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11
06
2019

Die Sieger - Henry Wanyoike mit seinem Guide Paul Wanyoike - Foto: Manfred Templin

Henry gewinnt – Impressionen vom 11. Run of Spirit in Berlin-Spandau am Pfingstmontag, 10. Juni 2019 von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Beim Zürich-Marathon vor sechs Wochen war Henry Wanyoike mit seinem Guide Paul Wanyoike 2:00:30 Stunden schneller als ich, gestern waren es beim 10-km-Lauf 00:27:20 Minuten.

„Er ist einer der schnellsten blinden Läufer der Welt, er hält den Weltrekord über 5000 und 10.000 m. Seine Marathon-Bestzeit liegt bei 2:31:31. Er gewann dreimal paralympisches Gold und einmal Bronze.“ (Quelle: https://www.nzz.ch/sport/als-blinder-laeufer-am-zuerich-marathon-ich-sehe-das-ziel-ab-kilometer-30-ld.1477675)

Gestern war Pfingstmontag und zum elften mal lud das Evangelische Johannesstift zum Run of Spirit ein. Eine Inklusionsveranstaltung der besonderen Art. Fast 600 Sportler*innen waren in neun verschiedenen Kategorien am Start.

Das Motto: Es gibt keinen Grund nicht zu laufen.

Besonders beeindruckend sind immer wieder die Wettkämpfe für Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Ihre Gesichter strahlen Begeisterung und Freude aus.

Die Rollstuhlfahrer/-innen – Foto: Manfred Templin

An den Strecken stehen wie jedes Jahr trotz der Hitze wieder viele Menschen, die bei der fast volksfestartigen Stimmung die Sportler*innen alle anfeuern. Beim Hauptlauf über zehn Kilometer sind vier Runden durch das Geländes des Johannesstiftes zu absolvieren. Ein Stück geht auch durch den Spandauer Forst. Hier ist der Weg liebevoll gefegt und alle Wurzeln sind mit Leuchtfarbe markiert. Um so beeindruckender ist es, wie Henry und andere Läufer*innen mit Sehbehinderung dieses Stück bewältigen. Alle haben einen Guide an der Seite.

In der Neuen Zürcher Zeitung hat Henry in einem Interview seinem Guide Paul eine echte Würdigung zuteil werden lassen: „Ist es schwierig, jemanden zu finden, der so schnell ist wie Sie? Früher schon. Heute habe ich Paul, meinen Freund. Wir schaffen es zusammen vom Start bis zum Ziel, früher wechselte ich die Guides während eines Marathons. Paul holt mich jeden Morgen zum Training ab. Er weiss alles über mich, wie ich mich fühle, meine Launen. Sind Sie Freunde? Wir sind sehr gute Freunde. Eigentlich ist er mehr ein Bruder für mich. Er opfert seine Zeit, um mit mir zu sein. Sie trainieren nie allein? Nein. Ich muss immer mit Paul sein. Und wir haben eine Gruppe von Läufern, die mit uns trainieren.“ (Quelle: s.o.)

Mein großer Respekt gilt allen Guides, die auf ihren eigenen Lauferfolg verzichten, um einen anderen Menschen bei ihren sportlichen Erfolgen zu unterstützen. Henry war bei allen elf Run of Spirits am Start.

Gestern hat es zum ersten Mal geklappt: SIEGER! Gemeinsam mit Paul nehmen sie den großen Pokal in die Hände!

Henry Wanyoike (m) mit seinem Guide Paul Wanyoike und Dr. Erdmute Nieke – Foto: Manfred Templin

Wahrscheinlich war ihm die Berliner Frühsommerhitze hilfreich. Denn beim Foto vor dem Lauf haben wir über das Wetter philosophiert. Zürich war ihm zu kalt. Die Hitze mag er  – ich nicht. Aber wie auch immer das Wetter sein wird, Henry wird immer schneller laufen als ich.

Hoffentlich im nächsten Jahr zu Pfingsten wieder in Berlin.

Dr. Erdmute Nieke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR