Das erfolgreiche deutsche Team: (v.lks.): - Torben Blech, Malaika Mihambo, Lisa-Marie Kwayie und Kevin Kranz. - Foto: Horst Milde
Leichtathletik-Länderkampf „Berlin fliegt“ 2019 auf dem Flughafen Tempelhof! Deutsches Team fliegt zur Titelverteidigung
Im Oktober 2008 war auf dem früheren Flughafen Tempelhof in Berlin das letzte Mal ein Flugzeug abgehoben.
Elf Jahre später kam dort am Samstagnachmittag nun auch Weitspringerin Malaika Mihambo ins Fliegen, passend zur Location und zum Spitznamen, den sie sich nach ihrer jüngsten Steigerung auf 7,07 Meter in Rom (Italien) verdient hat: Boeing 707.
An der Stätte ihres größten Triumphs, des Europameistertitels in Berlin 2018, war die Weitspringerin der LG Kurpfalz bei der neunten Auflage von „Berlin fliegt!“ wieder einmal die herausragende Athletin. Mihambo sprang gleich im ersten Durchgang des Vierländerkampfes 6,89 Meter – eine Weite, die an diesem Tag keine andere Springerin, auch nicht die viermalige Weltmeisterin Brittney Reese (USA; 6,68 m), mehr übertreffen konnte.
Malaika Mihambo vor ihrem Versuch – Foto: H0rst Milde
Damit legte die 25-Jährige zugleich den Grundstein für die erfolgreiche Titelverteidigung des DLV-Teams. Deutschland mit Malaika Mihambo, Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) und Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde) siegte mit 24 Punkten vor Großbritannien (23), den USA (15) und China (12) und sicherte sich damit wie im Vorjahr eine lukrative Siegerprämie in Höhe von 24.000 Euro.
Torben Blech mit dem höchsten Sprung des Tages
Am Ende lag es jedoch an Stabhochspringer Torben Blech, den Triumph perfekt zu machen. Der Leverkusener musste unbedingt höher springen als sein britischer Rivale Harry Coppell (5,42 m) und erledigte diese Aufgabe mit Bravour. Im letzten Versuch sprang er nervenstark über 5,53 Meter und sorgte damit für die beste Leistung des Tages. „So viele Steine werden wir hier gar nicht finden, die mir da vom Herzen gefallen sind“, sagte er anschließend.
Torben Blech mit dem höchsten Sprung des Tages – Foto: Horst Milde
In diesem Jahr waren die Regeln von „Berlin fliegt!“ für den Stabhoch- und den Weitsprung verändert worden: Anstatt für jeden Versuch wurden Punkte nur noch für die individuell beste Leistung jedes Athleten vergeben. So konnten vor allem die Weitspringerinnen etwas mehr riskieren als in den Vorjahren. Für die Stabhochspringer blieb jedoch die Besonderheit, dass sie sich vor jedem Durchgang ihre Höhe aussuchen konnten – ohne zu wissen, was die Konkurrenz auflegen lässt. Dieser besondere Modus sorgte für Spannung bis zum letzten Versuch.
„Großartiges Event an einem historischen Ort“
Im Sprint über 100 Meter wurden jeweils zwei Läufe ausgetragen, die beide in die Wertung kamen. Bei den Männern war im ersten Lauf der Amerikaner Cameron Burrell (10,18 sec) der Schnellste, Sohn von Ex-Weltmeister Leroy Burrell. Den zweiten Lauf gewann der Brite Harry Aikines-Aryeetey (10,11 sec), der seinen Sieg danach erst einmal mit einem ausgelassenen Tänzchen auf der blauen Bahn feierte. „Das ist ein großartiges Event an einem historischen Ort“, meinte er. Und auch Leroy Burrell meinte: „Wenn man die Leichtathletik als Straßenevent aufziehen will, dann so und nicht anders.“
Der einstige US-Topsprinter und Olympiasieger Leroy Burrell (lks). Er betreut seinen Sohn Cameron Burrell.
Der Deutsche Meister Kevin Kranz rannte in beiden Rennen auf Platz drei, im schnelleren zweiten Lauf wurden 10,29 Sekunden für ihn gestoppt.
Bei den Frauen wurde Lokalmatadorin Lisa-Marie Kwayie zweimal Dritte. Nachdem schon die 11,33 Sekunden aus dem ersten Lauf Saisonbestleistung bedeutet hatten, konnte sie sich bei ihrem zweiten Auftritt sogar auf 11,28 Sekunden verbessern – persönliche Bestleistung und lediglich drei Hundertstel über der Norm für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober). „Ich bin auf dem richtigen Weg“, sagte sie freudestrahlend.

Den zweiten Lauf gewann der Brite Harry Aikines-Aryeetey (10,11 sec), der seinen Sieg danach erst einmal mit einem ausgelassenen Tänzchen auf der blauen Bahn feierte. – Foto: Horst Milde

Die 100 m der Frauen: (ganz lks) Ge Manqi (China): 11,17 sec – Lokalmatadorin Lisa-Marie Kwayie (Zweite v.r.) – Foto: Horst Milde
Mit den Deutschen Meisterschaften in Berlin am 3./4. August steht für die Sprinterin schon bald der nächste Höhepunkt in der eigenen Stadt an. Die Wettkämpfe im Rahmen von „Die Finals 2019“ werden dann im Olympiastadion ausgetragen.
Auch das ein ähnlich geschichtsträchtiger Ort wie der frühere Flughafen Tempelhof. Und die perfekte Bühne für weitere Höhenflüge und schnelle Zeiten.
Die kompletten Ergebnisse
100 Meter Männer, 1. Lauf
Cameron Burrell (USA): 10,18 sec
Harry Aikines-Aryeetey (Großbritannien): 10,20 sec
Kevin Kranz (Deutschland): 10,35 sec
Xu Zhouzheng (China): 10,38 sec
100 Meter Männer, 2. Lauf
Harry Aikines-Aryeetey (Großbritannien): 10,11 sec
Cameron Burrell (USA): 10,14 sec
Kevin Kranz (Deutschland): 10,29 sec
Xu Zhouzheng (China): 10,35 sec
100 Meter Frauen, 1. Lauf
Ge Manqi (China): 11,24 sec
Jodie Williams (Großbritannien): 11,33 sec
Lisa-Marie Kwayie (Deutschland): 11,33 sec
Javianne Oliver (USA): 11,42 sec
100 Meter Frauen, 2. Lauf
Ge Manqi (China): 11,17 sec
Jodie Williams (Großbritannien): 11,20 sec
Lisa-Marie Kwayie (Deutschland): 11,28 sec
Javianne Oliver (USA): 11,40 sec
Weitsprung Frauen
Malaika Mihambo (Deutschland): 6,89 m / X / 6,86 m / X*
Brittney Reese (USA): X / 6,68 m / 6,59 m / 6,60 m
Abigail Irozuru (Großbritannien): 6,34 m / 6,51 m / 6,40 m / 6,40 m
Zhong Jiawei (China): 6,07 m / 5,89 m / 5,95 m / 6,43 m
Stabhochsprung Männer
Torben Blech (Deutschland): X (5,32 m) / X (5,38 m) / O (5,39 m) / O (5,53 m)
Harry Coppell (Großbritannien): O (5,24 m) / X (5,37 m) / X (5,41 m) / O (5,42 m)
Scott Houston (USA): X (5,32 m) / X (5,33 m) / X (5,33 m) / X (5,33 m)
Huang Bokai (China): DNS**
*ungültiger Versuch
**nicht gestartet
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DLV – Philip Häfner
„Berlin fliegt“ auf dem Tempelhofer Feld – nach Stationen am Brandenburger Tor und am Roten Rathaus am Fernsehturm – war ein Erfolg.
Läuferinnen und Läufer haben das Tempelhofer Feld schon lange erobert, zudem finden die Laufmessen des BERLIN-MARATHON und des Berliner Halbmarathon in den Hallen des Flughafen statt. Der Versuch jetzt auch Sprinter und Springer „anzusiedeln“ kann als geglückt angesehen werden. Es waren wohl nicht soviel Zuschauer wie zuletzt vor dem Roten Rathaus, es fehlten die vielen Touristen von Berlin-Mitte, die dort durch flotte Musik angelockt wurden, außerdem hatten gerade die Ferien in Berlin begonnen.
Eine Werbung für das Event war in einigen Zeitungen überhaupt nicht zu lesen, auch die großartigen Leistungen waren u.a. dem Berliner TAGESSPIEGEL gerade mal winzige 11 Zeilen wert. Leider war auch der Zugang durch die imposante Abflughalle nicht möglich, insofern mussten die Zuschauer einen langen Umweg über einen Nebeneingang in Kauf nehmen. Aber wie immer in Berlin, das Publikum feierte die Athleten und Athletinnen mit viel Beifall.
Die Wiederholung von „Berlin fliegt“ am historischen Ort in 2020 sollte hoffentlich möglich sein.
Horst Milde
Das gesamte deutsche Team – mit DLV Präsident Kessing, Organisator Frank Lebert und Berlins Sport-Staatssekretär Dzembritzki (ganz r.) – Foto: Horst Milde
Das Team der USA – Foto: Horst Milde
Das Team von Großbritannien – Foto: Horst Milde
Das dezimierte Team von China – Foto: Horst Milde
Torben Blech vor seinem Versuch – Foto: Horst Milde

Torben Blech im Interview nach seinem geglücktem Siegessprung – Foto: Horst Milde
Malaika Mihambo- Foto: Horst Milde
Brittney Reese (USA) – Foto: Horst Milde
Der glückliche 100-m Sieger Harry Aikines-Aryeetey (Großbritannien): 10,11 sec – Foto: Horst Milde
Leroy Russell Burrell (USA), Weltrekordler, Olympiasieger 4x100m Staffel (Barcelona 1992) – etwas fülliger geworden – betreut seinen schnellen Sohn – Foto: Horst Milde
Die Laufbahn und Stabhochsprunganlage auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof – Foto: Horst Milde
Die superschnelle 100-m Laufbahn auf dem Tempelhofer Feld – Foto: Horst Milde
Der ISTAF-Werbebus mit der Werbung für den 1. September 2019 – Foto: Horst Milde
Der DLV-Blow-up-Eingang zu „Berlin fliegt“ – Foto: Horst Milde
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