Wetzlar beim letzten Wechsel: Ins Rennen gingen als Schlussläufer der Deutsche 100 Meter-Meister Michael Pohl und ein Stück vor ihm der Leipziger Marvin Schulte, der den Staffelstab nach 39,02 Sekunden als Erster ins Ziel brachte. An den Positionen eins bis drei hatten seine Vereinskollegen Felix Straub, Niels Giese und Roy Schmidt vorgelegt. „Das war ein geiles Rennen, eine super Stimmung, wir sind mehr als happy mit dem Titel“, sagte Felix Straub.

Silber ging an das Sprintteam Wetzlar in 39,17 Sekunden, das neben Pohl mit Yanic Berthes, Einzel-Vizemeister Kevin Kranz und U20-Staffel-Europameister Elias Goer stark aufgestellt war. Der TV Wattenscheid (39,68 sec) ging nach fünf Siegen in Folge diesmal leer aus. Schneller als die Drittplatzierten des vierten Laufs war der VfB Stuttgart (39,66 sec) als Sieger im Rennen zuvor. Philipp Corucle, Alexander Czysch, Moritz Riekert und Weitsprung-Meister Fabian Heinle kamen im Gesamtklassement auf den Bronzerang.

Eine weitere Verbesserung ihres deutschen U20-Rekordes gelang dem jungen Quartett der LG Stadtwerke München mit Yannick Wolf, Fabian Olbert, Florian Knerlein und Vincente Graiani. Das Team war als Fünfter des letzten Laufs und Gesamt-Sechster mit 40,33 Sekunden nochmal 17 Hundertstel schneller als beim Rekordlauf der Jugend-DM in Ulm.

Raphael Holzdeppe zurück an der Spitze

Bei 5,51 Meter war nur noch das Top-Trio mit bereits erfüllter WM-Norm im Stabhochsprung-Wettbewerb – Titelverteidiger Bo Kanda Lita Baehre, Studenten-Vize-Weltmeister Torben Blech (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) und Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) meisterten die Höhe im ersten Versuch. Bei 5,61 Meter schied Blech aus und gewann Bronze, sein Vereinskollege flog im zweiten Anlauf drüber, Holzedeppe ließ aus.

Dann lagen im Kampf um den Meistertitel direkt 5,71 Meter auf, die Lita Baehre im zweiten Versuch überflog. Nach zwei Fehlversuchen hob sich Holzdeppe den dritten Sprung für die 5,76 Meter, um noch eine Chance auf den Titel zu haben und er sprang ganz nervenstark drüber. Es sollte der Gold-Sprung sein, denn sein Kontrahent schaffte diese Etage nicht und holte Silber. Allein im Wettbewerb legte Holzdeppe 5,90 Meter auf – eine Region, die er in seinen stärksten Jahren oft im Griff hatte, aber diesmal nicht machbar war. Mit einem Rückwärtssalto auf der Matte feierte der 29-Jährige seinen zweiten DM-Titel im Freien.

„Bo erinnert mich ein bisschen an mich von früher, man kommt als Junger rein und mischt auf einmal die Elite auf. Ich glaube, sein Weg ist noch nicht zu Ende“, sagte Raphael Holzdeppe über seinen zehn Jahre jüngeren Konkurrenten, der dem Sieger ebenfalls Respekt zollte. „Rapha ist eine Person, zu der ich aufgeschaut habe, er hat einen WM-Titel geholt und war international erfolgreich. Es ist ein Ansporn gegen ihn im Wettkampf zu springen und zu gewinnen, das heute hat heute nicht geklappt, aber so ist das“, meinte Bo Kanda Lita Baehre. Beide genossen die Sprung-Show vor den zahlreichen Zuschauern im Olympiastadion.

Max Heß kontert bei Saisonstart im richtigen Moment

Richtig spannend wurde der Dreisprung-Wettbewerb nach dem fünften Versuch von Felix Wenzel. Der Athlet vom SC Potsdam landete bei 16,01 Meter – und damit bei genau der Weite, mit der Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) bislang geführt hatte. Denn Wenzel setzte sich dank des besseren zweiten Sprungs an die Spitze und der Chemnitzer hatte nur noch eine letzte Chance zu kontern.

Die Situation pushte den Deutschen Hallen-Rekordler und er steigerte sich auf 16,50 Meter. Max Heß jubelte vor sehr gut besetzten Zuschauerrängen auf der Gegengeraden über DM-Gold. „Im Endeffekt habe ich mich vorher keinen Druck gemacht, weil es mein erster Wettkampf war. Der Rücken ist noch ein bisschen gefährdet, aber ich habe den Wettkampf gut überstanden“, sagte der Meister, der nach einem Bandscheibenvorfall erst jetzt in die Saison gestartet war. Bronze gewann Felix Mairhofer (TSG Weinheim; 15,31 m).

Im Hochsprung sicherte sich Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) an seiner Erfolgsstätte der Heim-EM seinen dritten Meistertitel in Folge. Es genügten 2,22 Meter. Eine Höhe, die den Sieger nicht zufrieden stellte. „Der Wettkampf lief heute besser als die Wettbewerbe zuletzt. Aber irgendwie habe ich momentan einen Knoten im Knopf, der noch platzen muss“, sagte der Leverkusener. Auf den Silberrang sprang Hallen-EM-Finalist Falk Wendrich (LAZ Soest) mit 2,19 Metern. Die Bronzemedaille holte sich der Dresdner Bastian Rudolf (2,10 m).

Speerwerfer drehen erst im letzten Durchgang auf

Von den angekündigten Top-Speerwerfern konnte einer nicht antreten. Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) verletzte sich beim Aufwärmen und musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. So war es überraschend der Mainzer Julian Weber, der mit 83,96 Meter aus dem ersten Versuch bis zum letzten Durchgang in Führung lag. Erst seinen letzten Wurf konnte Vize-Europameister Andreas Hofmann (MTG Mannheim) dazu nutzen, seinen Titel zu verteidigen. Sein Speer flog auf 87,07 Meter, die erste richtige Spitzenweite des Tages. „Der Wettkampf war für mich eine schwere Geburt“, sagte der alte und neue Meister aus Mannheim.

Andreas Hofmann verteidigt seinen Titel – Foto: DLV/Dirk Gantenberg

Die Steigerung seines Konkurrenten nahm Weber ebenfalls als Ansporn, sich zu verbessern und legte 86,60 Meter nach. Damit untermauerte der 24-Jährige seinen Silberplatz. „Ich bin megazufrieden, es hat viel Spaß gemacht“ erzählte Julian Weber. „Ich hatte teilweise Probleme mit dem Fuß, aber es hat trotzdem funktioniert. Ich bin froh über jeden Wettkampf, den ich machen kann. Ich bereite mich jetzt auf alles vor, was in dieser Saison noch kommen kann.“

Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena), für den der Fokus vor allem auf den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan) liegt, wurde mit 82,70 Metern Dritter. Nicht über 80 Meter sollte es für 89 Meter-Werfer Bernhard Seifert (SC Potsdam; 79,32 m) gehen, Platz vier.

Carolina Krafzik rennt völlig überraschend WM-Norm

Was für eine Überraschung im Finale über 400 Meter Hürden! Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) führte das Feld auf der Zielgeraden deutlich an und lief nach einem perfekten Rennen in 55,64 Sekunden als Siegerin ins Ziel. Dort konnte sie ihr Glück kaum fassen. Sie hat soeben ihre Bestzeit um zwei Sekunden gesteigert und die WM-Norm für Doha (56,00 sec) als erste deutsche Langhürdlerin unterboten – nur die Stabilitätsnorm (56,50 sec) fehlt ihr noch.

Knapp an der ersten WM-Norm vorbei schrammte dahinter Olympia-Teilnehmerin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke München; 56,26 sec). Schnell war auch Bronzemedaillengewinnerin Christine Salterberg (LT DSHS Köln), die sich mit neuer Bestzeit von 56,57 Sekunden hauchdünn Djamila Böhm (ART Düsseldorf; 56,58 sec) im Kampf um den dritten Podestplatz durchsetzte.

Tatjana Pinto holt das Sprint-Double

Tatjana Pinto (LC Paderborn), die sich in persönlicher Bestleistung von 22,65 Sekunden den Titel über 200 Meter holte, machte das Sprint-Double nach ihrem 100 Meter-Sieg am Meisterschaftswochenende perfekt. Dahinter stürmte Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF) auf Platz zwei. Wie schon am Vortag über die 100 Meter erfüllte sie auch über diese Strecke die nächste WM-Norm. Sie blieb mit 22,88 Sekunden deutlich unter dem geforderten Richtwert. Bronze gewann Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 23,14 sec).

Den Sieg über 400 Meter flach holte sich mit neuer deutscher Jahresbestzeit ebenfalls unerwartet Luna Bulmahn (VfL Eintracht Hannover). Als Dritte der Jahresbestenliste angereist, konnte sie auf der Zielgeraden die entscheidende Attacke setzen und sich vom dicht zusammenliegenden Feld absetzen. „Ich bin sprachlos. Als Titelkandidatin habe ich micht nicht gesehen, aber als Medaillenkandidatin“, sagte die neue Meisterin. Auch unter 53 Sekunden blieb als Zweite Karolina Pahlitzsch (SV Preußen Berlin; 52,87 sec). Es folgte die Kölnerin Nelly Schmidt (53,21 sec), die sich im Wettsreit um Bronze gegen Titelverteidigerin Nadine Gonska (MTG Mannheim; 53,31 sec) behaupten konnte.

Christina Hering entscheidet Duell der Münchnerinnen

Die Protagonistinnen des 800 Meter-Finals hatten sich im Vorfeld abgesprochen, gemeinsam einen Angriff auf die WM-Norm (2:00,60 min) zu starten und sich beim Tempomachen abzuwechseln. Im Rennen waren die Trainings- und Vereinskolleginnen Katharina Trost und Christina Hering (beide LG Stadtwerke München) dann Konkurrentinnen. Während Trost bei der Hallen-DM im Foto-Finish den Titel geholt hatte, war es im Olympiastadion Hering die den stärkeren Endspurt hatte und in 2:01,37 Minuten Gold holte.

„Ich bin total froh, dass ich wieder ganz oben stehen darf. Die Zeit ist nicht schlecht“, sagte Christina Hering über ihren vierten Sieg in Folge und das verpasste Ziel der Norm. Silber holte dahinter Katharina Trost (2:01,68 min). „Ich freue mich auch über Silber, es ist meine erste DM-Medaille im Freien bei den Erwachsenen“, sagte die Vizemeisterin. Mareen Kalis (2:04,81 min) machte als Dritte den Münchner Dreifach-Erfolg perfekt.

Sie hat großartig gekämpft, lief die 1.500 Meter von vorne weg: Caterina Granz (LG Nord Berlin) versuchte alles, um die WM-Norm (4:06,50 min) vor Heim-Publikum noch anzugreifen. Angepeitscht von 34.350 Zuschauern rannte sie dem Ziel entgegen – mit dem Blick auf die Uhr. Es sollte nicht reichen. Als Trost holte sich die Studenten-Weltmeisterin ihren ersten DM-Titel in 4:08,91 Minuten. Und es gab aufmunternden Applaus der Berliner Zuschauer. Die Zweit- und Drittplatzierte Vera Coutellier (ASV Köln; 4:13,35 min) und Johanna Christine Schulz (SC Rönnau 74; 4:13,47 min) verbesserten ihre Bestleistungen.

Gesa Felicitas Krause mit starkem Solo

Ihre nationale Überlegenheit demonstrierte Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) mit einem Solo-Lauf von vorne im Finale über 3.000 Meter Hindernis. Nach 9:28,45 Minuten war der fünfte DM-Titel in Serie perfekt. „Es war grandios wie immer im Olympiastadion, ich liebe es hierher zukommen, das Publikum hat mich beflügelt“, bedankte sich die 27-Jährige für die Standing Ovations auf den letzten Runden.

An das Stadion hat sie beste Erinnerungen: Vor zwei Jahren lief sie hier beim ISTAF deutschen Rekord, letztes Jahr verteidigte sie ihren EM-Titel. „Mit der Stimmung bin tausendprozentig zufrieden, mit der Zeit nicht ganz“, meinte Gesa Krause. Wäre sie doch nach ihrem mehrwöchigen Trainingslager in St. Moritz (Schweiz) gerne noch etwas schneller gelaufen. Mit 26 Sekunden Rückstand sicherte sich Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg; 9:54,72 min) die Silbermedaille. Zu Bronze lief vor Heim-Publikum Agnes Thurid Gers (SCC Berlin; 9:55,39 min).

MTG Mannheim verteidigt ihren Titel

Die Titelverteidigung ist geglückt. Die favorisierten Sprinterinnen von der MTG Mannheim holten sich erneut den DM-Sieg über die 4×100 Meter. In der Aufstellung Katrin Wallmann, Lisa Nippgen, Nadine Gonska und Schlussläuferin Jessica-Bianca Wessolly lief das Quartett in 43,92 Sekunden als Erstes über die Ziellinie. „Wir sind happy, dass es geklappt hat. Das gibt uns Rückenwind für unsere Läufe später“, sagte 400 Meter-Gold-Kandidatin Nadine Gonska. „Ich freue mich, dass so viele Zuschauer zum Anfeuern gekommen sind“, meinte 200 Meter-Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly.

Auf Platz zwei rannte der TSV Bayer 04 Leverkusen (44,21 sec) mit Yasmin Kwadwo, Jennifer Montag sowie den Siebenkämpferinnen Anna Maiwald und Mareike Arndt. Die Bronzemedaille sicherte dem LC Paderborn (44,62 sec) mit einem rasanten Endspurt noch die frisch gekürte Deutsche 100 Meter-Meisterin Tatjana Pinto. Wie schon bei den Männern verpasste die Staffel-Hochburg des TV Wattenscheid (Platz fünf), die auf Keshia Kwadwo verzichten musste, dieses Jahr eine Medaille.

Malaika Mihambo fliegt auf 7,16 Meter

Eigentlich lief das Finale im Weitsprung für Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) gar nicht nach Plan. Nach zwei ungültigen Versuchen, brauchte die Weltjahresbeste erstmal eine gültige Weite, um im Endkampf weitere drei Versuche zur Verfügung zu haben. Es folgten nervenstark 6,76 Meter. Nach mäßigen Resultaten in Runde fünf und sechs traf die Europameisterin im letzten Durchgang den stärksten Sprung ihrer Karriere und flog bis auf 7,16 Meter. Den Meisterschaftsrekord von Weitsprung-Legende Heike Drechsler aus dem Jahr 1992 verpasste sie nur um fünf Zentimeter.

„Ich bin nicht sehr gut in den Wettkampf gekommen, aber ich habe gewusst, es geht noch mehr“, sagte die Siegerin. „Es ist ein cooles Gefühl, zu wissen, dass man die Nummer eins der Welt ist. Ich weiß, dass ich gute Chancen für die Weltmeisterschaften habe und freue mich darauf.“ Zu Silber sprang Merle Homeier (VfL Bückeburg; 6,42 m), zu Bronze U20-Weltmeisterin Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC; 6,29 m). Vierte wurde mit dem falschen Sprungbein nach ihrer schweren Verletzung Olympiateilnehmerin Alexandra Wester (ASV Köln; 6,27 m).

Kristin Pudenz löst WM-Ticket

Sie hat endlich ihren Startplatz bei einer großen internationalen Meisterschaft sicher. Aufgrund der starken Konkurrenzsituation der deutschen Diskuswerferinnen hatte Kristin Pudenz (SC Potsdam) in den vergangenen Jahren trotz erfüllter Norm EM und WM stets verpasst. In Berlin hatte sie nun ihre Chance genutzt und sich mit bestätigter WM-Norm und neuer Bestleistung von 64,37 Meter den Meistertitel geholt.

Zwei weite ungültige Würfe hatte Vize-Europameisterin Nadine Müller (SV Halle), die mit 63,99 Meter Silber gewann und sich so für einen WM-Startplatz in eine gute Position brachte. Fünf Athletinnen hatten im Vorfeld die 1. WM-Norm (61,20 m) in dieser Disziplin erfüllt. Mit der EM-Dritten Shanice Craft (MTG Mannheim; 63,22 m) kam als DM-Bronzemedaillengewinnerin noch eine sechste Diskuswerferin dazu. Die Jahresbeste Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 60,85 m) wurde hinter der viertplatzierten Leverkusenerin Marike Steinacker (62,61 m) nur Fünfte. Platz sechs belegte Anna Rüh (SC Magdeburg; 60,79 m).

Die Ehrenrunde vor den gut besetzten Tribünen ließ sich Christina Schwanitz freudestrahlend und winkend nicht nehmen. „Ich bin mehr gelaufen als beim Warmmachen“, sagte sie lächelnd und zeigte sich von der Kulisse mehr als angetan. Soeben hatte sich die Kugelstoßerin des LV 90 Erzgebirge ihren siebten Meistertitel erkämpft. Dafür reichten der 33-Jährigen Stöße über die 18-Meter-Marke. Gepusht von dem fantastischen Publikum im Rücken wuchtete die EM-Zweite im letzten und sechsten Versuch die Kugel auf 18,84 Meter und kratzte dabei an der 19-Meter-Marke, die sie in dieser Saison schon übertroffen hat. Auf den weiteren Plätzen folgten Sara Gambetta (SV Halle; 17,95 m) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 17,83 m).

Charlene Woitha gewinnt ihr Heimspiel

Unter den Augen von Deutschlands Top-Hammerwerferin der vergangenen Jahre Betty Heidler, die ihre Karriere 2016 beendet hat, fand das Finale im Hammerwurf statt. Die ehemalige Weltrekordlerin wünschte der Favoritin Charlene Woitha (SCC Berlin) einen starken Wurf. Mit 67,57 Meter kam die Berlinerin in der dritten Runde nahe an ihre Saisonbestleistung heran und holte Gold vor Carolin Paesler (TSV Bayer 04 Leverkusen; 66,38 m).

„Ursprünglich hatte ich vor, hier WM-Norm [71,00 m] zu werfen. Allerdings habe ich mich gestern erkältet“, sagte Charlene Woitha. „Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, nicht zu starten. Aber ich bin froh, dass ich doch angetreten bin.“ Bronze gewann die U20-Vize-Europameisterin Samantha Borutta (TSG Mutterstadt). Die 18-Jährige fackelte im Ring nicht lange und schleuderte ihr Gerät auf 62,40 Meter.

Mediendirektor Peter Schmitt
Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV) – Pamela Lechner

author: GRR