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24
04
2019

Foto: Hannover Marathon

Mathieu van der Poel – ein Ausdauer-Talent wie Merckx und Zatopek – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

MAASTRICHT – Irgendein Radio-Reporter hatte Mathieu van der Poel gefragt, ob es ihn einschüchtere, von aller Welt als größtes Ausdauertalent seit Eddy Merckx bezeichnet zu werden.

Doch der 24-jährige Holländer grinste nur: „Nein! Das Talent habe ich doch nun mal. Ich habe seit meiner Kindheit immer dominiert, ich bin es gar nicht anders gewohnt, wenn ich aufs Fahrrad steige.“ Am Ostersonntag gewann dieser Mathieu van der Poel – kopfschüttelnd über den Zielstreifen brausend – den niederländischen Eintags-Klassiker „Amstel Gold Race“ – so wie vor 19 Jahren schon sein Vater Adri van der Poel.
Der Belgier Eddy Merckx, immerhin der erfolgreichste Radsportler der Geschichte, schüttelte dabei ebenfalls den Kopf: „Ein Super-Phänomen. Unfaßbar.“
Das „Super-Phänomen“ hielt sich nicht lange im Ziel des „Amstel Gold Race“ auf, sondern bekräftigte, was es zuvor schon angekündigt hatte: „Das war in diesem Jahr mein letztes Straßenrennen. Ab Dienstag beginne ich mit meinen Vorbereitungen für die olympischen Mountainbike-Rennen. Um Gold zu gewinnen, muss ich noch erhebliche Fortschritte machen.“
Der Straßenrennsport habe noch Zeit und der winterliche Querfeldeinsport über Stock und Stein – in dem er auch schon Medaillen sammelt, wie kaum ein anderer – sei nun mal keine olympische Disziplin. Ergo? Mountainbike.
Vater Adri van der Poel, der als Straßen-Profi 1986 die berühmt-berüchtigte Flandern-Rundfahrt gewonnen hat, der auf der Tour de France das Gelbe Trikot trug, sähe es freilich lieber, der Sohn würde statt seines Mountainbike-Faibles lieber vom kleinen Team Corendon-Circus, das für berühmte Rennen nur hin und wieder Einladungen erhält, für eine Millionengage zu einer berühmten Mannschaft wechseln würde – doch der 24-Jährige will nicht: „Ich werde nicht irgendeine Nummer sein, über die bestimmt wird, wie deren Karriere zu verlaufen  hat. Ich will und werde fahren, was ich will. Und keiner schreibt mir was vor.“
Großvater Raymond Poulidor, immerhin dreimal Zweiter der Tour de France und mit seinen  88 Jahren nicht nur in Frankreich eine Legende, rauft sich die weißen Haare, wenn er dergleichen hört: „Der Junge verschleudert doch sein Talent. Und davon hat er mehr, als ich es je hatte. Er hat sogar mehr Ausdauer, als die einst berühmten Läufer Paavo Nurmi oder Emil Zatopek. Was kann man nur machen, um ihn zu überzeugen, dass er auf die Straße gehört?“
Poulidors Tochter Corinne, Mathieus Mutter, hat eine Idee: „Mein Sohn wird nur für das olympische Mountainbike-Rennen arbeiten, um es auch zu gewinnen. Wird es aber, wider Erwarten, nicht dominieren, wird er dorthin zurückkehren, wo er das Dominieren gewohnt ist.“

Auf die Straße.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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