Die erfolgreichen deutschen Läuferinnen (alle im Trikot der LG Welfen) mit v.l. Marie-Luise Heilig-Duventäster, Brigitte Hoffmann und Uschi Bergler. Foto: Wilfried Raatz/ wus-media
12mal Gold für deutsche Berglauf-Masters – Nur Gastgeber Tschechien war in Janské Lázně 2019 geringfügig stärker im Wettbewerb der Nationen – Wilfried Raatz berichtet
Einträgliches Geschäft mit den reisefreudigen Mastersläufern bringt den Dachverbänden keine Ausrichter-Engpässe
Der tschechische Kurort Janské Lázně (Johannesbad) im Riesengebirge ist in Sachen Berglauf eine exzellente Adresse, denn die Organisatoren nahe der Läuferhochburg Upice konnten unter anderem schon 2013 die Berglauf-Weltmeisterschaften austragen.
Dass natürlich die jeweiligen Gastgeber alles dransetzen, die Nationenwertung durch Mobilisierung aller läuferischen Kräfte zu gewinnen, liegt auf der Hand. So auch bei den Europameisterschaften am letzten Mai-Wochenende in Janské Lázně. Mit jeweils sechsmal Gold lag man in der Einzelwertung noch gleichauf mit Deutschland, in der Teamwertung durften sich die Tschechen über 10 Goldmedaillen freuen, während die deutschen Bergläufer sicherlich nicht zuletzt durch die fehlende Masse in den einzelnen Wertungsklassen „nur“ sechsmal auf dem obersten Siegerpodest standen.
Beginnen wir den Überblick bei den Frauen.
Hier ist die Dauerabonnentin auf Gold, die für die LG Welfen startende Marie-Luise Heilig-Duventäster, eine Bank. Nach 55:35 Minuten überquerte die 58jährige als Europameisterin der W55 die Ziellinie, 32 Sekunden zurück die frühere (Frauen-)Weltmeisterin Izabela Zatorska (56:07).
Weitere Titel gab es auf der 8,6 km langen Strecke mit 650 Höhenmetern durch Kerstin Esterlechner (W35), die mit 49:08 Minuten die Tagesbestzeit bei den Mastersläuferinnen fixierte sowie durch Irmgard Olma (W70/ 1:14:37). Silber holten zudem Monica Carl (W45), Elke Keller (W50), Christine Sachs (W60) und Karin Risch (W70), zudem Uschi Bergler (W60) eine Bronzemedaille.
In den Teamwertungen holten die Gastgeber sechs von acht Goldmedaillen, die beiden „restlichen“ gingen an Deutschland (W35 und W60).
Dreimal Gold gab es auch bei den Männern.
Allen voran Edwin Singer (LG Allgäu), der die M35-Kategorie in 41:39 Minuten vor dem einheimischen Ass Petr Péchek (41:59) gewinnen konnte. Auch M45-Sieger Olaf Schober (WSV Otterskirchen) blieb mit 41:53 noch unter der 42-Minuten-Marke. Den dritten Titel sammelte für den DLV Roland Wild nach 45:48 Minuten vor seinem Landsmann Frank Elsner (46:26) ein. Zwei Bronzemedaillen durften letztlich noch Jürgen Scherg (M55) und Richard Przybyla (M60) feiern. Viermal Gold gab es bei den Teams in den Wertungsklassen M45, M50, M55 und M60.
Reisefreudig sind die Mastersläufer, insbesondere die Deutschen, aber auch Briten, US-Amerikaner oder auch Italiener. Natürlich gibt es sie auch, die sogenannten Exoten, die es sich aus finanziellen Gründen leisten können, bei Welt- oder Europameisterschaften an den Start zu gehen. Sie reisen bis ans „Ende der Welt“, wenn es um Titel auf der Bahn, der Straße oder am Berg geht.
Ein Blick in die Annalen verrät, dass Masters äußerst unternehmungs- und reisefreudig sind, denn die Austragungsorte liegen bei den Titelkämpfen des Weltverbandes WMA nicht gerade um die Ecke wie Daegu (Südkorea), Perth (Australien), Sacramento (USA) oder Carolina (Puerto Rico) zeigten. So zählte man 2016 in Perth stolze 5000 Masters-Teilnehmer aus aller Welt.
2019 sind der Meisterschaftsplan keineswegs touristisch uninteressanter, wenn es in Venedig oder Gagliano del Capo in der italienischen Provonz Lecce um Sprint-, Sprung oder Laufmedaillen bzw. um Berglauf-Medaillen geht.
Bereits jetzt schon müssen die Masters allerdings etwas sparen, denn 2020 geht es nach Toronto (Kanada), 2021 nach Edmonton (Kanada), ehe 2022 mit Göteborg wieder ein Nahziel auf dem Reiseplan stehen wird.
Um es klar zu stellen, bezuschusst werden solche Fernreisen durch die nationalen Verbände keineswegs, selbst die nicht gerade günstigen Meldegebühren müssen die Masters selbst zahlen.
Kein Wunder also, wenn sich für die Ausrichtung von Masters-Titelkämpfen stets Ausrichter finden, denn der Ansturm auf die Hotel- und Pensionszimmer ist gesichert – und die Gastronomie freut sich über die willkommenen Lauftouristen mit dem sportlichen Ehrgeiz.
Wilfried Raatz