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Foto: Hannover Marathon
DER MARATHON-MANN UND DIE MÜLL-AKTIVISTEN – Von KLAUS BLUME
Dass ein Marathonläufer die Massen begeistert – das kennen sie nicht nur in Berlin. Dass aber ein Marathonläufer die Massen gegen sich aufbringt – das ist neu.
Derzeit zu beobachten auf der britischen Tour of Yorkshire, einer viertägigen Etappenfahrt für Rad-Profis. Dort wollen an die zehntausend Umweltschützer Tag für Tag gegen den 66-jährigen englischen Milliardär Jim Ratcliffe auf die Straße gehen. Von früh bis spät.
Weil Sir Jim, der begeisterte Ausdauersportler, der beim London-Marathon startete und zum Pol wanderte, sein Vermögen – etwa 24,5 Milliarden Euro – nämlich hauptsächlich mit der Herstellung jener Plastik-Verpackungen mehrt, die unsere Ozeane vermüllen.
Weil Sir Jim das jedoch nicht zu kümmern scheint, er aber zugleich ein Herz für den Ausdauersport hat, finanziert er ab sofort das umstrittene britische Rad-Team Sky. Nannte es flugs nach seinem fragwürdigen Plastik-Produzenten, nämlich Ineos, und brachte damit nicht nur die Aktivisten für eine saubere Umwelt, sondern zusätzlich die für einen sauberen Sport gegen sich auf.
Das Team Ineos, dessen Profis bis zum Wochenende noch für den amerikanischen Verleger Rupert Murdoch in die Pedale traten, gehörte nämlich schon unter dessen Ägide zu den merkwürdigsten Unternehmen im fragwürdigen Straßen-Radsport. Manchem in dieser abgeschotteten Szene erscheint die Equipe Sky-Ineos sogar wie Blaupausen jener Mannschaften, die einst der texanische Doping-Krösus Lance Armstrong ins Unglück führte.
Sechsmal gewannen die englischen Sky-Profis Bradley Wiggins, Chris Froome und Geraint Thoma die Tour de France – im Juli hofft Sir Jim auf den siebten Erfolg. Auf das dieser den Umsatz seines Plastik-Mülls vervielfache. Dass sich Favorit Froome auf der Spanien-Rundfahrt 2017 des Asthmamittels Salbutamol bedient hat, in unangemessen hoher Dosierung und von keinem Verband geahndet, scheint ihn nicht zu kümmern.
Es war zwar eine schallende Ohrfeige für den Anti-Doping-Kampf, doch Jim Ratcliffe und dessen Anwälte werden derartige Ungereimtheiten wohl künftig ebenso geräuschlos regeln, wie Murdochs Juristen.
Oder können die Umwelt- und Radsport-Aktivisten in Yorkshire den Marathon-Mann aus Chelsea auf dessen morgendlichen Trab-Runden doch umstimmen?
